Die gute Nachricht: Sie brennen nicht. Die schlechte Nachricht: Dafür flackern sie. Bei mehreren Testgeräten des Samsung Galaxy Fold ist bereits nach wenigen Tagen das Display ausgefallen. Samsungs 2000-Euro-Smartphone - das Vorzeige-Falt-Handy, mit dem das Unternehmen eine neue Gerätekategorie begründen wollte - droht, zum Desaster zu werden.
Mindestens vier US-amerikanische Tech-Journalisten haben Probleme mit dem Display: Dieter Bohn von The Verge, Steve Kovach von CNBC, Mark Gurman von Bloomberg und Youtuber Marques Brownlee. Bohn zeigt auf Twitter eine kleine Beule, die sich unter dem Bildschirm bildet:
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Bei Kovach flackert die linke Seite des Bildschirms:
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Das Display des Testgeräts von Gurman wird halbseitig schwarz, bei Brownlee fällt es komplett aus:
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Den Problemen liegen wohl unterschiedliche Fehler zugrunde: Gurman und Brownlee zogen eine dünne Plastikschicht vom Bildschirm ab, die sie für eine Schutzfolie hielten. Mittlerweile hat Samsung klargestellt, dass es sich dabei um einen integralen Bestandteil des Displays handle. Er dürfe nicht entfernt werden. Gurman und Brownlee testen regelmäßig Smartphones - wenn selbst erfahrene Tech-Journalisten diesen Fehler machen, muss Samsung davon ausgehen, dass normale Nutzer ebenfalls am Display herumknibbeln.
"Was auch immer passiert ist, es liegt sicher nicht daran, dass ich dieses Handy schlecht behandelt habe", schreibt Bohn. Weder er noch Kovach hätten die vermeintliche Schutzfolie entfernt. Bei Bohns Testexemplar scheint ein Fremdkörper unter das Display geraten zu sein. Vermutlich ist er durch das Scharnier zwischen Gehäuse und Bildschirm gelangt. Die Ursache für Kovachs Probleme ist unklar.
Samsung selbst gibt an, dass sich das Gerät mindestens 200 000 Mal öffnen und schließen lasse, ohne Schaden zu nehmen. Wer das Handy 100 Mal pro Tag faltet, müsste sich demnach erst nach fünf Jahren Sorgen machen. Bei den Testern hat es keine 24 Stunden gedauert, bis das Display ausfiel.
Das Galaxy Fold soll den Smartphone-Markt revolutionieren
Für Samsung steht viel auf dem Spiel. Das Galaxy Fold ist das erste faltbare Handy eines großen Herstellers. Das Gerät hat nicht nur ein technisches Alleinstellungsmerkmal, sondern auch ein finanzielles: Mit einem Einstiegspreis von 2000 Euro setzt das Galaxy Fold Maßstäbe. Der koreanische Konzern hatte das Handy im Februar vorgestellt und will damit den Smartphone-Markt revolutionieren.
Die Display-Probleme des Galaxy Fold erinnern an jene des Galaxy Note 7. Vor drei Jahren gingen etliche Exemplare von Samsungs damaligem Spitzenmodell in Flammen auf oder schmorten durch. Das Unternehmen hatte die Wärmeentwicklung des Akkus falsch eingeschätzt und im Gehäuse zu wenig Platz gelassen. Schließlich musste Samsung das Note 7 komplett aus dem Handel nehmen. Damals verbrannten nicht nur Handys, sondern auch eine Menge Geld: Analysten gehen von Milliardenverlusten aus, zudem hat der Ruf des Unternehmens stark gelitten.
Es ist aber noch zu früh, um Vergleiche zum damaligen Debakel zu ziehen. Ob sich Geschichte wiederholt, hängt von zwei Faktoren ab: Zum einen, wie verbreitet die Probleme sind. Womöglich haben die Tester Vorserienmodelle erhalten, die noch nicht alle internen Tests durchlaufen hatten. Das erscheint aber unwahrscheinlich, da das Galaxy Fold in den USA bereits kommende Woche ausgeliefert werden soll. Zumindest funktionieren einige Testgeräte ordnungsgemäß, wie etwa Washington Post und Business Insider berichten.
Samsung reagiert mit einer dürftigen Erklärung
Zum zweiten, wie Samsung mit den negativen Erfahrungen der Tester umgeht. Nach dem Note-7-Desaster sollte das Unternehmen Erfahrung mit Katastrophen-PR haben. Damals reagierte man mit einer Salamitaktik: Über Wochen tauchten immer neue Berichte auf. Samsung beschwichtigte und versuchte zu retten, was längst nicht mehr zu retten war. Doch auch die Akkus der angeblich sicheren Ersatzgeräte verschmorten reihenweise. Eine frühzeitigere und entschiedenere Reaktion hätte dem Unternehmen viel Ärger erspart.
Im aktuellen Fall lässt die erste Stellungnahme Fragen offen. Man habe Medien eine begrenzte Zahl von frühen Testgeräten zu Verfügung gestellt und "einige wenige Berichte" erhalten, die das Display betreffen, teilt Samsung mit. Diese Geräte würden nun sorgfältig überprüft. Einige Tester hätten fälschlicherweise die oberste Schutzschicht des Bildschirms entfernt und diesen so beschädigt.
Man werde sicherstellen, dass Kunden darüber informiert werden, dass es sich nicht um eine Schutzfolie handle, die sie nach Belieben abziehen können. Das erklärt aber nicht, was die Probleme bei den Testgeräten von The Verge und CNBC ausgelöst hat. Beide Reporter sagen, dass sie das Display ordnungsgemäß behandelt haben.
Anfang Mai soll das Falt-Handy in Deutschland ausgeliefert werden
Samsung hätte gewarnt sein können: Noch bevor die Testgeräte des Galaxy Fold verschickt wurden, hatten einige Fachleute auf mögliche Probleme hingewiesen. Unmittelbar nach der Vorstellung im Februar tauchten skeptische Berichte von Tech-Journalisten auf, Samsung wolle zu viel auf einmal: Einerseits seine technische Überlegenheit demonstrieren, andererseits kommerziellen Erfolg mit einem Produkt für die Massen. Im März berichteten Bloomberg und Ars Technica, dass es Bedenken gebe, wie belastbar das Display sei.
Das Galaxy Fold sei ein Prototyp für Early-Adopter und kein Gerät für normale Nutzer, schrieb The Verge nach einem frühen Hands-on. Samsungs Marketing erzeuge eine falsche Erwartungshaltung, und die werde zwangsläufig Nutzer enttäuschen. Design-Professor Patrick Thornton nannte das Galaxy Fold gar " das Homer-Simpson-Auto" unter den Smartphones. Es sei ein Gerät, das unbedarfte Nutzer entwerfen, erfahrene Designer aber niemals auf den Markt bringen würden. "Manche Menschen nennen das ambitioniert. Das sagt nur jemand, der noch nie Produkte entwickelt hat. Die korrekte Bezeichnung lautet Prototyp."
Ob Prototyp oder massentaugliches Produkt: Bislang hält Samsung am anvisierten Verkaufsstart fest. Ab 26. April kann das Handy in Deutschland vorbestellt werden, am 3. Mai sollen die ersten Geräte ausgeliefert werden. Dann können Kunden selbst überprüfen, ob die Probleme der US-Journalisten unglückliche Einzelfälle waren.