Schiffbau - Papenburg:Meyer-Werft will direkt mit IG Metall verhandeln

Deutschland
Ein Teilnehmer der Protestaktion gegen den drohenden Arbeitsplatzabbau. Foto: Sina Schuldt/dpa (Foto: dpa)

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Papenburg/Hannover (dpa/lni) - Die Geschäftsführung des Kreuzfahrtschiffbauers Meyer-Werft will direkt mit der IG Metall Küste über Sparmaßnahmen in der Corona-Pandemie verhandeln. Es sei ein Verfahren nach dem sogenannten Pforzheimer Abkommen beantragt worden, sagte ein Firmensprecher in Papenburg.

Diesen Sachstand nannte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag auch im Unterausschuss für Schifffahrt und Häfen des niedersächsischen Landtags in Hannover. Er rief Geschäftsleitung und Betriebsrat auf, sich um der Beschäftigten willen zu einigen. "Die Sozialpartnerschaft vor Ort ist äußerst schwierig, und jede Partei erhebt Vorwürfe gegen die jeweils andere Partei", sagte er nach Angaben seines Ministeriums.

Das Pforzheimer Abkommen von 2004 gibt Firmen die Möglichkeit, in Notsituationen Abweichungen vom Flächentarifvertrag auszuhandeln. Ansprechpartner ist die Gewerkschaft, die diesen Vertrag geschlossen hat. Für die Meyer-Werft ist das der IG-Metall-Bezirk Küste.

Weil die Kreuzfahrtbranche in der Corona-Pandemie stillliegt, muss die Werft ihr Bauprogramm bis 2025 strecken und 40 Prozent Kapazität einsparen. Sie will mehr als 600 Arbeitsplätze abbauen und verlangt von den restlichen Beschäftigten 200 unbezahlte Arbeitsstunden im Jahr. Verhandlungen mit dem Betriebsrat im eigenen Haus haben sich festgefahren. Die Belegschaft wehrt sich gegen den Stellenabbau.

Althusmann hat in zwei Beratungsrunden ausloten lassen, wie der Werft geholfen werden kann - auch bei Sachkosten für Lotsendienste oder dem Aufstauen der Ems bei Überführungen neuer Schiffe. Diese Kosten könnten nicht erlassen, sondern nur gestundet werden, berichtete er am Dienstag. Die Werft hat diese Hilfen noch nicht in Anspruch genommen. Die Grünen-Abgeordnete Meta Janssen-Kucz nannte das Ergebnis der zwei Runden Tische "ziemlich ernüchternd". Ihrem Eindruck nach rücke ein Zukunftsvertrag zwischen Werftleitung und Betriebsrat über die Schritte bis 2025 in weite Ferne.

Am vergangenen Wochenende hatte die Meyer-Werft ihren Neubau "Odyssey of the Seas" über die Ems zur Nordsee übergeführt.

© dpa-infocom, dpa:210302-99-659431/3

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