Digitalwährung:Gründer der Kryptobörse FTX auf den Bahamas verhaftet

Der Kollaps von FTX war spektakulär, ob die Kunden ihre Milliarden zurückbekommen, ist offen. Nun wurde Gründer Sam Bankman-Fried auf Ersuchen der USA festgenommen.

Der Gründer und ehemalige Chef der inzwischen bankrotten Kryptowährungsbörse FTX, Sam Bankman-Fried, ist auf den Bahamas verhaftet worden. Das Büro des Generalstaatsanwalts der Bahamas teilte mit, die Verhaftung sei am Montag verfolgt, nachdem die US-Staatsanwaltschaft Bankman-Fried strafrechtlich angeklagt habe. Man erwarte seine Auslieferung an die USA.

Ein Sprecher der US-Staatsanwaltschaft in Manhattan bestätigte dies. "Heute Abend haben die Behörden der Bahamas Samuel Bankman-Fried auf Ersuchen der US-Regierung verhaftet, basierend auf einer versiegelten Anklageschrift der Staatsanwaltschaft der Vereinigten Staaten für den südlichen Bezirk von New York", so Staatsanwalt Damian Williams. Er erwarte, dass die Anklageschrift am Dienstagmorgen entsiegelt werde. Dann werde es mehr Informationen geben.

FTX - einer der größten Handelsplätze für Kryptowährungen - war vergangenen Monat nach gigantischen Mittelabflüssen zusammengebrochen. Milliarden an Kundengeldern konnten nicht ausgezahlt werden. Bankman-Fried beantragte am 11. November in den USA Gläubigerschutz, nachdem Kunden als Reaktion auf die heimliche Verschiebung von Einlagen im Volumen von zehn Milliarden Dollar massenhaft Gelder abgezogen hatten. Seither stehen Betrugsvorwürfe im Raum, in den USA laufen Ermittlungen gegen den 30-Jährigen.

Bahamas sollen auf Herstellung von neuen Token gedrängt haben

FTX steht unter der Kontrolle des Restrukturierungsexperten John J. Ray III und eines Teams von Anwälten und Finanzberatern, die die Bücher der Firma nach Bargeld, Kryptowährungen und anderen Vermögenswerten durchforsten, um mit den Erlösen die Gläubiger zu entschädigen. Schon wenige Tage, nachdem FTX in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware rund 100 Tochtergesellschaften Konkurs gehen ließ, beschuldigte das US-Insolvenzteam die Regierung der Bahamas, sich in ihre Arbeit einzumischen.

Nach Angaben von FTX-Anwälten wollten Regierungsbeamte der Bahamas Bankman-Fried Zugang zu wichtigen Computersystemen der bereits bankrotten FTX Trading verschaffen, um neue digitale Münzen zu prägen. Bevor Bankman-Fried aus den FTX-Systemen ausgeschlossen wurde, baten ihn die Bahamas, neue digitale Münzen im Wert von Hunderten von Millionen Dollar zu prägen, berichtet das US-Anwaltsteam, das die kollabierte Kryptobörse inzwischen verwaltet. Die Token sollten dann unter Kontrolle der Beamten gebracht werden. Die Anschuldigungen verdeutlichen den sich verschärfenden Kampf zwischen den US-amerikanischen Insolvenzverwaltern, die FTX-Vermögenswerte für die Gläubiger zu sichern versuchen, und den Offiziellen auf den Bahamas, wo die Digitalwährungsbörse ihren Sitz hatte.

Das Verhältnis zwischen Bankman-Fried und den Behörden auf den Bahamas scheint eng gewesen zu sein, wie eine Email vom 9. November illustriert, die die FTX-Anwälte bei Gericht vorgelegt haben. Nur Tage vor der Insolvenz erklärte Bankman Fried, er wäre "mehr als glücklich", Abhebungen für die bahamaischen Kunden zu ermöglichen, um diesen Verluste zu ersparen. "Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie das wollen - aber wir würden es mehr als gerne tun und würden es als das Mindeste unserer Pflicht gegenüber dem Land betrachten, und wir könnten es sofort freigeben, wenn Sie uns antworten und sagen, dass Sie das wollen", schrieb Bankman-Fried laut Gerichtsunterlagen. Schon am nächsten Tag flossen nach Angaben der US-Anwälte von FTX 100 Millionen Dollar von der Plattform ab.

Keine Zwischenfälle bei der Verhaftung

Die Polizei in den Bahamas erklärte, Bankman-Fried sei am Montag kurz nach 18 Uhr (Ortszeit) in seinem Wohnkomplex in Albany, Nassau, wegen Finanzvergehen gegen die Gesetze der USA verhaftet worden. Dabei habe es keine Zwischenfälle gegeben. Er werde am Dienstag vor dem Magistratsgericht in Nassau erscheinen. Mark Cohen, ein Anwalt Bankman-Frieds, hat bislang nicht auf Anfragen reagiert.

Bankman-Fried hat jegliche Betrugsvorwürfe zurückgewiesen. "Ich habe nie versucht, einen Betrug zu begehen", sagte er in einem einstündigen Video-Interview auf einer Veranstaltung der Zeitung New York Times am 30. November. Er glaube nicht, dass er strafrechtlich haftbar sei.

In seinen Ausführungen, die er für eine Anhörung im US-Repräsentantenhaus vorbereitete, zu der Bankman-Fried am Dienstag erscheinen sollte, gab er eine unverblümte Einschätzung seiner Lage. "Ich möchte damit beginnen, dass ich unter Eid formell erkläre: Ich habe Mist gebaut", heißt es in den Ausführungen, die Bloomberg News vorliegen.

Zur SZ-Startseite
Sam Bankman-Fried, Inhaber der Krypto-Plattform FTX

SZ PlusFTX-Pleite
:Die Horror-Bücher des Krypto-Jungen

Sam Bankman-Fried, Gründer der insolventen Krypto-Börse FTX, gibt überraschend offen zu, alle geblendet zu haben. Acht Milliarden Dollar fehlen - doch wo ist das Geld der Kunden hin? Eine Spurensuche.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: