Ryanair:O'Leary bleibt - in anderer Rolle

Ryanair

Ein Ryanair-Jet am Hamburger Flughafen.

(Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

Die Billigfluglinie Ryanair führt eine neue Struktur ein. Konzernchef O'Leary bleibt weitere fünf Jahre, soll sich aber aus dem Tagesgeschäft herausziehen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Seit Jahren muss sich Ryanair-Chef Michael O'Leary die Frage gefallen lassen, wie lange er noch an der Spitze von Europas größter Billigfluggesellschaft stehen will. Und weil die vergangenen beiden Jahre im Zeichen von Streiks, höheren Kosten und niedrigeren Erträgen standen, hörte er die Frage zuletzt noch etwas häufiger. Am Montag gab Ryanair eine erste Antwort: O'Leary bleibt fünf weitere Jahre, aber seine Rolle wird sich ändern.

Das Unternehmen plant, 2019 die Struktur zu ändern. Künftig soll es eine Ryanair Group geben, die als Überbau für mehrere Geschäftseinheiten arbeitet. Die ursprüngliche irische Fluggesellschaft Ryanair soll eine dieser Geschäftseinheiten sein, daneben auch Laudamotion, die durch den Brexit nötig gewordene Ryanair UK sowie die polnische Ryanair Sun. Für die Tochtergesellschaften sollen im Lauf des Jahres jeweils eigene Chefs ernannt werden. O'Leary hat also zumindest in der Theorie mit dem Tagesgeschäft weniger zu tun als bisher. Ob sich der 57-Jährige in der Praxis tatsächlich raushalten wird, muss sich allerdings noch erweisen. O'Learys oft provokante Aussagen sowie seine unnachgiebige Haltung gegenüber Gewerkschaften hatten Verhandlungen stark erschwert. Ryanair hatte es überhaupt erst Ende 2017 unter massivem Druck akzeptiert, mit Gewerkschaften über Tarifverträge zu verhandeln. In Deutschland hatte sich die Fluggesellschaft mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) Ende vergangenen Jahres grundsätzlich geeinigt, die Details eines Tarifvertrages müssen aber noch geklärt werden.

Das Geschäft läuft derzeit nur mäßig, im dritten Quartal schrieb Ryanair einen Verlust

Während O'Leary bis mindestens 2024 bleibt, hat der langjährige Verwaltungsratschef David Bonderman seinen Rückzug für 2020 angekündigt. Bonderman, 76, ist seit Jahrzehnten mit seiner Private Equity-Firma TPG Capital ein großer Name in der Luftfahrtbranche. Er wird nun von Stan McCarthy ersetzt, der erst im vergangenen Jahr Mitglied des Aufsichtsgremiums von Ryanair wurde.

Für die irische Fluglinie läuft das Geschäft weiter mäßig: Im traditionell schwachen dritten Quartal des Geschäftsjahres (Oktober bis Dezember) schrieb das Unternehmen einen Verlust von 20 Millionen Euro, im Vorjahr hatte es noch einen Gewinn von 106 Millionen erzielt. Noch nicht berücksichtigt sind bei den aktuellen Zahlen die Anfangsverluste der österreichischen Tochter Laudamotion, die Ryanair nun komplett übernommen hat. Für Laudamotion rechnet Ryanair im ersten Jahr mit einem Defizit von rund 140 Millionen Euro.

Neben den steigenden Kosten durch die mittlerweile nahezu flächendeckend abgeschlossenen neuen Tarifverträge machen Ryanair vor allem die Flugpreise zu schaffen. Der durchschnittliche Umsatz pro Passagier sank im Quartal um sechs Prozent. Schon im Januar hatte Ryanair die Gewinnprognose für das Gesamtjahr um etwa ein Viertel auf gut eine Milliarde Euro reduziert.

O'Leary sieht auch die wieder gesunkenen Treibstoffpreise nicht unbedingt als Vorteil an: Durch die niedrigeren operativen Kosten könnten sich Fluggesellschaften am Markt halten, die sonst verschwunden wären. Sie würden nun mit Überkapazitäten den Druck auf die Preise hoch halten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: