Schlechte Nachrichten vor dem Börsengang:General Motors zweifelt an Facebook-Anzeigen

Teure Werbung, die nach Meinung von Marketingexperten fast nichts bringt: Der amerikanische Autokonzern General Motors will künftig keine bezahlten Anzeigen mehr auf Facebook schalten. Die Nachricht könnte die Euphorie kurz vor dem Börsengang des sozialen Netzwerks dämpfen.

Eine bessere und größere Werbeplattform ist eigentlich kaum möglich - fast eine Milliarde Menschen weltweit sind Mitglieder bei Facebook. Es gibt wohl kaum ein anderes Medium, bei dem ein Unternehmen auf ein Mal derart viele potentielle Konsumenten erreichen kann. Doch General Motors, immerhin der drittgrößte Werbekunde in den USA, wird wohl kein Geld mehr für Werbung auf dem sozialen Netzwerk ausgeben.

Der Autokonzern soll entschieden haben, sämtliche Anzeigen auf Facebook zu stoppen. Wie das Wall Steet Journal unter Berufung auf einen hochrangigen Mitarbeiter berichtet, sei GM zu dem Schluss gekommen, dass diese Art der Werbung nur wenig Einfluss auf die Konsumenten habe.

GM-Marketingchef Joel Ewanick bestätigte den Werbestopp nicht explizit, sagte aber, das Unternehmen sei derzeit dabei, seine Werbestrategie auf Facebook zu überprüfen. Wie die Zeitung berichtet, will GM zwar nicht mehr für Anzeigen bezahlen, den Einsatz unbezahlter Werbung auf Facebook aber mit der Schaffung und Unterhaltung eigener Facebook-Seiten fortsetzen und ausbauen.

Aus Sicht von GM ist der Ausstieg eine Kleinigkeit: Für bezahlte Werbung auf Facebook gab der Konzern nach Angaben des Wall Street Journal im vergangenen Jahr zehn Millionen Dollar. aus, nur einen kleinen Anteil am Werbeetat von insgesamt 1,8 Milliarden Dollar.

Aus Sicht von Facebook kommt der Schritt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Für diesen Freitag ist der Börsengang geplant, Gründer Mark Zuckerberg wirbt derzeit noch um Investoren und solch schlechte Nachrichten könnten den geplanten fulminanten Börsenstart erheblich stören.

Facebook will Zahl der Aktien deutlich erhöhen

Erst an diesem Dienstag hatte Facebook die Spanne für den Ausgabepreis angehoben: Sie liegt jetzt bei 34 bis 38 Dollar je Aktie liegen. Zuvor waren 28 bis 35 Dollar angepeilt. Eine endgültige Entscheidung über den Ausgabepreis wird für Donnerstagabend erwartet.

Außerdem will das Unternehmen, das im vergangenen Jahr bei gerade einmal 3,7 Milliarden Dollar Umsatz eine Milliarde Dollar Gewinn erwirtschaftete, deutlich mehr Aktien auf den Markt bringen als bisher bekannt. Der US-Fernsehsender CNBC will erfahren haben, dass das soziale Netzwerk plant, etwa 420 Millionen Anteilscheine anzubieten. Damit könne es nach Einschätzung von Experten mehr als 15 Milliarden Dollar einsammeln. Zuvor habe die Zahl der Aktien beim geplanten Börsengang bei etwa 340 Millionen Anteilscheinen gelegen.

Die US-Börsenaufsicht SEC solle am Mittwochmorgen von den Plänen informiert werden, hieß es bei CBNC. Auch die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg berichtet über den Plan unter Berufung auf zwei informierte Personen. Facebook-Sprecher Mike Buckley wollte die Angaben nicht kommentieren, hieß es bei Bloomberg.

Auch wenn die GM-Pläne unter den großen Industrieunternehmen bisher einmalig sind, Zweifel an der Effektivität bezahlter Anzeigen auf Facebook sind nicht neu. Viele Marketing-Fachleute, die große Etats verwalten, sind sich nicht sicher, was Werbung auf Facebook wirklich bringt. Das Wall Street Journal hatte schon vor zwei Wochen einen der Marketing-Chefs des Autobauers Kia zitiert, der auf Facebook Anzeigen schaltet: "Die Frage mit Facebook und vielen Social-Media-Seiten ist: 'Was bekommen wir für unsere Dollar?'"

TV-Kampagnen mit spektakulären Spots und großangelegte Rabattaktionen, die die Kunden in die Autohäuser locken sollen - das sind nach Experteneinschätzung die gängigen Methoden der großen Autokonzerne. Zwar könne man Facebook aufgrund der breiten Massenwirkung bei den Massen "nicht ignorieren", wie das Wall Street Journal einen Experten zitiert, allerdings müsse das Netzwerk beweisen, dass sich mit den großen Anhängerzahlen auch tatsächlich zählbare Umsatzsteigerungen generieren lassen.

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