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Schönbeck:Exotik im Nordosten: Schloss Rattey weitet Weinanbau aus

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Noch ist Mecklenburger Landwein ein Geheimtipp. Mehr als 25 000 Liter im Jahr gab es noch nie. Doch jetzt entstehen rund um das Weingut Schloss Rattey als einem...

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Rattey (dpa/mv) - Noch ist Mecklenburger Landwein ein Geheimtipp. Mehr als 25 000 Liter im Jahr gab es noch nie. Doch jetzt entstehen rund um das Weingut Schloss Rattey als einem der nördlichsten Weinbaugebiete in Deutschland neue Weinfelder. Jörn Schäfer, der in Rheinland-Pfalz eine Rebschule betreibt, pflanzt mit seinen Mitarbeitern 35 000 Rebstöcke in den ostmecklenburgischen Acker, auf dem noch Reste der letzten Maisernte liegen. „Das ist ein großes Projekt für uns und ein exotisches Projekt“, sagt der junge Mann. Als Grund nennt er nicht die nördliche Lage, sondern die vielen neuen Sorten, die in den Boden kommen.

Einige österreichische Neuzüchtungen haben noch gar keine Zulassung für Deutschland, wie der Leiter des Weingutes Rattey im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, Stefan Schmidt, erklärt. Das Agrarministerium in Schwerin hat nach eigenen Angaben eine Ausnahmegenehmigung erteilt und überwacht den Anbauversuch. Zwölf Sorten kommen in die Erde, die auf unterschiedliche Unterlagen aus wilden Rebpflanzen aufgepfropft sind. Es soll getestet werden, welche Sorten mit den norddeutschen Bedingungen wie spätes Frühjahr, zeitiger Frost im Herbst und sandigen Böden am besten zurechtkommen.

Bislang bewirtschaftet das 1999 von einem Verein gegründete Weingut knapp fünf Hektar rund um das Schloss Rattey. Vor einem halben Jahr wurde die Immobilie versteigert. Die Inselmühle Usedom GmbH von Horant Elgeti erhielt den Zuschlag für Schlosshotel, Weinberge und Nebengebäude mit der Kellerei. „Das war ein Glücksfall, absolut“, urteilt Schmidt. Elgeti stammt aus einer Bauernfamilie in der Nähe von Rostock. Sein Vater, der promovierte Landwirt Herwig Elgeti, steht ihm zur Seite.

Der Önologe Schmidt zeigt auf die schnurgeraden Reihen mit jungen Rebpflanzen. Sie stehen im Meter-Abstand, zur Nachbarzeile sind es zwei Meter. Herwig Elgeti riet, nicht den gesamten Acker umzupflügen, sondern nur die Pflanzspur, damit die Feuchtigkeit im Boden bleibt, berichtet Schmidt. Entsprechend bereitete die Agrar GmbH Schönbeck die Fläche vor. Schäfer brachte die Pflanzmaschine per Tieflader mit, installierte die angegebenen GPS-Daten - und los ging es.

In großen grünen Bütten am Feldrand stehen gebündelte Rebpflanzen im Wasser. Zwei Arbeiter sitzen auf der Maschine und legen die Pflanzen einzeln in einen Greifer, der setzt sie hinter der Pflugschar in den Boden. Der Schlepper scheint mit 2,5 Stundenkilometern nur zu kriechen, doch am Ende des Tages sind 12 000 bis 15 000 Rebstöcke gepflanzt. Kein Vergleich zur Handarbeit. Das Schlimmste, was nun passieren könnte, wäre zu wenig Wasser, sagt Schäfer. Schmidt ist optimistisch, dass das Versuchsfeld ohne Tröpfchenbewässerung auskommt. In der Senke fließt ein Graben. Später werden noch im Abstand von fünf Metern Pfähle gesetzt und Drähte gespannt. Jede Pflanze erhält eine Pflanzröhre, die ihr Schutz bietet und sie zwingt, gerade nach oben zu wachsen.

Mit der ersten Weinlese auf dem neuen Feld rechnet Schmidt je nach Sorte 2022/23. Der Wein dürfe - die Genehmigung des Ministeriums vorausgesetzt - mit dem Vermerk „Aus Versuchsanbau“ verkauft werden. Die Erträge entscheiden über Verbleib oder Rodung der Versuchspflanzen. Schmidt hofft, dass sich 60 Prozent der Rebstöcke als passend für Rattey erweisen und bleiben können.

Die Vision für Rattey ist die Erweiterung der Anbauflächen auf 30 bis 35 Hektar. Aber nicht nur Wein soll dort wachsen. Die Inselmühle Usedom hat ihrem Leiter Torsten Peters zufolge viel mehr vor: Obstanbau. Auf Usedom sind bereits Aprikosen, Nektarinen und Pfirsiche gepflanzt. Auf 90 Hektar sollen unter anderem noch Aroniabeeren, Johannisbeeren, Äpfel, Quitten, Cornelkirschen und Nüsse dazukommen. Daraus sollen auf Usedom Säfte gewonnen werden, in Rattey Obstweine und Obstgeiste. Im Juli soll die Inselmühle mit Laden und Gastronomie eröffnet werden. Die ersten eigenen Produkte sind dann Speiseöle aus der Stadt Usedom und Mecklenburger Landwein aus Rattey.

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