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Schnäppchenportal in der Krise:Europäer pfeifen auf Groupon

Für die Anleger geht der Groupon-Alptraum weiter: Nach enttäuschenden Geschäftszahlen bricht die Aktie um mehr als 15 Prozent ein und erreicht einen neuen Tiefstand. Besonders schlecht läuft es für das Rabattcoupon-Portal in Europa.

Groupon fällt es immer schwerer, neue Kunden für seine Schnäppchen-Angebote zu gewinnen. Das einst steile Wachstum der Internetfirma ist im dritten Quartal weiter abgeflaut. Während die Amerikaner und Kanadier noch zuschlugen, stagnierte das internationale Geschäft beinahe.

Gründer und Firmenchef Andrew Mason verwies auf "anhaltende Herausforderungen in Europa". Nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen brach die Aktie nachbörslich um 15 Prozent auf 3,33 Dollar ein. Das ist ein neuer Tiefstand. Beim Börsengang vor einem Jahr hatte das Papier noch 20 Dollar gekostet. Groupon galt sogar als Wegbereiter für das Soziale Netzwerk Facebook an den Kapitalmarkt. Auch Facebooks Aktie steht im Keller, wenngleich der Absturz weniger dramatisch als bei Groupon ausfiel.

Groupon hatte von Anfang an einen schweren Stand an der Börse. Das Schnäppchenportal verspielte viel Vertrauen durch schlampige oder allzu kreative Buchführung. Auf Druck der Börsenaufsicht SEC musste Groupon seine Geschäftszahlen mehrfach korrigieren.

Gewerbetreibende können bei Groupon Rabattcoupons anbieten. Der Deal kommt zustande, wenn eine bestimmte Anzahl von Interessenten zuschlägt. Das Unternehmen erhält dann einen Teil der Einnahmen. Ende September hatte Groupon 39,5 Millionen aktive Kunden.

Verärgerte Anleger trotz Plus von 32 Prozent

Was die Anleger verstimmte, war das abflauende Wachstum: Im dritten Quartal setzte Groupon 569 Millionen Dollar um - das war ein Plus von 32 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Im zweiten Quartal hatte Groupon dagegen noch um 45 Prozent zulegen können und im ersten Quartal sogar um 89 Prozent. Dabei versucht das Unternehmen fieberhaft, das Geschäft über die Rabattcoupons hinaus auszuweiten. Immerhin konnte Groupon seinen Quartalsverlust auf 3 Millionen Dollar eindämmen, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Minus von 54 Millionen Dollar aufgelaufen war.

Groupon investiert viel Geld, um Unternehmen wie Restaurants oder Dienstleister für die Rabattangebote und das Verwalten der Schnäppchen zu gewinnen. Schon seit einiger Zeit hegen die Anleger Zweifel daran, dass das Geschäftsmodell überhaupt auf Dauer funktionieren kann. Einige Konkurrenten haben bereits aufgehört. Amazon schrieb jüngst fast seine gesamte Investition in den Groupon-Rivalen LivingSocial ab.

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