Schlechtes Jahr für Investmentbanker:Der 385.000-Dollar-Schock

Weil die Erträge der großen Wall-Street-Firmen in der Krise einbrechen, werden die Sonderzahlungen für manche Investmentbanker wohl so niedrig ausfallen wie seit 2008 nicht mehr. Bei Goldman Sachs werden die Angestellten nun im Schnitt mit 385.000 Dollar auskommen müssen. Gewöhnt sind sie andere Summen.

Die Konten vieler Wall-Street-Banker werden in Zukunft etwas leerer sein. 2011 war das Jahr der fallenden Kurse, der unsicheren Märkte - deswegen haben viele Wall-Street-Unternehmen die Boni ihrer Manager gekürzt, berichtet das Wall Street Journal.

Zeitung: Wall-Street-Banker streichen über 70 Milliarden Dollar ein

Die Geschäfte an der Wall Street laufen derzeit nicht gut.

(Foto: dpa)

Zum Beispiel Goldman Sachs: Dort könnten die Bonuszahlungen für die etwa 400 Partner mindestens um die Hälfte gekürzt werden, berichtet das Blatt unter Berufung auf Bankenkreise. In Abteilungen, die sich mit dem Anleihenhandel befassten, dürften die Kürzungen mit 60 Prozent noch drastischer ausfallen. Teils würden überhaupt keine Boni bezahlt. Das Durchschnittsgehalt eines Goldman-Bankers, das 2007 noch bei 661.000 Dollar lag, würde den Prognosen des WSJ zufolge 2011 eher bei 385.000 Dollar liegen. Nur im Jahr 2008 war es mit 364.000 noch etwas niedriger.

Beim Konkurrenten Morgan Stanley sinken demnach die Boni um 30 bis 40 Prozent.

Umdenken in Großbritannien

Die teilweise exorbitanten Bonuszahlungen an der Wall Street stehen schon länger in der Kritik: Viele Experten argumentieren, dass die Ausrichtung des Geschäfts auf hohe Boni riskante Spekulationen fördere und somit mitverantworlich für die Finanzkrise sei. Deswegen kürzten zuletzt einige Firmen ihre Boni und erhöhten im Gegenzug das Basisgehalt der Mitarbeiter. Viele Top-Manager erhielten jedoch weiterhin beachtliche Bonus-Zahlungen.

In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und ökonomischer Unsicherheit zeigte sich auch die Öffentlichkeit zunehmend entsetzt über die hohen Zusatzzahlungen - zuletzt empörte sich die Occupy-Wall-Street-Bewegung über soziale Ungleichheit und die vermeintliche Gier der Banker.

Aber nicht nur in den USA geht es den Managern ans Gehalt. Die britische Regierung denkt über Gesetze zur Regulierung von Bonuszahlungen in Unternehmensspitzen nach. Die Gesetze würden Aktionären die Macht geben, gegen derartige Gehaltspakete ihr Veto einzulegen, sagte Premierminister David Cameron der BBC.

Cameron machte für die hohen Zahlungen ein Verhalten verantwortlich, das er als "Karussell" bezeichnete. Demnach stimme eine kleine Gruppe von Direktoren im Sitzungssaal gegenseitig ihren unverhältnismäßigen Gehaltspaketen zu. Dabei fügten sie ihrer eigenen Firma Schaden zu.

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