Schiffbau - Papenburg:Auch VW-Betriebsrat geht Meyer an: "Vergiftung der Lage"

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Wolfsburg/Papenburg (dpa) - Die heftig kritisierte Abstimmung über Jobabbau bei der Papenburger Meyer-Werft bringt nach dem Betriebsrat des Großkunden Tui auch die Belegschaftsvertreter von Volkswagen in Rage.

In einem Brief an den Meyer-Kollegen Nico Bloem solidarisierten sich Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo und die Spitzen der Arbeitnehmer aus den deutschen VW-Werken mit den Protesten gegen das Vorgehen des Werft-Managements. Die Rede ist von einem "Angriff auf die Sozialpartnerschaft" und einer "gezielten Vergiftung der Lage".

"Vorbei am Betriebsverfassungsgesetz und an der etablierten Mitbestimmung versucht die Meyer-Werft, die eigene Belegschaft zu spalten und euch die verbrieften Rechte zu nehmen", heißt es in dem Schreiben. Die Geschäftsleitung müsse sofort an den Verhandlungstisch zurückkehren und "mit euch konstruktiv auf eine Lösung hinarbeiten".

Deutschlands größter Schiffbaubetrieb peilt den Abbau von 660 Stellen an, wie Geschäftsführer Jan Meyer und Personalchefin Anna Blumenberg Anfang der Woche bekräftigten. Die Flaute in der Kreuzfahrtbranche während der Corona-Krise setzte die Werft zunehmend unter Druck. Zwischen der Leitung sowie dem Betriebsrat und der IG Metall gab es aber lange keine Verständigung über den Umgang mit den Problemen.

Angeblich ohne Rücksprache mit den Belegschaftsvertretern hatte die Werftführung kürzlich dann bei einer Online-Versammlung über die Art der Umsetzung des Jobabbaus abstimmen lassen. Gewerkschafter fühlten sich davon überrumpelt. Auch bei wichtigen Auftraggebern regt sich Unmut über diesen Stil. Die Betriebsratsspitze des Tui-Konzerns, bei dessen Kreuzfahrtmarken mehrere Meyer-Schiffe unterwegs sind, sprach von einem Spaltungsversuch: "Wir sind zutiefst schockiert, welches Verhalten von eurer Geschäftsführung in der Auseinandersetzung um ein beabsichtigtes Einsparprogramm an den Tag gelegt wird."

Meyer will den jetzt vorhandenen Auftragsbestand verlangsamt bis 2025 abarbeiten. Ziel ist es, 1,2 Milliarden Euro zu sparen und gut 40 Prozent der aktuellen Arbeitskapazität abzubauen.

© dpa-infocom, dpa:210611-99-949704/3

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