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Schiffbau - Hamburg:Neue Runde im Zivilprozess gegen KPMG wegen Werftenpleite

Hamburg (dpa) - Nach mehr als zweieinhalb Jahren Pause hat das Landgericht Hamburg am Mittwoch wieder über die Klage des Insolvenzverwalters der P+S-Werften in Mecklenburg-Vorpommern gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG verhandelt. Berthold Brinkmann fordert von KPMG mehr als eine halbe Milliarde Euro Schadenersatz, weil die Wirtschaftsprüfer durch fehlerhafte Gutachten die Insolvenz der P+S-Werften 2012 um Jahre verzögert und damit den Schaden um diese Summe vergrößert hätten.

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Hamburg (dpa) - Nach mehr als zweieinhalb Jahren Pause hat das Landgericht Hamburg am Mittwoch wieder über die Klage des Insolvenzverwalters der P+S-Werften in Mecklenburg-Vorpommern gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG verhandelt. Berthold Brinkmann fordert von KPMG mehr als eine halbe Milliarde Euro Schadenersatz, weil die Wirtschaftsprüfer durch fehlerhafte Gutachten die Insolvenz der P+S-Werften 2012 um Jahre verzögert und damit den Schaden um diese Summe vergrößert hätten.

Bei der Verhandlung ging es wesentlich um den Verlauf einer Bankensitzung am 27. Januar 2010 in Berlin, wenige Tage bevor KPMG das entscheidende Sanierungsgutachten vorlegte. Das Gericht befragte Zeugen, die bei diesem Treffen dabei gewesen waren, nach Verlauf und Inhalt der Sitzung. Dabei ging es um Einzelheiten der Finanzierung und die Frage, ob ein Auftrag für zwei Scandlines-Fähren eine Rolle gespielt hatte. Fast zehn Jahre nach der Sitzung konnten sich die Zeugen jedoch kaum mehr an Einzelheiten erinnern. Das Verfahren wird auch dadurch schwieriger, dass der wichtigste Gutachter der KPMG von damals mittlerweile gestorben ist.

KPMG hatte den bereits angeschlagenen und vermutlich konkursreifen Werften bescheinigt, dass sie sanierungsfähig seien und damit Bürgschaftsmittel von Land und Bund mobilisiert. Tatsächlich gingen die Werften dann im August 2012 in die Insolvenz. Strittig ist, welche Rolle der mögliche Scandlines-Auftrag spielte, der weitere Mittel der Banken erfordert hätten, die diese jedoch nicht geben wollten. In dieser Zeit ist die Überschuldung der Werften nach Brinkmanns Berechnungen von 20 auf 534 Millionen Euro gewachsen. Die Gläubiger haben insgesamt Forderungen von mehr als 1,2 Milliarden Euro angemeldet.

Das Gericht hat für vier Verhandlungstage in dieser und der kommenden Woche mehr als ein Dutzend Zeugen geladen, um Vorgänge zwischen Dezember 2009 und März 2010 zu erhellen. Bislang ist nicht absehbar, wann das Verfahren zu einem Ende gelangen könnte. Es ist damit zu rechnen, dass nach den Verhandlungstagen erneut Schriftsätze zwischen den Parteien gewechselt werden.

In einem ähnlich gelagerten Fall hatte die gleiche Kammer des Landgerichts eine Klage der Hegemann-Gruppe gegen KPMG auf Schadenersatz abgelehnt. Diese Klage bezog sich allerdings auf Sicherheiten, die Hegemann den Werften gewährt hatte und die nach Einschätzung des Gerichts mit oder ohne Gutachten verloren gewesen wären.

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