Süddeutsche Zeitung

Schifffahrt:Pegel bei Rhein-Engstelle fällt unter 100-Zentimeter-Marke

Lesezeit: 2 min

Wegen des niedrigen Pegelstands bei Kaub können Frachter nicht mehr voll beladen werden.

Der Pegelstand an der für die Rheinschifffahrt sehr wichtigen Engstelle Kaub ist erstmals seit Monaten unter die Marke von 100 Zentimetern gefallen. Am frühen Mittwochnachmittag lag der Stand bei nur noch 99 Zentimetern, wie aus Messungen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes hervorgeht. "Das ist das erste Mal seit März, dass die 100 Zentimeter unterschritten wurden", sagte ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters. Grund dafür ist die Trockenheit.

Bei Kaub bedeuten bereits Wasserstände von unter 135 Zentimeter, dass große Containerschiffe ihr Ladung spürbar reduzieren müssen. "Bei einem Stand von 100 Zentimetern können die Schiffe nicht einmal mehr zur Hälfte beladen werden", sagte der Vorstand der Schifffahrtsgenossenschaft DTG, Roberto Spranzi, zu Reuters. Fahrzeuge mit einer Kapazität von 3000 Tonnen müssten derzeit mit weniger als 1500 Tonnen auskommen.

Anders als beim Niedrigwasser im vergangenen Sommer sei das aber diesmal verkraftbar. "Die schwache Konjunktur sorgt dafür, dass alle Kunden auch bei diesen Wasserständen bedient werden können", sagte Spranzi, dessen Genossenschaft rund 100 Schiffe betreibt. "Die Nachfrage nach Schiffsraum geht wegen der Rezession derzeit eher zurück." Das dürfte vorerst so bleiben. Viele Unternehmen hätten sich aus Sorge vor Lieferengpässen rechtzeitig mit Gütern eingedeckt. "Die Lager sind mit Rohstoffen wie Kohle weitestgehend gefüllt", sagte Spranzi. "Wir erwarten auch für die nächsten Wochen keine großen Änderungen in der Nachfrage, weil viele große Unternehmen Betriebsferien machen."

Engpässe wie im vergangenen Sommer dürfte es daher diesmal nicht geben. Auch zeichnet sich nach den jüngsten Regenfällen etwa in Baden-Württemberg eine leichte Entspannung ab. Prognosen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung zufolge könnte der Rheinpegel bei Kaub bis Sonntag auf etwa 113 Zentimeter steigen. Die Binnenschifffahrt hat im vergangenen Jahr auch wegen der Beeinträchtigungen durch das Niedrigwasser auf dem Rhein so wenig wie noch nie seit der Wiedervereinigung transportiert.

182 Millionen Tonnen an Gütern wurden auf den Wasserstraßen befördert und damit 6,4 Prozent weniger als 2021, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Der Rhein ist ein wichtiger Transportweg für Güter wie Getreide, Kohle, Benzin und Heizöl. Flaches Wasser führt zu Zuschlägen auf die Frachtraten und damit zu höheren Kosten. Der Chemiekonzern BASF - dessen größtes Werk am Stammsitz in Ludwigshafen rund 40 Prozent der Rohstoffe über den Fluss erhält und der das Rheinwasser auch zur Kühlung nutzt - hat sich deshalb nach den Belastungen 2018 mit speziellen Niedrigwasser-Schiffen gewappnet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6023031
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.