SAP:Nahe am Allzeithoch

Der Software-Konzern profitiert von einer Kooperation mit Microsoft, die Aktie steigt abermals.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Nur die Ausrufe "Wow!" und "Hey!" fehlten. Ansonsten aber gaben sich Jennifer Morgan und Christian Klein ähnlich euphorisch wie ihr exzentrischer Vorgänger Bill McDermott. Am Montag stellte die neue deutsch-amerikanische Doppelspitze des Software-Konzerns SAP erstmals die aktuellen Quartalszahlen vor. Zehn Tage nach ihrer überraschenden Beförderung zur ersten Frau an der Spitze eines Dax-Unternehmens stellte die 48-jährige Jennifer Morgan fest: "Wir sind auf einem guten Weg."

Neben den bereits vor zehn Tagen veröffentlichten positiven Zahlen gab sie eine erste Zwischenbilanz zur im Mai angekündigten Partnerschaft mit dem US-Unternehmen Microsoft bekannt und bestätigte die mittelfristigen Umsatz-Prognosen. Die Börse nahm die Botschaften mit Wohlwollen zur Kenntnis, der Aktienkurs stieg zweitweise um fast drei Prozent auf 119 Euro. Damit bewegt sich das Papier des wertvollsten deutschen Börsen-Unternehmens auf das Allzeithoch vom Juli (123 Euro) zu.

Als der bisherige Vorstandsvorsitzende Bill McDermott in der Nacht zum 11. Oktober seinen Abgang bekannt gab, stand der Kurs noch bei 105 Euro. Seitdem sprang die Aktie also um mehr als zwölf Prozent nach oben. Und wenn es nach Jennifer Morgan und Christian Klein geht, wird es noch höher gehen: "Christian und ich werden gemeinsam ein erfolgreiches neues Kapitel aufschlagen", versprach Morgan ganz in Mc-Dermott-Manier. Wie genau sie das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Walldorf aufstellen wollen, verraten sie aber erst im November auf einem Kapitalmarkttag in New York.

Die Zusammenarbeit mit Microsoft sieht vor, dass SAP seine Cloud-Software über die Vertriebskanäle des US-Konzerns verkaufen kann. Laut Jennifer Morgan steuerte diese Kooperation im abgelaufenen Quartal fast ein Fünftel zum Anstieg des Neugeschäfts bei. Insgesamt legte der Umsatz im dritten Quartal währungsbereinigt um zehn Prozent auf 6,8 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis stieg um 15 Prozent auf 2,1 Milliarden.

Mit diesen Zahlen ist wohl auch die aktivistische Fondsgesellschaft Elliott zufrieden, die im April bei SAP eingestiegen war. Damals lag der Aktienkurs noch bei 102 Euro. Bislang haben die SAP-Chefs den Gründer und Chef von Elliott, Paul Singer, noch nicht getroffen, erklärte Jennifer Morgan. Bislang hätten sie sich ausschließlich auf die Mitarbeiter, Kunden und das wichtige vierte Quartal konzentriert. Aber nun freue sie sich darauf, im November alle Investoren zu treffen. Das gilt auch für Co-Chef Christian Klein: "Jen und ich werden am Kapitalmarkttag über unsere Visionen sprechen", kündigte der 39-Jährige an. Das eine oder andere "Wow!" scheint dabei nicht ausgeschlossen zu sein.

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