Ryanair:Rassist an Bord

Ein Mann beleidigt eine Passagierin auf einem Ryanair-Flug rassistisch. Doch die Crew verbannt nicht etwa den Mann aus dem Flugzeug, sondern setzt die Frau weg. Das Dumme für den Billigflieger: Es gibt ein Video von der Aktion.

Von Sven Lüüs

Oft ist es Ryanair-Chef Michael O'Leary, der dem Ruf der Billigfluggesellschaft immer wieder schadet: Einmal machte er sich über die Kritik seiner Kunden lustig, indem er sagte, die Ryanair-Buchungssysteme seien "voll von Passagieren, die mal geschworen haben, dass sie nie wieder mit uns fliegen wollen". Außerdem würde sich O'Leary lieber "die Hand abhacken", als einen Vertrag mit einer Gewerkschaft zu unterschreiben.

Nun könnte ein britischer Fluggast Ryanairs Image weiter beschädigen: Vor dem Abflug von Barcelona nach London hatte dieser eine schwarze Frau auf heftige Weise beleidigt, er wurde aber nicht aus dem Flugzeug verwiesen. Der Vorfall soll sich auf einem Flug von Barcelona nach London-Stansted ereignet haben. Passagiere werfen der Fluggesellschaft nun vor, den Mann nicht aus dem Flugzeug verbannt zu haben.

Auf einem Video, das ein Passagier gefilmt hat, ist zu sehen, wie sich der Mann hitzig mit der Tochter der Frau streitet. Der Mann fordert, dass sich die Mutter von ihm wegsetzen solle. Die Tochter protestiert dagegen. Ein Crew-Mitglied versucht, den Streit zu schlichten, was allerdings nicht gelingt. Nach dem Streit mit der Tochter fängt der Mann an, die Mutter, die ruhig dasitzt, rassistisch zu beleidigen. "Er sprach über ihre Rasse, sagte all diese abwertenden Dinge. Ich konnte es nicht glauben", sagte Fluggast David Lawrence der Financial Times.

"Die Besatzung war jung", sagt Lawrence, der die Situation gefilmt hat. "Der Mann hat sie einfach übertönt." Er habe damit gerechnet, dass die Fluggesellschaft etwas gegen den Mann unternimmt und beispielsweise die Polizei ruft. Aber nichts sei passiert. Auf dem Video ist dann zu sehen, dass ein Crew-Mitglied die Frau an einen anderen Platz setzt. Lawrence forderte im Video, dass die Crew den Mann rauswerfen solle. Der Passagier, der die Frau beleidigt hat, darf jedoch auf seinem Platz bleiben und beruhigt sich schließlich.

Ryanair hat den Vorfall nach eigenen Angaben der Polizeibehörde gemeldet. Zu dem Vorfall und dem Umgang damit, wollte sich das Unternehmen nicht weiter äußern. Es verweist auf die laufenden Ermittlungen.

Für die Fluggesellschaft ist der Vorfall in Barcelona ein potenzieller Imageschaden. Das Unternehmen, das lange ausschließlich mit seinen billigen Tarifen warb, hatte sich in einer Kampagne vorgenommen, "immer besser" zu werden und damit mehr Kundenzufriedenheit zu erreichen. Ryanair behauptet, die Kampagne habe bereits zu steigenden Fluggastzahlen geführt. Und nicht nur den Passagieren soll es besser gehen: Ryanair spendet Geld, zum Beispiel an die deutsche Kinderhilfe. Das Video, das sich in den sozialen Netzwerken verbreitet, könnte den Billigflieger daher ziemlich ärgern. Auch wenn das soziale Engagement Ryanairs die gleichgültig-verächtliche Einstellung nicht verändert hat, die Firmenchef O'Leary in seinen Sprüchen immer wieder vermittelt.

Die Ryanair-Aktie legte am Montag zu. Kurz nach Bekanntwerden des Videos hat Ryanair seine Quartalszahlen veröffentlicht. Der Umsatz stieg zwar um acht Prozent, der Gewinn ging aber um sieben Prozent zurück. O'Leary nennt höhere Kosten, auch wegen Streik-Entschädigungen. Ryanair hat nach den Streiks im vergangenen Quartal sogar einen Tarifvertrag mit einer italienischen Gewerkschaft abgeschlossen.

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