Samsung:Darum brannte der Akku

The burned Samsung Note 7 smartphone belonging to Brian Green is pictured in this handout photo

Solche Bilder will man bei Samsung nicht mehr sehen.

(Foto: Reuters)

Der Elektronikkonzern Samsung legt Bericht zum Smartphone-Desaster vor. Bei Tests hat er mehrere Fehler entdeckt.

Von Helmut Martin-Jung

Endlose Reihen von Smartphones, angeschlossen an Kabeln, mit denen sie mal mit viel, mal mit wenig Strom geladen wurden, Druck und Stoßtests, Untersuchungen des Produktions- und Lieferprozesses: Der Samsung-Konzern hat sich viel Zeit genommen, um zu untersuchen, was zum bisher größten Debakel der Smartphone-Geschichte geführt hatte. Bei vielen Smartphones von Samsungs Top-Modell Galaxy Note 7 waren die Akkus verschmort, und das Schlimme daran war: Ebenso eine Austauschaktion endete im Desaster, auch von den neuen Batterien gerieten viele in Brand.

Schuld waren die Akkus, meldet Samsung nun und wird dabei von externen Prüffirmen bestätigt. Akkus zweier Hersteller wurden in das Note 7 eingebaut. Bei dem ersten, einer Samsung-Tochterfirma, verbog sich beim Einbauen ein Bereich nahe des Minuspols, so dass es zu Kurzschlüssen und damit zu Überhitzung und Brand kam. In den Batterien des zweiten Herstellers fanden die Experten geschmolzene Leiterbahnen aus Kupfer, die einen Kurzschluss verursachten. Grund dafür waren offenbar Fehler beim Verschweißen der Akkus.

Die Frage, die trotz der minutiös vorgetragenen Fehleranalyse bleibt, ist aber: Wieso wurden diese Fehler nicht schon entdeckt, bevor das Note 7 auf den Markt gebracht wurde? Die wahrscheinlichste These: Ganz offenbar war der Druck, ein äußerst dünnes, aber leistungsfähiges Smartphone zu präsentieren, und das noch rechtzeitig vor Apples iPhone 7, zu groß. Zu groß, um so sorgfältig wie nötig zu prüfen, ob die Designänderungen bei den Akkus auch den Anforderungen im Einsatz bei den Kunden genügen würden.

Indirekt bestätigt wird diese Vermutung durch die Ankündigung des Chefs von Samsungs Mobilsparte, Koh Dong Jin, man werde das neue Modell der Galaxy-S-Reihe wohl nicht wie in den vergangenen Jahren üblich, auf der Branchenmesse Mobile World Congress Ende Februar in Barcelona vorstellen.

Es ist lange bekannt, dass Lithium-Ionen-Akkus sich zwar schnell laden lassen, vergleichsweise viel Leistung bieten und dabei nicht zu viel wiegen. Doch man weiß auch, wie stark Lithium reagieren kann und dass die Brandgefahr nicht zu vernachlässigen ist. Änderungen am technischen Design müssen daher intensiv geprüft werden. Fälle verschmorender Akkus hat es schließlich auch schon früher gegeben - wenn auch nicht in dieser Dimension.

Der Acht-Punkte-Plan zur Qualitätssicherung von Akkus, den Samsung nun vorgestellt hat, holt dieses Versäumnis nach. Er sieht unter anderem vor, dass alle Akkus künftig bei der Produktion auf flüchtige organische Verbindungen getestet werden, um Undichtigkeiten auszuschließen. Stichproben von mehr als 100 000 Stück an fertigen Akkus sowie zusätzlich in Geräten sollen Lade- und Entladungstests unterzogen werden. Im Nachhinein ist man eben immer schlauer.

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