Sagen Sie mal ...:Brauchen wir Unterschriften auf Geldscheinen?

Seit jeher werden Banknoten unterschrieben. Niels Bünemann sagt, warum die EZB auch in Zukunft nicht darauf verzichten möchte.

Hans von der Hagen

sueddeutsche.de: Ich habe hier gerade eine hübsche 50-Euro-Note vor mir. Links oben sieht etwas nach Unterschrift aus. Jedenfalls erkennt man einen schwungvollen Anfangsbuchstaben. Wer hat denn da unterschrieben?

Sagen Sie mal ...: Die Unterschrift des ehemaligen EZB-Chefs Wim Duisenberg.

Die Unterschrift des ehemaligen EZB-Chefs Wim Duisenberg.

Niels Bünemann: Wenn Sie ein großes J am Anfang sehen, handelt es sich um die Unterschrift von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Würde es sich um die Signatur von Wim Duisenberg handeln, könnten Sie noch nicht einmal den ersten Buchstaben entziffern.

sueddeutsche.de: Die Jahreszahl 2002 auf dem Schein bezieht sich demnach nicht auf das Druckdatum? Im Jahr 2002 war Duisenberg ja noch Chef der europäischen Notenbank.

Bünemann: Nein, die Zahl bezieht sich auf das Jahr, in dem die Serie herauskam. Die erste Serie wurde im Jahr 2002 aufgelegt. Das Jahr des Drucks können nur unsere Experten anhand der Seriennummer eruieren.

sueddeutsche.de: Wann kommt die zweite Serie?

Bünemann: Die wird es erst gegen Ende des Jahrzehnts geben.

sueddeutsche.de: Im neuen Design?

Bünemann: Ja, aber es wird sich an dem bisherigen Design orientieren.

sueddeutsche.de: Zurück zu den Unterschriften. Unterschreibt nur das Notenbank-Personal - oder darf auch mal die Politik ran?

Bünemann: Bei uns unterschreibt nur der EZB-Präsident. In anderen Ländern kann auch mal der Chef-Kassierer oder ein Mitglied des Direktoriums unterzeichnen. Aber meines Wissens unterschreiben keine Politiker.

sueddeutsche.de: Warum gibt es überhaupt die Unterschriften?

Bünemann: Früher war es die Bestätigung der Zentralbank, dass eine Geldnote zu einem bestimmten Kurs in Gold umgetauscht werden konnte. Jeder wusste also, was sein Geld gemessen in Gold wert war.

sueddeutsche.de: Jetzt gibt es aber keinen Goldstandard mehr. Brauchen wir jetzt noch eine Unterschrift auf den Geldscheinen?

Bünemann: Mittlerweile hat sie eher symbolischen Charakter. Aber sie signalisiert auch, dass die Banknote einen gewissen Wert im Warenverkehr hat und nicht nur ein Stück bedrucktes Papier ist.

sueddeutsche.de: Aber die EZB könnte auch darauf verzichten ...

Bünemann: Zumindest ist es eine schöne Tradition. Daneben sollte man nicht vergessen, dass die umlaufenden Banknoten in der Bilanz der Zentralbank auf der Passivseite stehen. Die Note ist also eine Forderung des Inhabers an die Zentralbank.

sueddeutsche.de: Demnach unterschreibt der Chef der Zentralbank einen Schuldschein?

Bünemann: Genau.

sueddeutsche.de: In manchen Ländern gibt es ja zwei Unterschriften. Warum spart man sich auf den EZB-Noten die zweite?

Bünemann: Bei einer zweiten Unterschrift würde sich die Frage stellen, wen man noch unterschreiben ließe. Das würde bei dreizehn Euroland-Mitgliedern nur Probleme verursachen.

sueddeutsche.de: Werden die neuen Geldscheine auch noch eine Unterschrift haben?

Bünemann: Auf alle Fälle.

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