Schuldenberge in Milliardenhöhe:Delta und Northwest Airlines fliegen in die Pleite

Gleich zwei amerikanische Fluggesellschaften haben Konkurs angemeldet. Die Unternehmen ächzen unter den hohen Kerosinpreisen.

Die Pleitewelle in der US-Luftfahrt setzt sich fort: Mit Delta Air Lines und Northwest Airlines meldeten am Mittwoch (Ortszeit) zwei der fünf größten US-Fluggesellschaften Konkurs an. Damit stehen nun vier der sieben größten Unternehmen der US-Branche unter Gläubigerschutz.

Airlines AP

Flugzeuge von Delta Air Lines und Northwest Airlines.

(Foto: Foto: AP)

Delta fliegt täglich von vier deutschen Flughäfen in die USA, Northwest bedient Frankfurt am Main.

Für die Kunden ändert sich zunächst nichts. Das US-Konkursrecht erlaubt es Unternehmen, unbelastet von ihren Schulden den Betrieb weiterzuführen und die Sanierung anzugehen.

Delta wie Northwest ächzen unter dem erbarmungslosen Preiskampf in der Branche und den hohen Kerosinpreisen.

Terrorangst verschärfte Krise

Deutlich verschärft wurde die seit Jahren andauernde Krise durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 und den folgenden Einbruch bei den Passagierzahlen.

Mit United Airlines und US Airways hatten bereits die Nummer zwei und Nummer sieben der US-Branche ihre Pleite angemeldet. United tat dies bereits im Dezember 2002, kündigte aber am Donnerstag an, das Dach des US-Gläubigerschutzes in den kommenden Monaten verlassen zu wollen.

Der frühere Vorsitzende von Continental Airlines, Gordon Bethune, sagte, die großen US-Fluggesellschaften hätten sich zu hohe Kosten und zu schlechten Service erlaubt. Diese Arroganz habe es Billig-Fluggesellschaften ermöglicht, auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen.

Für die Kunden bleibt alles gleich

Delta betonte, für die Kunden ändere sich durch den Konkursantrag nichts. Der Flugplan werde vollständig eingehalten und Tickets wie gewohnt ausgestellt. Von Deutschland aus bietet Delta tägliche Direktflüge von Frankfurt am Main, München, Stuttgart und Berlin in die Vereinigten Staaten an. Insgesamt fliegt die Airline gut 500 Ziele in 88 Ländern an. Nach eigenen Angaben hat Delta das weltweit zweitgrößte Passagieraufkommen.

Delta und Northwest Airlines fliegen in die Pleite

Auch bei Northwest, die von Frankfurt aus nach Detroit fliegt, soll der Betrieb normal weitergehen. Northwest fliegt 232 Städte in 25 Ländern an. Delta wie Northwest gehören der Luftfahrtallianz Sky Team an und sind damit Partner von Air France und KLM. Die Kunden könnten auch weiterhin für ihre Flüge Meilen sammeln, betonte Delta.

Es ist noch nicht das Aus

Kapitel elf des US-Konkursrechts erlaubt angeschlagenen Unternehmen eine Verschnaufpause und rettet sie damit vor dem drohenden Aus.

Delta wie Northwest hoffen, damit ihre Sanierungspläne vorantreiben und ihre massiven Schuldenberge abbauen zu können. Die 1928 gegründete Delta mit Sitz in Atlanta hatte im vergangenen Jahr ein Rekordminus von 5,2 Milliarden Dollar (rund 4,3 Milliarden Euro) verbucht. Delta ist seit fünf Jahren in den roten Zahlen. Ihre Gesamtschulden belaufen sich auf 21 Milliarden Dollar. Die 1926 gegründete Northwest Airlines schiebt einen Schuldenberg von 15 Milliarden Dollar vor sich her. Im vergangenen Jahr betrug das Minus 878 Millionen Dollar.

Auf die Angestellten beider Airlines dürften nun weitere massive Einschnitte zukommen. Delta hatte bereits am Montag von ihren rund 6500 Piloten Einbußen beim Gehalt verlangt. Im vergangenen Herbst hatte Delta den Konkurs nur durch einen schmerzhaften Sanierungsplan abwenden können, der Einsparungen in Höhe von jährlich fünf Milliarden Dollar bis 2006 vorsah. Zudem sollten 7000 Stellen gestrichen werden.

Northwest will rund 1,1 Milliarden Dollar beim Gehalt seiner 40.000 Mitarbeiter einsparen. Allerdings scheiterten Verhandlungen mit den 4400 Flugzeug-Technikern erst im vergangenen Monat.

United Airlines sieht sich im Aufwind

United Airlines als Nummer zwei der US-Branche erklärte dagegen, sie sei nach einem umfassenden Sanierungsprogramm "auf konsequentem Weg, den Gläubigerschutz zu verlassen". Vier Banken - darunter auch die Deutsche Bank - hätten hierfür Kredite von 2,5 Milliarden Dollar zugesagt. Am 11. Oktober will die Gesellschaft vor einem Gericht im US-Bundesstaat Chicago ihren Umstrukturierungs-Plan vorlegen. United fliegt von Frankfurt und München in die USA und ist nach eigenen Angaben der größte US-Anbieter in Deutschland.

Der internationale Luftfahrtverband IATA fürchtet, dass die hohen Kerosinpreise noch weitere Unternehmen in die Pleite reißen könnten. Für das laufende Jahr rechnet die IATA nach jüngsten Schätzungen mit Verlusten von 7,4 Milliarden Dollar in der Branche.

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