Auskunftei:Warum die Schufa mehr Geld verdient

Lesezeit: 2 Min.

Die Auskunftei gehört Banken und Unternehmen. (Foto: Jens Kalaene/picture alliance/dpa)

Die Auskunftei hat Daten von mehr als 60 Millionen Menschen gespeichert – und das lohnt sich offenbar. Sie hat 2023 ihren Umsatz gesteigert. Besonders eine Sparte wuchs stark.

Von Nils Heck, Köln

Eine der oft erzählten Mythen über die Auskunftei Schufa ist die, dass die Schufa eine staatliche Behörde sei. Doch das ist falsch. Die Auskunftei gehört Banken und Unternehmen – und ist seit jeher eine Firma, die Geld verdienen will. Die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen für 2023 machen das mehr als deutlich. Denen zufolge hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Wiesbaden einen Umsatz von 276,1 Millionen Euro gemacht. Das sind 3,3 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Auch das Ergebnis vor Steuern und Zinsen konnte die Schufa AG um mehr als fünf Prozent steigern und kommt nun auf mehr als 78 Millionen Euro. Ebenfalls mehr Umsatz konnte der gesamte Schufa-Konzern machen. Zu diesem zählen neben der eigentlichen Auskunftei Schufa auch noch Start-ups, darunter die Forteil GmbH, die hinter der App Bonify steckt. Zusammen machte der Konzern 283 Millionen Euro Umsatz.

Der Großteil der Einnahmen entfällt somit auf die Auskunftei Schufa. Diese ist die größte ihrer Art in Deutschland und hat Daten von mehr als 60 Millionen Menschen gespeichert. Aus diesen Daten errechnet sie den sogenannten Schufa-Score, der zwischen null und 100 liegt und anzeigen soll, ob jemand kreditwürdig ist. Je höher die Zahl ist, desto höher soll laut Schufa auch die Wahrscheinlichkeit sein, dass eine Person ihren Vertrag oder Kredit abstottert. In der Wirtschaft nutzen den Score viele Banken, Firmen oder auch Online-Händler, wenn Menschen bei ihnen einen Vertrag oder Kredit abschließen. Ist der Score bei einem Abschluss zu niedrig, lehnen viele Unternehmen die potenziellen Kunden ab, weil sie Angst vor einem Zahlungsausfall haben. Das macht den Schufa-Score in Deutschland sehr mächtig.

Mehr als 85 Millionen Euro Umsatz mit Privatpersonen

Die aktuellen Zahlen zeigen, dass das Geschäft mit diesen Auskünften auch nach wie vor die wichtigste Sparte der Auskunftei ist. 240 Millionen Euro und damit der allergrößte Teil des Umsatzes macht die Schufa im Bereich „Bonität“. Geld verdient die Auskunftei hier vorrangig über die Banken und Unternehmen. Sie zahlen für jede Auskunft über eine Person einen kleinen Betrag an das Wiesbadener Unternehmen. Das sind pro Auskunft zwar meist nur wenige Cent. Doch aufgrund der schieren Masse der Anfrage kommt hier schnell ein Millionenbetrag zusammen. Daneben verdient die Schufa auch mit Privatkunden Geld, wie die Zahlen deutlich machen. Demnach entfallen mehr als 85 Millionen Euro des Umsatzes auf das Geschäft mit Privatpersonen. Dazu zählen Abonnements und auch sogenannte Mieterauskünfte. Letztere werden von Vermietern häufig bei Bezug einer neuen Wohnung verlangt. Sie sollen zeigen, dass der künftige Mieter bisher seine Rechnungen und Kredite brav bezahlt hat und dies mutmaßlich künftig tun wird. Für eine solche Mieterauskunft berechnet die Schufa aktuell rund 30 Euro.

Neben dem Bereich Bonität bietet die Schufa auch noch Produkte in den Bereichen Compliance, Betrugsprävention oder Identifizierung an. Diese Sparten tragen verhältnismäßig wenig zum Umsatz bei, wachsen aber teilweise stark. So konnte die Schufa im Bereich Compliance ein sattes Umsatzplus von mehr als 87 Prozent von 2,2 auf 4,2 Millionen Euro verbuchen. Auch die anderen Bereiche konnten im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Schufa-Chefin Tanja Birkholz dürfte mit dem Ergebnis entsprechend zufrieden sein. Einziger Wermutstropfen: Der Konzern, zu dem auch weitere Firmen gehören, verdiente trotz mehr Umsatz unterm Strich fast neun Prozent weniger als noch im Vorjahr. Als Grund führt die Schufa selbst an, viel Geld in den Umbau der Schufa gesteckt zu haben. Chefin Birkholz hatte bereits vor einigen Jahren eine sogenannte „Transparenzoffensive“ ausgerufen und wirbt seither dafür, dass die Auskunftei sich verständlicher erklären müsse. In diesem Zuge hat die Schufa Ende 2022 auch die App Bonify gekauft, in der Kunden unter anderem den Schufa-Score einsehen können. Ein offizieller Kaufpreis wurde nicht kommuniziert. Der Zukauf soll die Schufa aber einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet haben.

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