Elektronik-Konzern:Warum Samsung auf Chips setzt

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Das Samsung Galaxy Z Flip. Der Konzern hat einen größeren Umbau bekannt gegeben. (Foto: oh)

Das Geschäft mit Smartphones wird immer schwieriger, Halbleiter dagegen sind gefragt wie nie. Das erklärt Samsungs neue Strategie.

Von Helmut Martin-Jung

Das ging schnell: Erst im August war Samsung-Konzernerbe und de-facto-Chef Lee Jae-yong auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden. Nun hat das Unternehmen einen größeren Umbau bekannt gegeben, der Lees Handschrift trägt. Der Mischkonzern Samsung rückt bei seiner Elektronik-Sparte vor allem die Chipherstellung in den Vordergrund. Chips sind künftig das Aufgabengebiet von Kyung Kye-Hyun, der bisher Samsung Electro-Mechanics geleitet hat. Die Chip-Sparte macht auch den Großteil des Umsatzes von Samsung aus.

Die Handysparte wird dagegen zusammengelegt mit der für Unterhaltungselektronik. Ihr Chef wird Han Jong-Hee, der davor für das Display-Geschäft von Samsung verantwortlich war. Han ersetzt Koh Dongjin und Kim Hyunsuk, die für Smartphones und Unterhaltungselektronik zuständig waren.

Was steckt hinter diesem größten Management-Umbau seit 2017? Zum einen ist da das immer schwieriger werdende Geschäft mit Smartphones. Samsung ist zwar noch immer Marktführer in diesem Segment, doch neue Konkurrenz aus China wie Xiaomi oder Oppo drängen nach vorne, und dann ist da natürlich auch noch Erzrivale Apple, der mit seinen iPhones traditionell höhere Margen erzielt als Samsung oder andere Hersteller.

Apple ist im Vorteil

Apple ist auch dadurch im Vorteil, dass man Hard- und Software kontrolliert. Samsung verwendet dagegen bisher verschiedene Betriebssysteme für seine Geräte. Es könnte zum anderen also auch sein, dass der Umbau dafür sorgen soll, dass etwa Smartphones, Fernseher und andere Unterhaltungselektronik näher zusammenrücken sollen - so wie Apple das schon lange vormacht.

Die Entscheidung ist aber auch ein klares Bekenntnis für Samsungs Chipsparte. Schon heute machen die Koreaner damit den meisten Umsatz, und der weltweit immer mehr zu Tage tretende Mangel an den so unverzichtbaren Halbleitern lässt es nur logisch erscheinen, dass Samsung hier stärker einsteigt. Bis 2030 will der Konzern mehr als 150 Milliarden US-Dollar investieren. Das Ziel ist ambitioniert: Samsung will TSMC als größten Chip-Auftragsfertiger der Welt ablösen.

Die einschneidenden Veränderungen werten Beobachter einerseits als Beleg dafür, dass Lee Jae-yong sich aktiv in die Firmenstrategie einbringt. Erst kürzlich war er in den USA, um dort Samsungs Pläne für eine Chipfabrik in Taylor im Bundesstaat Texas anzukündigen. 17 Milliarden Dollar wird Samsung dafür investieren. Andererseits zeige sich auch, dass der stets militärisch-straff geführte Samsung-Konzern großen Wert auf Performance lege, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg einen koreanischen Wirtschaftswissenschaftler.

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