Sanierung gescheitert:Schlecker wird endgültig zerschlagen

Die Verhandlungen sind gescheitert: Die Gläubiger der insolventen Drogeriekette Schlecker haben nach Angaben der Insolvenzverwaltung in Berlin für die Abwicklung des Unternehmens gestimmt. Etwa 13.000 Mitarbeiter verlieren nun ihren Job.

Seit Januar stand Schlecker auf der Kippe - gibt es noch eine Chance für den insolventen Konzern? Die Drogeriekette war in die Pleite geschlittert, weil die Kunden ausblieben. Die Läden zu eng, das Image zu mies. Das ist nun Geschichte: Schlecker wird endgültig abgewickelt.

Aus, vorbei. Die Botschaft überbrachte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Freitagnachmittag den Betriebsräten des Konzerns. Rund 13.000 Schlecker-Mitarbeiter bekommen damit wohl bis Ende Juni die Kündigung. Der Gläubigerausschuss hat das Angebot des Finanzinvestors Cerberus aus den USA abgelehnt.

Geiwitz traf die Arbeitnehmervertreter in einem Konferenzzentrum in Berlin. Nachdem er ihnen die Entscheidung der Gläubiger mitgeteilt hatte, trat er vor die Presse. Hinter ihm gingen die Betriebsräte aus dem Saal. Tränen flossen. Draußen vor der Tür sammelten sich die ehemaligen Schlecker-Mitarbeiter, die anschließend zu einer Demo vor das Kanzleramt fuhren.

Die Arbeitnehmervertreter hatten bis zuletzt auf eine Lösung gehofft. Verdi hatte darauf gedrängt, weiter zu verhandeln. Doch dem Gläubigerausschuss hat das Angebot nicht gereicht.

Der Ausverkauf beginnt

Somit werden nun die Einzelteile von Schlecker verscherbelt. In den Filialen startet wohl bald der Ausverkauf. Der Verkauf der Ware wird aber voraussichtlich nicht viel einspielen. Interessanter sind Schleckers Immobilien. Dem Markennamen "Schlecker" wird in Branchenkreisen kaum Wert zugemessen, er gilt als beschädigt. Je mehr Geiwitz beim Verkauf des verbliebenen Tafelsilbers für die Gläubiger rausholt, desto höher fällt auch seine Vergütung aus.

Zugleich reduziert der Insolvenzverwalter nun die Kosten sofort so stark, wie es geht. Geiwitz' wichtigstes Instrument sind dabei die weitreichenden Sonderkündigungsrechte. "In dieser Situation können sämtliche Miet- und Arbeitsverträge mit einer Frist von maximal drei Monaten gekündigt werden", erläutert Christoph Niering, Vorsitzender des Verbandes der Insolvenzverwalter Deutschlands. Ganz gleich, ob ein Mitarbeiter bereits mehr als 20 Jahre für Schlecker arbeitete oder ein Ladenlokal noch für zehn Jahre angemietet war - Geiwitz kann die Bindung kurzfristig beenden. Von den mehr als 13.000 Mitarbeitern benötigt er nur ein kleines Team, das ihm in den nächsten Monaten hilft, die Firma abzuwickeln.

Für eine Sanierung hat Insolvenzverwalter Geiwitz hat keine Chance gesehen. "Wir haben es geschafft, den Verlust des Unternehmens von über 200 Millionen Euro auf etwa 25 Millionen Euro Verlust zu reduzieren. Das ist einerseits zwar ein großer Erfolg, andererseits aber immer noch ein Verlust - und den darf ein Insolvenzverwalter auf Dauer nicht machen", heißt es in der offiziellen Mitteilung des Unternehmens. Die Kosten beim Personal und sich verschlechternde Lieferantenkonditionen hätten dazu geführt, dass eine Sanierung nicht möglich sei.

Sozialplan für die Mitarbeiter

Der Insolvenzverwalter wird mit dem Betriebsrat nun Verhandlungen um den Abschluss eines Interessenausgleichs und Sozialplans aufnehmen. Für die Tochtergesellschaften Ihr Platz mit 490 Filialen und etwa 3990 Mitarbeitern sowie für Schlecker XL mit 342 Filialen und etwa 1110 Mitarbeitern gebe es "eine eigenständige Zukunft", teilte Schlecker weiter mit. Die "Ihr Platz"-Filialen werden aller Wahrscheinlichkeit nach an die Münchner Investmentgesellschaft Dubag gehen.

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