Ryanair:Viel Spaß mit den deutschen Gewerkschaften, Herr O'Leary

Der Ryanair-Chef droht mit Stellenabbau, weil seine Mitarbeiter in Deutschland streiken. Sein Verhalten könnte sich noch rächen.

Kommentar von Detlef Esslinger

Unentwegt arbeiten die Chefs von Ryanair am Ruf, erfolgreich und widerlich zu sein. Nichts fasst die Kultur der Firmenführung so trefflich zusammen wie der legendäre Satz des Gründers Michael O'Leary, ihre Buchungssysteme seien "voll von Passagieren, die mal geschworen haben, dass sie nie wieder mit uns fliegen wollen". Wer so denkt über die Leute, die ihm das Geld bringen - warum sollte er anders ticken, wenn es um diejenigen geht, die für ihn arbeiten?

Tarifrunden scheinen in der Welt von O'Leary nur eine Form der Enteignung zu sein. Wäre ihm an einer Einigung gelegen, hätte er zumindest den Streik der Piloten an diesem Mittwoch leicht vermeiden können. Ihm lag das Angebot für eine Schlichtung vor.

Doch O'Leary gab vor, nur einen irischen Schlichter zu akzeptieren. Anders gesagt: Er wollte keinen. Ein irischer Schlichter, der deutsches Recht nicht kennt, aber hier einen Tarifkonflikt lösen soll, ist in etwa so sinnvoll wie Tomatensaft gegen Flugangst.

Weil seine Crews sich nicht fügen, droht O'Leary jetzt mit dem Abbau von Jobs. Daheim in Irland, wo Streiks juristisch schwierig sind und die Gewerkschaft schwach ist, hat er die Drohung wahr gemacht; nun versucht er es in Deutschland. Hier aber kriegt er es mit der Vereinigung Cockpit und Verdi zu tun. Viel Spaß beim Kennenlernen!

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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