Leipzig/Halle (dpa) - Als Ausgleich für den geplanten Ausbau am Flughafen Leipzig/Halle sollen die von steigender Lärmbelastung betroffenen Kommunen Entschädigungen erhalten. Ein Sprecher des sächsischen Finanzministeriums bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass in Vorbereitung der Beratungen zum Doppelhaushalt 2023/24 mit Beteiligten gesprochen worden sei und werde. Verbindliche Beschlüsse gebe es nicht. Eine Summe wurde nicht genannt.
Nach einem Bericht der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) soll es um einen Betrag von mehr als 40 Millionen Euro gehen, die der Freistaat Sachsen als Kompensation zur Verfügung stellen will. Demnach sollen rund 25 Millionen Euro für den Straßenbau und -erhalt ausgegeben und den umliegenden Kommunen direkt zur Verfügung gestellt werden, die unmittelbar vom Flughafenausbau betroffen sind. Mit der Erweiterung der Kapazität des Airports wird vor allem mit zusätzlichem Lastwagenverkehr gerechnet. Eine erste Liste mit möglichen Strecken existiert demnach bereits und soll in Absprache mit den Kommunen geprüft und überarbeitet werden.
Weitere 15 bis 20 Millionen Euro sollen laut Bericht direkt der Stadt Schkeuditz zugute kommen, die besonders vom Flugverkehr betroffen ist. Der Freistaat soll der Kommune für diese Summe eine Schwimmhalle bauen. Das Projekt verfolgt die Stadt seit Jahren, es konnte aber bislang nicht umgesetzt werden. Der Schkeuditzer Oberbürgermeister Rayk Bergner (CDU) äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Plänen.
Der Sprecher der Mitteldeutsche Flughafen AG (MFAG), Uwe Schuhart, bestätigte zwar ein Treffen der Beteiligten im Mai, äußerte sich aber nicht zu konkreten Zahlen. Zu den Inhalten sei mit allen Teilnehmern Vertraulichkeit vereinbart worden, hieß es. „Aber wir können bestätigen, dass wir uns bekannterweise seit längerem für verschiedene Maßnahmen und Projekte in den Gemeinden aus dem Umland des Flughafen Leipzig/Halle einsetzen“, sagte Schuhart. Die MFAG will 500 Millionen Euro in Modernisierung und Ausbau investieren.
Der Flughafen an der Grenze von Sachsen und Sachsen-Anhalt ist inzwischen der zweitgrößte Fracht-Airport in Deutschland hinter Frankfurt/Main und in Europa schon die Nummer vier. Am Airport gibt es für Frachtmaschinen eine Nachtflugerlaubnis. Der Frachtumschlag stieg 2021 um 15 Prozent auf fast 1,6 Millionen Tonnen, ein Rekordergebnis. Etwa 8200 der insgesamt 10 800 Beschäftigen arbeiten am Airport Leipzig/Halle im Bereich Luftfracht, Speditionen und Logistik. Haupteigner der Mitteldeutschen Flughafen AG ist Sachsen mit gut 77 Prozent, Sachsen-Anhalt ist mit gut 18 Prozent beteiligt.
Unter anderem plant DHL die Erweiterung des Logistik-Drehkreuzes von 60 auf etwa 90 Stellplätze für Flugzeuge. Amazon Air hatte im November 2020 am Flughafen sein erstes regionales Luftfrachtzentrum in Europa eröffnet. Das Unternehmen nutzt dafür eine neu errichtete 20 000 Quadratmeter große Frachtanlage mit direktem Zugang zum Vorfeld und will weiter wachsen. Im Jahr 2019 gab es gut 80 000 Starts und Landungen. Für 2032 sind 118 000 prognostiziert.
Vor allem wegen der zu erwartenden Zunahme nächtlicher Flüge gibt es von Anwohnern und Klimaaktivisten erhebliche Widerstände gegen die Ausbaupläne. Bei der zuständigen Landesdirektion Sachsen sind inzwischen Tausende Einwendungen eingegangen.
Ähnliche Ausgleichsmaßnahmen, wie sie im Freistaat Sachsen diskutiert werden, sind in Sachsen-Anhalt derzeit weder in Planung noch in Diskussion, hieß es aus Kreisen des Verkehrsministeriums in Magdeburg. Entsprechende Schallschutzmaßnahmen im Zuge des Ausbaus seinen unter anderem auch Gegenstand des noch laufenden 15. Planänderungsverfahrens bei der zuständigen Landesdirektion Sachsen.
Das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau des Airports hatte Mitte November 2020 begonnen. Beim derzeitigen Verfahrensstand ist eine Entscheidung nicht absehbar, sagte ein Sprecher der zuständigen Landesdirektion Sachsen.
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