Currywurst:Eine Münze zu Ehren der Wurst

Currywurst: Gleich 2500 Exemplare der Münze hat Berlin im Gedenken an die Currywurst prägen lassen.

Gleich 2500 Exemplare der Münze hat Berlin im Gedenken an die Currywurst prägen lassen.

(Foto: oh)
  • Die Stadt Berlin hat eine Gedenkmünze zu Ehren der Currywurst produzieren lassen.
  • Doch nicht nur die Hauptstadt will die Currywurst erfunden haben: Auch Hamburg und NRW erheben Anspruch auf diesen Titel.

Von Max Ferstl

Zu Beginn ein paar allgemein akzeptierte Fakten zur Currywurst. Sie ist ein simples Gericht. Die Wurst, egal ob mit Darm oder ohne, wird mit einer roten Soße bedeckt, oft mit Curry bestäubt, und entweder geschnitten oder im Ganzen serviert. Sie trifft nachweislich den Geschmack der Deutschen, die 800 Millionen Currywürste pro Jahr verdrücken. Eine Portion enthält rund 400 Kilokalorien.

Wenn es um die Currywurst geht, sind Fakten allerdings oft nebensächlich: Wer kocht die Schärfste? Wer die Beste? Da wird es schnell grundsätzlich, vor allem bei der Frage nach der Urheberschaft, die seit Langem zwischen Berlin, Hamburg und dem Bundesland Nordrhein-Westfalen verhandelt wird. Jeder will das Land als erster mit Currywürsten beglückt haben. Das abschließende Urteil der Historiker steht noch aus. Doch gerade hat Berlin neue Beweise in eigener Sache vorgelegt: eine Gedenkmünze zu Ehren der Wurst.

Anlass ist ein vermeintliches Jubiläum. Vor 70 Jahren soll die allererste Currywurst des Landes in Berlin zubereitet worden sein. Daran soll die auf 2500 Exemplare limitierte Silbermünze erinnern, Stückpreis: 13 Euro. "Sie geht gut weg", sagt Andreas Schikora von der Staatlichen Münze Berlin. Auch wenn die Prägung als Zahlungsmittel nicht viel taugt: "Die Münze hat reinen Sammlerwert."

Abgebildet sind zwei große braune Würste, in denen die imbisstypische Holzgabel steckt. Im Hintergrund ist eine Frau eingraviert, Herta Heuwer. Sie spielt im Berliner Entstehungsmythos eine entscheidende Rolle: Ab Sommer 1949 soll Herta Heuwer in Charlottenburg einen Imbissstand betrieben haben. Weil am 4. September dieses Jahres das Geschäft nicht besonders gut lief, experimentierte Heuwer mit den Zutaten. Sie mischte Paprika, Paprikapulver, Tomatenmark und Gewürze und kippte das Resultat über eine zerkleinerte Brühwurst - "eine Legende, die anzuzweifeln sich jedem Berliner verbietet, und den Nicht-Berlinern sowieso", schreibt der Berliner Tagesspiegel.

Gestützt wird die Berliner Version von dem Patent, das Heuwer 1959 anmeldete. Wann immer jemand ihre Erfindung in Zweifel zog, entgegnete sie: "Ich habe das Patent - und damit basta. Wer etwas anderes behauptet, der hat einen Stich." Auch Schikora sagt: "Wir können auf das Patent verweisen." Ein Indiz, aber kein unumstößlicher Beweis.

Woher kommt die Currywurst denn nun? Wem kann man glauben?

Dass Heuwer in Berlin Currywürste servierte, gilt als sicher. Nicht geklärt ist allerdings, ob andere Imbissbetreiber an der Soße mitgewirkt haben. Und ob es nicht in Hamburg schon früher Currywurst zu essen gab. Das legt jedenfalls der Roman "Die Entdeckung der Currywurst" nahe. Darin wird die Imbissbetreiberin Lena Brücker erwähnt, die die erste Currywurst angeboten haben soll. Der Autor Uwe Timm will sich daran erinnern, schon 1947 in Hamburg eine Currywurst gegessen zu haben. Allerdings muss er als voreingenommen gelten: Timm ist Hamburger.

Viel glaubwürdiger als Zeuge, heißt es bei Verfechtern der NRW-These, sei da der Sänger Herbert Grönemeyer, der singt: Kommse vonne Schicht/ Wat schönret gibt et nich/ Als wie Currywurst. Die Urheber des Textes ließen sich angeblich beim Wurstessen am Bochumer Bratwursthaus inspirieren, logischer Schluss: Die Currywurst muss aus NRW stammen.

Wem kann man da noch glauben? Zumal Schikora, der Berliner Münzpräger, einräumt, dass er sich freuen würde, wenn Hamburg eine eigene Currywurstmünze auflegt. Oder vielleicht macht das NRW? Die Geschichte über die Erfindung der Currywurst hat jedenfalls bis auf Weiteres drei Enden.

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