Süddeutsche Zeitung

Schuldenberatung:Privatinsolvenz-Welle befürchtet

Noch hat die Pandemie nicht zu einer Überschuldung geführt. Das kann sich schnell ändern.

Bislang hat die Corona-Pandemie noch nicht zur Überschuldung vieler Menschen geführt, doch das könnte sich bald ändern. "Derzeit ist die Zahl derjenigen Ratsuchenden überschaubar, die infolge Corona in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind", sagt Johannes Kreukler von der Arbeitsgemeinschaft Spezialisierte Schuldnerberatung in Mannheim. Pro Monat werden dort 40 bis 50 Menschen neu beraten. Doch die Lage werde sich verschärfen, erwartet Kreukler. "Wir rechnen im Herbst mit einer großen Insolvenz-Welle, weil ab Oktober Gläubiger wieder Insolvenz für ihre Schuldner beantragen können." Diese "Fremdanträge" beim Amtsgericht sind wegen besonderer Corona-Regeln vorübergehend nicht möglich. Nach Kreuklers Prognose wird es vorrangig Selbständige, Gastronomen und Menschen aus dem Eventbereich und Messebau treffen. "Wer seine Kalkulation sehr auf Kante genäht hat, dass heißt mit knappen Margen rechnet, ist durch Corona besonders gefährdet." Bei Angestellten habe der Staat durch das eben verlängerte Kurzarbeitergeld das Schlimmste verhindert. Auch Mietstundungen und ausgesetzte Kreditraten der Banken haben die Lage abgefedert.

Baden-Württemberg hat zusammen mit Bayern die geringste Überschuldungsquote. Nach den Daten des Creditreform-Schuldneratlas' waren 2019 im Südwesten 8,23 Prozent, im Nachbarland 7,31 Prozent der Bürger überschuldet. Bundesweit hat demnach 2019 die Zahl der Überschuldungen geringfügig abgenommen: Etwas mehr als 6,9 Millionen Bürger über 18 Jahren waren überschuldet, knapp 10 000 weniger als 2018.

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SZ vom 21.09.2020 / dpa
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