Schnappi und seine Freunde:Es wird etwas geschehen!

Gammelfleisch? Strahlendes Wasser? Wir haben ein Problem mit dem Verbraucherschutz in Bayern. Und sind etwas schlecht gelaunt.

hgn

Vielleicht lag es an Bruno, dass man sich den Namen Werner Schnappauf mittlerweile so gut merken kann. Schnappauf - das ist der bayerische Verbraucherminister. Er gab den Schießbefehl auf Bruno. Ob berechtigt oder unberechtigt, gehört nicht hierher. Aber wir kennen ihnen nun, unseren Schnappauf.

Schnappauf steht auch für Gammelfleisch - ein Begriff, der eigentlich schon im Jahr 2005 nach dem wiederholten Etikettenschwindel in Supermärkten Eingang in den deutschen Wortschatz fand.

Doch jetzt erst richtig. Und es ist doch merkwürdig, dass das man bei Gammelfleisch automatisch an Bayern denkt. Das ist natürlich ungerecht.

Soko Lebensmittel

Aber Bekenntnis und Tat klaffen hierzulande eben auch weit auseinander. Wie war das im Januar, beim Wildskandal in Passau? Schnappauf betonte, dass etwas geschehen werde. Klar, die Verantwortung der Unternehmen, die das Verbraucherministerium gern bemüht, versagt im Ernstfall meist.

Nicht nur auf Seiten der Großhändler, sondern auch auf Seiten der Abnehmer, die dafür sorgen, dass die Großhändler auf dem betagten Fleisch nicht sitzen bleiben.

Darum kündigte der Verbraucherminister "strengste Kontrollen" in Kühlhäusern an sowie die Einrichtung der Spezialeinheit "Lebensmittel" beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, die "landesweit tätig und insbesondere bei Verdacht auf Lebensmittelverstöße in Spezial-Fällen eingesetzt" werden sollte.

Da darf man nun rätseln, was so eine "interdisziplinär besetzte" Soko Lebensmittel seit dem 1. Juli mit ihren Juristen, Lebensmittelchemikern und Veterinären so treibt. Sind es Vorstopper? Oder nur Ausputzer?

Wir wissen es nicht. Nur eines ist klar. Was immer getan worden sein mag - sehen kann man es nicht: Lebensmittelkontrolleure hatten bereits zwei Mal bei Kunden des jetzt aufgeflogenen Fleischhändlers verdorbene Ware gefunden und dies den bayerischen Behörden gemeldet. Und in der Branche war seit Jahren bekannt, dass es bei dem Unternehmen Probleme gab.

So oder so, in München wusste man zunächst angeblich nicht, wer zuständig ist, später gab es offenbar einen Betriebsbesuch, sicherheitshalber aber nur in den Büroräumen. Nicht dort, wo es stank, wenn es taute.

Es passt zum Bild, was man auch sonst gewinnen muss: Da gibt es die Geschichte mit dem radioaktiven Mineralwasser. Was erfahren die Verbraucher? Nichts.

Und wenn die Lebensmittelüberwachung in der täglichen Arbeit mal fündig wird, tauchen bestenfalls dezente Hinweise auf Webseiten der Behörden auf. Erwartet wird, dass die Verbraucher sich dort selbst informieren.

Sicher - wir brauchen keine Hysterie. Die Döner sind verspeist und auch die Unternehmen haben ein Recht auf Recht.

Aber eine aufmerksame Behörde, die sich auch mal für den ebenso großen wie machtlosen Interessenverband Verbraucher stark machen würde - das könnte Bayern gut gebrauchen.

Schnappauf hat übrigens zusammen mit den Kollegen aus dem Bundesgebiet beschlossen, dass wieder etwas geschehen wird: Die Lebensmittelkontrollen sollen nach einheitlichen Standards abgewickelt werden.

Schwer zu sagen, ob das reicht. Und wir Schnappauf nicht immer nur mit Problembären und Gammelfleisch in Verbindung bringen.

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