SB-Verbraucher:Mache es selbst!

Ob Automatenkasse, Onlinebanking oder Hotels ohne Rezeption: Konzerne drängen die Verbraucher zum Selbstmachen. In Bildern.

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SB-Verbraucher:Möbel selbst kassieren

Ikea, Foto: Stephan Rumpf

Quelle: SZ

Ob Automatenkasse, Onlinebanking oder Hotels ohne Rezeption: Konzerne drängen die Verbraucher zum Selbstmachen.

Der Mann im Pullunder liest offenbar gern: Drei flach verpackte "Billy"-Regale stapeln sich auf seinem Wagen, darauf ein Dutzend weitere Ikea-Produkte. Das kann dauern, bis der gezahlt hat. Also links vorbei: An dieser Kasse steht niemand - auch keine Kassiererin. "Hier kassieren die Kunden selbst", steht auf einem Schild.

Selbstbedienungskassen gibt es in immer mehr Geschäften, natürlich auch bei der Kette, die ihre Möbel in Einzelteilen verkauft und einen Inbus-Schlüssel zum Zusammenbauen beilegt. Selbermachen hat bei Ikea Prinzip.

An dieser Kasse läuft kein Warenband. Es gibt nur einen Monitor, daneben hängt ein Scanner, der ähnlich aussieht wie eine Zapfpistole an der Tankstelle.

Damit sollen die Kunden den Barcode scannen, die schwarzen Striche an der Verpackung, erklärt eine Ikea-Mitarbeiterin, die aber nicht selbst kassiert.

Also die Pakete vom Wagen wuchten, den Barcode suchen, darauf den Scanner richten. Der wirft einen roten Strich auf den Barcode. Es piept - "genau so", lobt die Angestellte.

Der Ehrgeiz treibt: Schnell soll es gehen, die Kassierer können das ja auch. Und: Es macht Spaß. Nur noch schnell mit Karte zahlen, dann zum Aufzug. Den teilen sich die Selberzahler mit dem Pullunder-Träger samt Billy-Regalen. Schneller geht es an der Selbstbedienungskasse also nicht. lebr

Eine Ikea-Kassiererin in Bayern verdient nach Tarif 2108 Euro brutto im Monat.

Foto: Stephan Rumpf

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SB-Verbraucher:Die Bankfiliale zu Hause

Onlinebanking, Foto: ddp

Quelle: SZ

Es ist fast wie mit dem Mobiltelefon: Noch vor 15 Jahren kannte man die Technologie kaum, heute hingegen könnte man sich nicht vorstellen, auf sie zu verzichten.

Online-Banking hat die Art und Weise verändert, wie Menschen ihre Geldgeschäfte erledigen - zumindest für jene 40 Prozent der Deutschen, die ihr Konten fast ausschließlich online managen: Keine Überweisungsscheine mehr in irgendwelche Schlitze schieben; kein Anstehen mehr am Drucker im Foyer, nur um den Kontostand zu erfahren.

Papier war gestern: Der Auszug wird als druckbare PDF-Datei gespeichert, die Transaktionsnummer kommt per SMS aufs Handy - auch sonntags, und auch mal nach 18 Uhr, Bankgeschäfte sind praktisch rund um die Uhr möglich.

Wer Online-Banking nutzt, verlagert die Bankfiliale an den eigenen Schreibtisch, macht den PC oder das Notebook zum Schalter. Die Öffnungzeiten bestimmt der einzige Angestellte - und das ist der Kunde. Nur wer Beratung braucht, etwa zum Thema Altersvorsorge oder Baufinanzierung, der muss in der Regel immer noch zum Telefonhörer greifen oder eben doch mal in eine Filiale gehen.

Ein Bankangestellter, der auch am Schalter die Kunden bedient, verdient nach Tarif knapp 3000 Euro brutto.

Wolfgang Luef, Foto: ddp

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SB-Verbraucher:Essen auf Knopfdruck

McDonald's, Foto: ddp

Quelle: SZ

Bei McDonald's kann es nie schnell genug gehen, und deshalb sollen sich Kunden in Zukunft ihr Essen am Automaten bestellen können.

Silberfarbene Geräte mit der Aufschrift "Easy Order" stehen dafür testweise in einigen Filialen der Schnellrestaurantkette.

Die Kunden haben die Wahl: Bestellen beim Mitarbeiter oder am Automaten, Mensch oder Maschine. Die Mutigen testen Easy Order.

Vorsichtig die EC-Karte einschieben, Bargeld nimmt der Automat nicht. Mit dem Finger den Bildschirm antippen, erst zaghaft, dann resoluter.

Menü, Getränk, Beilagen auswählen, ein signalroter Kasten ploppt auf: "Wollen Sie wirklich bestellen?". Der Zeigefinger bejaht das. Das Ganze dauert höchstens zwei Minuten. Im Gegensatz zur Bedienung antwortet der Automat nämlich weder auf Fragen (Kostet das extra?), noch reagiert er auf Spezialwünsche (Hamburger ohne Gurken!).

Belegt werden die Burger aber noch von Mitarbeitern in der Küche, denen man die Sonderwünsche leider auch nicht mitteilen kann. Und wo, bitte, gibt es nun das Essen?

Ein Mitarbeiter, der die Szene beobachtet, zeigt zum Tresen - ein letzter Funken Service. An der Ausgabe wartet die Papiertüte mit dem Burger-Menü. Bewährt sich der Bestellautomat, soll er in vielen Filialen eingesetzt werden.

