SAP:Investitionen ins Internet-Geschäft

SAP Corporate Headquarters

Hauptquartier in Walldorf: Der SAP-Konzern zahlt acht Milliarden Dollar für einen Salesforce-Konkurrenten.

(Foto: Thomas Lohnes/Getty)

Der Softwarekonzern übernimmt die US-Firma Qualtrics, die eigentlich in Kürze an die Börse gehen wollte. SAP zahlt acht Milliarden Dollar und stemmt damit den zweitgrößten Zukauf der Firmengeschichte.

Europas größter Softwarekonzern SAP wildert mit einem weiteren milliardenschweren Zukauf im Revier des US-Konkurrenten Salesforce. Für acht Milliarden Dollar in bar übernehmen die Walldorfer die US-Firma Qualtrics, die eigentlich in Kürze an die Börse gehen wollte. Qualtrics hat eine Software-Plattform entwickelt, mit der Organisationen Feedback und Daten von Kunden und Mitarbeitern einsammeln können, um diese in Echtzeit zu analysieren und weiterzuverarbeiten. Damit kann unter anderem Marktforschung in Form von Online-Umfragen betrieben werden. Für SAP ist es der zweitgrößte Zukauf in der Konzerngeschichte nach dem Erwerb des Reisemanagement-Anbieters Concur vor vier Jahren für 8,3 Milliarden Dollar.

SAP-Chef Bill McDermott hatte die Übernahme in der Nacht zum Montag bekannt gegeben. Anleger reagierten verhalten: Die SAP-Aktie fiel zum Wochenauftakt zeitweise um fast fünf Prozent, allerdings verlor auch der Leitindex Dax deutlich. Ein Händler bezeichnete den Qualtrics-Zukauf als vergleichsweise teuer. "Das verschreckt wahrscheinlich viele Investoren." Weithin war damit gerechnet worden, dass die profitable US-Firma bei ihrem Börsengang auf eine Bewertung von maximal sechs Milliarden Dollar kommt.

McDermott verteidigte die Übernahme. Kundendaten mit Betriebsdaten zu verbinden, sei in der digitalen Welt enorm wichtig. Was die Wachstumsperspektiven angehe, habe die Übernahme ähnliches Potenzial wie der Kauf von Instagram durch Facebook. Der Umsatz von SAP werde nach Abschluss des Qualtrics-Kaufs im zweistelligen Prozentbereich und der Betriebsgewinn noch schneller zulegen. Weitere Details zum Ausblick will der Konzern nach Vollzug des Qualtrics-Zukaufs bekannt geben, mit dem in der ersten Jahreshälfte 2019 gerechnet wird.

Qualtrics zählt weltweit 9000 Kunden und erwartet nach SAP-Angaben im laufenden Jahr einen Umsatz von mehr als 400 Millionen Dollar und zukünftiges Wachstum von mehr als 40 Prozent. Darin sind mögliche Einspareffekte aus der Zugehörigkeit zu SAP nicht berücksichtigt.

Die Walldorfer waren vergleichsweise spät in das Cloud-Geschäft eingestiegen und hatten lange auf ihr Software-Lizenzgeschäft vertraut. Doch inzwischen ist der Verkauf von Programmen über die Datenwolke zum Umsatztreiber geworden. Mit Qualtrics baut SAP diesen Bereich nun nochmals aus. Salesforce, aber auch die Rivalen Adobe und Oracle, bieten Anwendungen im sogenannten Experience-Management schon länger an. Der Markt wächst rasant. Die Marke Qualtrics soll auch nach der Übernahme durch SAP erhalten bleiben, Firmenchef Ryan Smith die Geschäfte weiterhin führen. Die Gremien beider Firmen und die Qualtrics-Aktionäre haben dem Deal bereits zugestimmt.

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