Schaeffler sponsert den FC Bayern:"Aber was ist mit uns?"

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In der auch selbst verschuldeten Krise hat der Zulieferer Schaeffler seine Mitarbeiter bluten lassen und ihnen in guten Jahren die kalte Schulter gezeigt. Jetzt sponsert das Unternehmen den FC Bayern - die Mitarbeiter sind entsetzt.

Uwe Ritzer

Dass alle Franken von Geburt an, also gewissermaßen genetisch bedingt, Fans des 1. FC Nürnberg sind, ist eine offenkundig unausrottbare Legende. So hat die Auseinandersetzung auch nichts mit fußballerischem Lokalpatriotismus zu tun, die seit wenigen Tagen heftig hinter den dicken Mauern des wie gewohnt gut abgeschirmten fränkischen Wälzlagerherstellers Schaeffler tobt. Dort fühlen sich die Mitarbeiter - nicht zum ersten Mal - von der Eigentümerfamilie und der Geschäftsführung düpiert. Und das hat mit dem FC Bayern München zu tun.

Die Allianz-Arena in München leuchtet immer dann in Rot, wenn der FC Bayern München spielt. Der Autozulieferer Schaeffler sponsert jetzt den Rekordmeister. (Foto: dpa/dpaweb)

Ab der kommenden Saison werde man für fünf Jahre lang als Classic-Sponsor den deutschen Rekordmeister unterstützen, teilte die Schaeffler-Spitze vor kurzem stolz mit. Und zwar gemeinsam mit der Continental AG, deren Übernahme Schaeffler bekanntlich wirtschaftlich noch lange nicht verdaut hat. Conti liefert unter anderem Reifen für die Audi-Dienstautos der Stars. Und Schaeffler?

Das blieb offen, als die Öffentlichkeit über die Werbepartnerschaft unterrichtet wurde. Genauso wie unklar ist, wie viel sich die Franken das kosten lassen. Dafür jubelte Schaeffler-Geschäftsführer Jürgen Geißinger, der Deal sei ein "Baustein in unserer Strategie, Schaeffler als einen weltweit führenden Automobil- und Industriezulieferer zu positionieren."

In der Belegschaft des Unternehmens kommt das Sponsoring allerdings ziemlich schlecht an. "An den Schaeffler-Standorten und im Intranet kochen die Emotionen hoch", beschreibt ein Vertreter der IG Metall die Gemütslage. Von "erhitzten Gemütern" ist die Rede, und davon, dass unter den Wütenden auch viele Fans des FC Bayern seien.

Knapp am Ruin vorbeigeschrammt

Denn einerseits gebe die im Zuge der Conti-Übernahme gerade am Ruin vorbeigeschrammte Firma Schaeffler "Millionen für den FC Bayern" aus. Andererseits sei es gegenüber den eigenen Mitarbeitern geizig wie eh und je, heißt es in der Belegschaft. Am Schaeffler-Sitz in Herzogenaurach reagierten die Vertrauensleute der Gewerkschaft im Unternehmen mit Ironie. Der Werbevertrag sei ja "ein erfreuliches Zeichen dafür, dass es unserem Unternehmen wieder deutlich besser geht", heißt es in einem eilig verteilten Flugblatt. Aber gleichzeitig werde an den Mitarbeitern gespart: "Classic-Partner des FC Bayern München - aber was ist mit uns?"

Seit Jahren fordern Betriebsrat und Gewerkschaft vergeblich, die Beschäftigten in guten Jahren finanziell am Erfolg zu beteiligen. Bisher zeigten die Eigentümerfamilie und die Geschäftsleitung diesbezüglich stets die kalte Schulter. Umgekehrt aber, wenn die Zeiten schlecht sind, fordert Schaeffler von der Belegschaft regelmäßig Beiträge ein - etwa in Form von unbezahlter Mehr-, zuletzt in Kurzarbeit. Aber auch generell wird im Unternehmen an der Sinnhaftigkeit von Sportsponsoring durch einen Wälz- und Kugellagerhersteller gezweifelt.

© SZ vom 10.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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