Was waren das für Hypes, vor ein paar Jahren noch, wenn die ewigen Rivalen Apple und Samsung ihren neuen Smartphones vorstellten. Die Verkaufszahlen sind noch immer ganz gut, aber das Gefühl, mit einem zwei oder drei Jahre alten Handy völlig abgehängt zu sein, ist heute weit weniger stark ausgeprägt als damals. Entsprechend schwer tun sich die Hersteller, bei ihren neuen Modellen für Kaufanreize zu sorgen. Samsung versucht es bei seinem jüngsten Spitzenmodell, dem Galaxy S21 Ultra 5G, vor allem wieder über das Kamera-Modul.
Darin stecken gleich vier Kameras: ein Ultraweitwinkel, eine Weitwinkel-Linse sowie zwei Teleobjektive. Besonders das zweite hat es in sich: Es bietet zehnfachen Zoom, entspricht damit etwa einem 240-Millimeter-Teleobjektiv bei einer Spiegelreflexkamera. Es wurde liegend eingebaut und guckt mithilfe eines Spiegels quasi um die Ecke.
Spitzenwerte bei der Bildqualität
Obwohl diese Bauweise sehr platzsparend ist, ist das ganze Kameramodul beim Ultra-Modell doch recht wuchtig geraten. Wundern muss einen das nicht, denn die Ingenieure haben zwar aus dem begrenzten Platz, der in Smartphones zur Verfügung steht, schon scheinbar Unmögliches herausgeholt. Doch irgendwann setzt die Physik eben doch Grenzen.
In Verbindung mit viel Elektronik und Algorithmen zur Bildberechnung erreicht das S21 Ultra Spitzenwerte in der Bildqualität. Die Kamerasoftware bietet zudem viele manuelle Einstellungsmöglichkeiten, von der Bildwiederholrate bis zum Weißabgleich. Videos können sogar in 8K aufgenommen werden, dann aber nur mit den im Kino üblichen 24 Bildern pro Sekunde. 4K-Videos sind dagegen mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde möglich und sehen sehr professionell aus - auch wegen der eingebauten Bildstabilisierung. Es ist auch möglich, sich beim Filmen kleine Bilder der anderen Linsen einzublenden, um dann bei Bedarf umzuschalten. Zudem gibt es eine Einstellung für Videoreporter, bei der die Hälfe des Bildes von einer der rückwärtigen Kameras geliefert wird, die zweite von der Frontkamera.
Der Stift ist optional
Erstmals hat Samsung beim neuen Ultra auch die Möglichkeit vorgesehen, es mit einem Stift zu bedienen. Der kostet 40 Euro extra und ist passiv, kann also nicht wie der des Note 20 als Fernauslöser für die Kamera dienen. Außerdem ist für ihn auch kein Slot im Gehäuse vorgesehen.
Apropos Slot: gespart hat Samsung beim Schlitz für eine Speichererweiterung per Micro-USB-Karte. Man muss sich also beim Kauf entscheiden, wieviel Speicher man wohl brauchen wird. Ebenso fehlt wie schon beim Vorgänger und bei Apple die analoge Kopfhörerbuchse. Und wie Apple liefert nun auch Samsung kein Netzteil mehr mit, sondern bloß noch ein Kabel. Zwar dürften die meisten ein USB-Ladegerät zu Hause haben, ob es allerdings die Schnellladefunktion unterstützt, ist eine andere Frage. Induktiv kann man die S21-Geräte auch laden, mit bis zu 15 Watt, das ist ordentlich für Induktion.
Guter Bildschirm
"Ordentlich" wäre für den überragenden 6,8-Zoll-Oled-Bildschirm des S21 Ultra fast eine Beleidigung. Er kann bis zu 1440 mal 3200 Bildpunkte anzeigen, ist aber ab Werk auf moderatere 1080 mal 2400 Bildpunkte eingestellt. Was immer noch knackscharf, dafür aber akkuschonender ist. Die enorme maximale Helligkeit sorgt dafür, dass er auch im Freien bei Sonnenlicht gut lesbar ist. Die Bildwiederholfrequenz beträgt 120 Hertz. Sie wird aber heruntergeregelt, sobald das nicht nötig ist, um den Akku zu entlasten. Der fasst 5000 Milliamperestunden und sollte einen Arbeitstag locker durchhalten. Vorder- und Rückseite des Handy-Gehäuses bestehen aus Glas, der Rahmen aus Aluminium.
Die kleineren Modelle Galaxy S21 und S21+ müssen Abstriche bei der Kamera machen. Auch sie haben weder Speicherkartenslot noch Kopfhöreranschluss. Ihre Gehäuserückseite besteht aus Kunststoff. Das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein, das Material ist wesentlich unempfindlicher gegen Brüche.
Die Listenpreise reichen von 850 Euro für das S21 bis zu 1430 Euro für das Ultra-Modell mit 512 Gigabyte Speicher. Für einen gewissen-Aha-Effekt kann eigentlich nur das Spitzenmodell sorgen. Bei den Schwestermodellen hat sich im Vergleich zu den Vorgängern nicht allzu viel getan. Das macht sie aber immerhin zu einem guten Tipp für alle, die nicht glauben, dass sie zwingend das Top-Modell brauchen.