Die Familie Schaeffler ist bereit, zur Rettung ihrer mit mehr als zehn Milliarden Euro verschuldeten Firmengruppe "einen wesentlichen Anteil" daran zu verkaufen. Dies bestätigte ein Sprecher der Schaeffler-Gruppe. In unternehmensnahen Kreisen und bei Banken wird sogar erwartet, dass die Eigentümerfamilie sich notfalls auch von der Mehrheit der Anteile trennt, sollte ein finanzstarker Investor dies zur Bedingung für seinen Einstieg machen.
Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg versuchen angestrengt, dies zu verhindern. Selbst beim Verkauf von Anteilen wollen sie weiter das Sagen haben. "Es ist unser Ziel, als wesentlicher Ankerinvestor die Zerschlagung des Unternehmens Conti/Schaeffler zu verhindern und Arbeitsplätze zu erhalten", sagte Georg Schaeffler. Dazu sei unternehmerische Verantwortung nötig. "Das umfasst mehr als die mit einer Sperrminorität verbundenen Rechte", sagte Schaeffler und reagierte so auf eine Meldung, wonach er und seine Mutter bis zu drei Viertel ihrer Firma verkaufen und sich mit einer Sperrminorität von 25 Prozent zufriedengeben würden.
Conti verliert dramatisch an Wert
Zeitweise ließ diese Meldung den Wert der Conti-Aktie am Dienstag um mehr als 20 Prozent abstürzen. Georg Schaeffler wollte sich nicht auf eine Beteiligungsgrenze festlegen. "Der konkrete Anteil hängt entscheidend von der Bewertung des Unternehmens ab, die wiederum ganz wesentlich durch die strategischen Zukunftspotentiale bestimmt wird", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
Dennoch ist die Zukunft des fränkischen Familienunternehmens, das weltweit knapp 70.000 Mitarbeiter beschäftigt, ungewisser denn je.
Die finanzielle Situation der Schaeffler-Gruppe spitzt sich nach Informationen aus Finanzkreisen immer dramatischer zu. 70 Millionen Euro müssen die Franken monatlich dem Vernehmen nach allein an Zinsen für ihre Kredite bezahlen, mit denen sie die Conti-Übernahme finanziert haben. "Bei Schaeffler brennt es lichterloh", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Banker. Angeblich wollen die Institute jetzt schnell die Kontrolle über die angeschlagene Firmengruppe übernehmen.
Die Debatten um einen möglichen Verkauf der Anteilsmehrheit seien rein theoretisch, weil es momentan überhaupt keinen Investor gebe, der zu akzeptablen Bedingungen bereit sei, bei Schaeffler einzusteigen, hieß es in unternehmensnahen Kreisen. In der Firma ruhen alle Hoffnungen offenkundig auf den anstehenden Verhandlungen mit der Politik über Staatshilfen. Dem Vernehmen nach will Schaeffler in der kommenden Woche Vertretern des Finanz- und des Wirtschaftsministeriums in Berlin sowie der bayerischen Landesregierung ein Konzept vorlegen. Georg Schaeffler, der 80 Prozent der Anteile an der Firma hält, bezifferte den staatlichen Überbrückungsbedarf auf bis zu sechs Milliarden Euro.
Mit dem Verkauf eines großen Anteilspakets käme die Familie Schaeffler auch einer internen Forderung der Bundesregierung nach, die sich nicht dem Verdacht aussetzen will, dass sie einer Milliardärin zur Seite springt, die sich verspekuliert hat. Doch selbst bei einem Teilrückzug des bisherigen Eigentümers lägen staatliche Hilfen für die Unternehmensgruppe noch in weiter Ferne. Die bisher von Schaeffler vorgelegten Sanierungsvorschläge seien "eher Verträge zu Lasten Dritter", hieß es in Verhandlungskreisen. Zudem sei einem überschuldeten Unternehmen mit Staatsbürgschaften nicht zu helfen. Direkte Eigenkapitalhilfen des Bundes kämen ohnehin nicht in Betracht.