Samsung-Chef Lee Kun Hee:Held der Handys

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Größter Handyhersteller der Welt, höchster Quartalsgewinn der Geschichte und ein nagelneues Smartphone im Portfolio: Es läuft bestens für Samsung und Konzernchef Lee Kun Hee. Er ist zwar nicht der Steve-Jobs-Typ, doch auch der koreanische Superunternehmer ist eine spannende Persönlichkeit - Familiendramen, Steuerbetrug und gesperrte Skipisten inklusive.

Varinia Bernau

Nein, er wird nicht auf die Bühne treten - und mit betonter Gelassenheit "one more thing" aus der Hosentasche ziehen, wie einst Steve Jobs. Zwar fieberten viele Technikfreaks der Präsentation, die Samsung für Donnerstagabend angekündigt hat, ähnlich entgegen wie sonst nur der Enthüllung eines neuen iPhones von Apple. Aber Lee Kun Hee, der Herr über den südkoreanischen Konzern, ist nun einmal kein Steve Jobs. Er meidet das grelle Scheinwerferlicht. Er zieht seine Fäden im Hintergrund.

Das allerdings macht der 70-Jährige äußerst geschickt: Das Unternehmen, das sein Vater im Jahr 1938 gründete, fertigt vom Chip bis zum Kühlschrank so ziemlich alles, wo Elektronik drinsteckt. Und auf fast allen Feldern lässt Samsung seine Rivalen weit hinter sich. Erst vor wenigen Tagen meldete der Konzern den höchsten Quartalsgewinn seiner Geschichte: umgerechnet etwa 3,4 Milliarden Euro.

Das Geheimnis von Samsungs Erfolg ist das harte Regime von Lee

Samsungs wichtigster Trumpf sind die Telefone. 93,5 Millionen Handys verkaufte der Konzern nach Schätzung der Marktforscher von Strategy Analytics allein im ersten Quartal 2012 - und verdrängte damit den langjährigen Branchenprimus Nokia vom Spitzenplatz. Fast jedes zweite verkaufte Gerät war ein Smartphone. Und wenn Samsung nun in London mit dem Galaxy S 3 die neueste Generation seines Alleskönnerhandys vorstellt, geht es vor allem darum, der Konkurrenz davonzueilen.

Das Geheimnis von Samsungs Erfolg ist das harte Regime von Lee: Er treibt seine Belegschaft an. Dabei setzt der Manager, der in den USA ausgebildet wurde und mehrere Sprachen spricht, ausdrücklich auch auf die spitzen Ellenbogen seiner Mitarbeiter. Um den Konzern für den digitalen Wandeln zu rüsten, gab er Mitte der neunziger Jahre die Parole aus: "Tauscht alles aus außer eure Frauen und eure Kinder." Lee hat die Führung über den Konzern nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1987 übernommen. Und seinem eigenen Sohn, dem einzigen, hat er mit der Elektroniksparte die wichtigste Säule Samsungs anvertraut.

Im Sommer 2009 wurde Lee wegen Steuerbetrugs zu drei Jahren Haft auf Bewährung und 90 Millionen Dollar Strafe verurteilt. Er trat von der Firmenspitze zurück. Ein knappes halbes Jahr später allerdings wurde er vom südkoreanischen Staatschef begnadigt. Die Begründung: Lee sei unverzichtbar für die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018. Samsung erwirtschaftet schließlich fast ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts von Südkorea.

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Und Lee ist mit einem geschätzten Vermögen von mehr als acht Milliarden Dollar nicht nur der reichste Südkoreaner. Er liebt auch den Sport, gilt als einer der einflussreichsten Sponsoren auf dem Globus: Vor einigen Jahren ließ er in dem Skigebiet Trois Vallées in den französischen Alpen eigens ein paar Hektar absperren, um ungestört die Hänge hinab zu wedeln. 2010 kehrte der Manager an die Samsung-Spitze zurück - und auch in das Internationale Olympische Komitee. Im vorigen Sommer bekam das südkoreanische Pyongchang den Zuschlag für die Winterspiele 2018.

Vor einigen Jahren wurde bei Lee ein Tumor diagnostiziert. Er hat den Krebs besiegt, auch wenn Ärzte zunächst nur geringe Chancen auf Heilung sahen. Wenig später beging seine jüngste Tochter nach einer Kontroverse mit ihrem Vater Selbstmord. Der Patriarch ist keiner, der sich dem Schicksal ergibt. Er wird seinen Willen zum Kampf brauchen - auch fürs Geschäft mit den Smartphones. Einige chinesische Anbieter, ebenso flink und finanzstark wie Samsung, haben bereits zum Angriff geblasen.

© SZ vom 04.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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