Wertvolle Goldmünze:Der 540 000-Pfund-Schatz

Wertvolle Goldmünze: Die wohl älteste Münze Englands: der sogenannte "Henry III Gold Penny".

Die wohl älteste Münze Englands: der sogenannte "Henry III Gold Penny".

(Foto: Spink & Son)

Weil seine Kinder nicht lockerließen, hat ein Vater zufällig die wohl älteste Münze Englands entdeckt. Der "Goldene Penny" stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde nun in London versteigert.

Von Alexander Mühlauer, London

Eigentlich hatte er sein Hobby längst aufgegeben, aber die Kinder ließen einfach nicht locker. Sie wollten mit ihrem Vater auf Schatzsuche gehen, unbedingt. So blieb Michael Leigh-Mallory nichts anderes übrig, als sie mitzunehmen, er hatte es ja versprochen. Er holte also sein altes Metallsuchgerät aus dem Schrank.

Wer schon mal mit so einem Detektor unterwegs war, weiß, dass es verdammt lange dauern kann, bis man etwas findet, das nicht besser in den nächsten Mülleimer geschmissen werden sollte. Man braucht allerhand Geduld und natürlich Glück. An einem Septembertag im vergangenen Jahr hatte Michael Leigh-Mallory beides.

Nachdem er mit seinen Kindern wieder Spaß an der Schatzsuche gefunden hatte, kaufte er sich einen neuen Metallsuchdetektor und probierte ihn aus. Keine Viertelstunde war er auf einem Acker in Hemyock im Südwesten Englands unterwegs, da schlug sein Gerät an. Er nahm eine Kelle in die Hand und begann zu graben. Gerade mal zehn Zentimeter unter dem Gras fand er eine Münze. Was er in dem Moment empfand? "Die Sonne schien über meine Schulter, und die Münze glitzerte. Mein Herz machte einen Sprung. Ich dachte, das ist Gold." So erzählte es Leigh-Mallory nun dem Guardian.

Viel mehr wusste er damals allerdings nicht. Wie gut, dass der 52-Jährige ein Foto seines Fundstücks auf Facebook postete. Dort wurde es nämlich vom Londoner Auktionshaus Spink entdeckt. Und erst dann wurde klar, was Michael Leigh-Mallory da eigentlich auf einem englischen Acker entdeckt hatte: die wohl älteste Münze Englands, den sogenannten "Henry III Gold Penny".

Der Käufer zahlte umgerechnet 774 000 Euro für die Münze

Auf dem Goldstück sieht man König Heinrich III., der von 1216 bis 1272 in England herrschte. Nach allem, was man weiß, wurde die Münze um das Jahr 1257 vom Goldschmied des Königs geprägt. Und zwar aus Edelmetall, das von Nordafrika nach England transportiert worden war. Das Goldstück zeigt ein Porträt des gekrönten Königs auf seinem Thron. Von der Münze sollen etwa 52 000 Stück geprägt worden sein. Es stellte sich allerdings heraus, dass der Wert der Münze geringer war als ihr tatsächliches Gewicht in Gold. Und so wurden fast alle eingeschmolzen. Die Münze, die Leigh-Mallory gefunden hat, ist erst das achte bekannte Exemplar des "Goldenen Pennys".

Gregory Edmund, ein Numismatiker des Londoner Auktionshauses Spink, ist sich sicher: "Dies ist nicht nur der wertvollste Fund einer einzelnen Münze in der britischen Geschichte, sondern auch die wertvollste mittelalterliche englische Münze, die je versteigert wurde." Am vergangenen Wochenende war es so weit: Für das Goldstück wurde bei einer Auktion 540 000 Pfund geboten. Rechnet man noch die Gebühren hinzu, zahlte der Meistbietende am Ende 648 000 Pfund, also umgerechnet etwa 774 000 Euro für die Münze.

Laut Auktionshaus ist der Käufer ein privater Sammler aus dem Vereinigten Königreich, der das Goldstück als Leihgabe an eine öffentliche Einrichtung oder ein Museum weitergeben will. Der Käufer möchte anonym bleiben, vom Auktionshaus erfährt man nur so viel: "Er war begeistert, wie sich diese faszinierende Geschichte nach der zufälligen Entdeckung durch einen Metalldetektor entwickelt hat."

"Es ist wirklich surreal", sagt der Entdecker. Ohne seine Kinder hätte er die Münze wohl nie gefunden

Der Finder selbst kann es immer noch nicht so recht glauben, was passiert ist. "Es ist wirklich surreal", sagte Leigh-Mallory dem Guardian. Er sei ein ganz normaler Kerl, der mit seiner Familie in der englischen Grafschaft Devon lebe. Und nun habe er einen Schatz gefunden, der das Leben seiner Kinder verändern soll, und zwar im positiven Sinn. Leigh-Mallory will die eine Hälfte des Auktionserlöses für die Ausbildung seiner beiden Kinder aufheben. Die andere Hälfte soll der Besitzer des Ackers bekommen, auf dem er die Münze gefunden hat.

Michael Leigh-Mallory weiß ziemlich genau, wem er sein Glück zu verdanken hat: seinem zehnjährigen Sohn Harry und seiner 13-jährigen Tochter Emily, die später mal Archäologie studieren will. Er sagt: "Hätte ich meinen Kindern nicht versprochen, auf die Suche zu gehen, wäre diese Goldmünze wohl nie gefunden worden."

Nach der Auktion in London bedankte sich Leigh-Mallory jedoch nicht nur bei Emily und Harry. Er ging am Montag dieser Woche zum Grab Heinrichs III. in der Westminster Abbey, um dem verstorbenen König die Ehre zu erweisen. Michael Leigh-Mallory sagt, er werde weiter mit seinem Detektor nach Metallen suchen, allerdings erwarte er nicht, dass er noch einmal so etwas Wertvolles finden werde. Ums Geld gehe es ihm ohnehin nicht, sondern vielmehr darum, Verbindungen zur Vergangenheit zu finden. Zumindest das ist ihm schon mal ziemlich gut gelungen.

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