Schuldenkrise in Europa:Finanzkrise erreicht Zyperns Wirtschaft

Entlassungen, Lohnkürzungen, ruinierte Betriebe: Die Finanzkrise erreicht die Wirtschaft Zyperns schon wenige Tage nach der Verabschiedung des Rettungspakets. Und auch die Abgaben der Bankkunden sind noch höher als erwartet.

Das Rettungspaket für Zypern ist erst wenige Tage alt. Doch die Wirtschaft des Landes scheint die Finanzkrise unmittelbar zu erreichen. Viele Betriebe seien bereits ruiniert, berichteten zyprische Medien. Zwar teilten offizielle Stellen bislang keine Zahlen mit, doch berichtet beispielsweise ein Hotelier in Nikosia, dass zahlreiche kleinere Unternehmer begonnen, hätten Angestellte zu entlassen.

Andere würden neue Arbeitsverträge mit ihren Angestellten aushandeln - mit 30 Prozent weniger Lohn, wie es in Kreisen des Händler- und Kleinunternehmer-Verbandes hieß. Ein Angestellter der Hotelierkammer sagte, dass "fast jedes zweite Hotel schwere Schäden" erlitten habe.

Zwangsabgabe von bis zu 60 Prozent

Unterdessen müssen die Sparer auf der Insel noch größere Einbußen hinnehmen, als bislang angenommen. Für Sparer, die bei der Bank of Cyprus mehr als 100.000 Euro angelegt haben, wird es richtig teuer. Denn oberhalb dieser geschützten Summe droht bei jedem weiteren Euro eine Zwangsabgabe von bis zu 60 Prozent. Das teilte Zyperns Finanzminister mit, der die Modalitäten für die Rettung von Zyperns größter Bank in Nikosia darlegte.

Wer beispielsweise 200.000 Euro angelegt hat, dem bleiben 100.000 Euro sicher. Auf die übrigen 100.000 Euro wird nun laut Sarris eine erste Zwangsabgabe von 37,5 Prozent - also 37.500 Euro - erhoben. Weitere 22,5 Prozent, also 22.500 Euro, könnten in einem zweiten Schritt folgen.

"Wir werden zusätzlich 22,5 Prozent sozusagen beiseite legen", sagte Sarris im zyprischen Fernsehen (RIK). Falls die Bank of Cyprus noch mehr Geld zur Rettung benötige, werde man auch diese 22,5 Prozent nehmen. Die Sparer sollen für ihre Verluste jedoch Aktien der Bank bekommen.

Noch schlimmer ist die Situation für die Sparer der zweitgrößten Bank des Landes, der Laiki Bank. Diese soll gespalten werden. Nur Geldeinlagen bis 100.000 Euro werden gerettet. Diese gehen an die gesunde Bank, die von der Bank of Cyprus übernommen wird. Der Rest geht an eine sogenannte Bad Bank. Die Sparer können nur hoffen, dass sie in der Zukunft einen Teil ihrer Gelder zurückbekommen. Eine bereits eingesetzte Insolvenzverwalterin soll unter anderem über den Verkauf von Immobilien der Bank versuchen, Geld einzusammeln.

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