Team-Mitarbeiter bei Mc-Donald's, die bislang noch Bestellungen entgegennehmen, verdienen durchschnittlich brutto 1295 Euro.

Meike Brzoska, Foto: ddp

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SB-Verbraucher:Hotel ohne Rezeption

Etap-Hotel, Foto: Etap Hotel

Quelle: SZ

Es ist schon dunkel, als der Reisende sein Auto auf dem Hotelparkplatz abstellt. Er ist müde, die Fahrt war anstrengend. Hätte er einen Wunsch frei, es wäre dieser: so schnell wie möglich ins Bett.

Also schnell zum Hoteleingang. "Bitte drücken" steht dort auf der Glastür. Der Reisende drückt erst vorsichtig, dann fester, bis er schließlich zwei Schritte zurücktritt und einen weiteren Hinweis sieht: "Bitte Strichkode Ihrer Buchungsbestätigung unter den Scanner halten".

Einmal kramen in der Jackentasche, Papier herausfischen und unter den Scanner halten. Es piept. Rasch drückt der Reisende gegen die Tür. Er ist drin. Eine Rezeption gibt es nicht, auch nicht tagsüber, dafür einen Check-In-Terminal, wie man es vom Flughafen kennt.

Nur ganz so einfach wie dort geht es im automatischen Hotel nicht. Der Reisende muss seine Daten mühsam eintippen. Hat er das geschafft, bekommt er den Zimmerschlüssel - eine Plastikkarte. Den Weg zum Zimmer muss der Hotelgast selbst suchen, es gibt ja niemanden am Empfang, den er fragen könnte.

Als er das Zimmer gefunden hat, stellt er fest: Die Karte funktioniert nicht. Die Tür bleibt zu. Also zurück zum Check-In-Terminal und auf das Feld "Problem" drücken. Es dauert eine Weile, dann meldet sich doch noch eine Stimme: "Wie kann ich Ihnen helfen?".

Ein Rezeptionist im Hotelgewerbe verdient im Durchschnitt 2000 Euro brutto im Monat.

Alexander Mühlauer, Foto: Etap Hotel

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SB-Verbraucher:Postversand per Automat

Packstation, Foto: AP

Quelle: SZ

München-Giesing, an einem kalten Sonntagnachmittag. Neben der Postfiliale steht etwas, das aussieht wie ein überdimensionaler, quietschgelber Aktenschrank.

Das ist die Packstation. Pakete verschicken und abholen, rund um die Uhr und ohne Warteschlange, verspricht der Werbeaufkleber.

Jetzt gilt: Durchschnittlichkeit ist das Gebot der Stunde. Denn der Automat mag's gern genormt.

Nichts zu Langes, nichts zu Schweres, nichts zu Sperriges - passt alles nicht in die Aufgabebox. Für die Kunden scheint zu gelten: Nichts zu Schwaches. Denn das Ding klemmt.

Es wird gezogen, geschüttelt, geruckelt. Dann, endlich, öffnet sich das Aufgabefach. Da darf es dann rein, das schön normierte Paket, versehen mit Briefmarke und Strichcode, die es am Automaten nebenan zu kaufen gibt. Wieder ein bisschen ruckeln, dann verschwindet die Sendung im Bauch der Packstation.

Bei dieser Art der Paketaufgabe ist allerdings Vorbereitung gefragt: Wer vergessen hat, sein Päckchen zu Hause abzuwiegen, muss das Gewicht schätzen - und sollte dabei möglichst nicht knausern. Denn sollte zu wenig Porto draufgeklebt sein, geht das Paket nämlich überhaupt nirgendwo hin.

Ein Post-Mitarbeiter, der Pakete am Schalter entgegennimmt, verdient im ersten Berufsjahr 1850 Euro brutto im Monat.

Angelika Slavik, Foto: AP

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SB-Verbraucher:Im Netz Reisen buchen

Reisebuchung, Foto: ddp

Quelle: SZ

Es war früher soooo einfach. "Wo soll es denn hingehen?", fragte die Dame im Reisebüro. Vier Wochen Neuseeland, bitte. Rundreise.

Auckland, Rotorua, Wellington. Und dann auf die Südinsel, Bungee-Jumping in Queenstown. Kein Problem. Die Dame kümmerte sich. Flug, Hotels, Mietauto. Alles aus einer Hand. "Und einen günstigen Flug haben wir auch noch gefunden", versichern die Buchungsprofis.

Da freut sich der Kunde. Wer heute eine Reise machen will, und sei es nur einen Wochenendausflug nach Berlin, der muss sich oft selbst kümmern. Denn das 129-Euro-Angebot der Fluggesellschaft gibt es nur auf deren Internetseite - das Reisebüro bekommt solche Konditionen nicht.

Ist ja auch klar. Bucht der Passagier selbst, spart sich die Airline die Provision fürs Reisebüro. Und wenn er sich schon dran gewöhnt hat, kann der Urlauber sich das Hotel ja auch selbst besorgen.

Das Problem bei all dieser Autarkie ist nur: Irgendwie hat man nie so richtig das Gefühl, auch wirklich das günstigste Angebot für sich erstanden zu haben.

Im Flieger sitzt dann womöglich einer auf dem Sitz neben einem und erzählt: "Ich hab' nur 99Euro gezahlt." Wie geht das denn? "Na, im Internet, wo sonst." Aha. So ein Mist aber auch.

Reiseverkehrskaufleute verdienen im Durchschnitt etwa 2400 Euro brutto im Monat.

(SZ vom 24.02.2010/jcb/hgn)

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