Energiebranche:Wer von den hohen Strompreisen profitiert

Energiebranche: Der Kernkraftwerk Isar 2 in Bayern läuft noch bis April - und beschert Eon hohe Gewinne.

Der Kernkraftwerk Isar 2 in Bayern läuft noch bis April - und beschert Eon hohe Gewinne.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Eon verdient gut, doch der Konzernchef sagt, der Versorger sei kein Krisengewinnler. Tatsächlich helfen die gestiegenen Preise nicht allen Energiekonzernen.

Von Björn Finke, Brüssel

Für Deutschlands Stromkonzerne war 2022 ein prima Jahr - zumindest dann, wenn der Import russischen Gases nicht Teil ihres Geschäftsmodells ist, so wie bei Uniper. Am Dienstagabend informierte der Stromversorger Eon Anleger, dass der Gewinn über den Erwartungen gelegen hat. Die kompletten Bilanzzahlen werden erst im März präsentiert, doch Eon teilte bereits mit, dass das Betriebsergebnis wohl acht Milliarden Euro betrug und damit die Prognose um gut zwei Prozent übertraf. Im Jahr 2021 hatten die Düsseldorfer ähnlich viel verdient. Der schwedische Vattenfall-Konzern berichtete am Mittwoch ebenfalls über gute Geschäfte. Und RWE hatte bereits vor zwei Wochen verkündet, dass der Jahresgewinn höher als vorhergesagt ausgefallen ist.

Eons Vorstandschef Leonhard Birnbaum betont allerdings, dass sein Unternehmen kein Krisengewinnler sei, der von gestiegenen Strompreisen profitiere: "Wir haben bis auf Isar 2 keine Erzeugung mehr und müssen uns am Markt eindecken", sagte er vorige Woche bei einer Branchenveranstaltung. Isar 2 ist Eons Atomkraftwerk in Bayern; es soll nur noch bis April laufen. Tatsächlich wirken sich die Strom- und Gaspreise ganz unterschiedlich auf Deutschlands Energiekonzerne aus - weil sie unterschiedliche Geschäftsmodelle haben. So verdient Eon sein Geld mit dem Betrieb von Stromnetzen und damit, Verbrauchern Strom und Gas zu verkaufen, wobei die Firma diese Energie zuvor selbst einkaufen muss. In Deutschland hat Eon 14 Millionen Kunden, aber eben kein Kraftwerk außer Isar 2.

Dass der Gewinn nun höher ausfiel, lag unter anderem am "Segment Nicht-Kerngeschäft", wie es in der Mitteilung heißt. Dahinter verbirgt sich Isar 2, der Reaktor, der bald eingemottet wird - und hier hat Eon durchaus von den gestiegenen Strompreisen profitiert. Dass zugleich die Gewinne beim Betrieb von Stromnetzen und der Versorgung von Verbrauchern gestiegen sind, hat allerdings nichts mit den Preisen für Elektrizität zu tun. Oder bloß indirekt: Der Konzern hat zuletzt verkündet, dass er seit Beginn der Energiekrise europaweit mehr als eine Million neue Abnehmer gewonnen hat. Viele von ihnen kamen wohl von Versorgern, die wegen der hohen Preise in Schwierigkeiten geraten waren. Außerdem dürfte es Eon als Weiterverkäufer von Gas geholfen haben, dass der Gaspreis seit Sommer wieder deutlich gefallen ist.

Anders als Eon betreibt der Essener Rivale RWE zahlreiche Kraftwerke. Als das Unternehmen über seine unerwartet hohen Gewinne informierte, begründete das Finanzvorstand Michael Müller mit dem "vermehrten Einsatz unserer Kraftwerke" und dem "Kapazitätszuwachs im Bereich Erneuerbare Energien". Hintergrund ist, dass die Gaskraftwerke häufiger liefen, weil in Deutschland ungewöhnlich wenig Wind geweht hat und die Windkraftanlagen im Lande weniger Strom einspeisen konnten. Die Gaskraftwerke konnten die knappe Elektrizität dann teuer verkaufen.

Die miesen Windverhältnisse belasteten die Ergebnisse von RWEs Öko-Energie-Sparten. Das wurde aber mehr als ausgeglichen dadurch, dass neue Wind- und Solarparks ans Netz gingen und die Strompreise so hoch waren. Damit ist RWE insgesamt viel eher ein Profiteur der hohen Strompreise als Eon.

Uniper verbrennt viele Milliarden - aber weniger als befürchtet

Vorige Woche informierte auch der Krisenkonzern Uniper darüber, dass seine Jahreszahlen besser als erwartet ausfallen. Wobei das sehr relativ ist: Im November hatten die Düsseldorfer vorgerechnet, dass von Januar bis September 40 Milliarden Euro Verlust verbucht wurden - ein trauriger Rekord in Deutschland. Das Unternehmen ist der größte deutsche Gasimporteur. Weil Russland seine Lieferungen eingestellt hat, muss Uniper den Rohstoff nun teuer auf den Märkten zukaufen, um Lieferverträge zu erfüllen. Jetzt teilte die Firma hingegen mit, dass im Gesamtjahr nur mit 19 Milliarden Euro Verlust zu rechnen ist.

Dies liegt allerdings nicht daran, dass die Düsseldorfer zwischen Oktober und Dezember plötzlich unfassbar hohe Gewinne erzielt haben. Ursache ist vielmehr, dass bei dem Fehlbetrag von 40 Milliarden Euro auch erwartete künftige Verluste aus dem Gasgeschäft eingerechnet waren. Da die Notierungen des Rohstoffs gesunken sind, konnte Uniper diese prognostizierten Verluste von 30 auf sechs Milliarden Euro eindampfen - das erklärt, wieso der Jahresverlust geringer ausfiel.

Der Karlsruher Energiekonzern EnBW leidet ebenfalls unter dem russischen Gaslieferstopp, da die Tochterfirma VNG den Rohstoff importiert hat. Doch das Geschäft mit russischem Gas war für EnBW insgesamt viel weniger wichtig als für Uniper. Daher schreibt das Unternehmen weiter Gewinn, wenn auch geringere als im Vorjahr. Im Vergleich zu Uniper wirkt das aber wie ein Luxus-Problem.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusInflation Reduction Act
:Habeck gegen Habeck

Der Bundeswirtschaftsminister setzt sich bei einem Besuch in den USA für Nachbesserungen an Joe Bidens großem Klimaschutzpaket ein. Dabei findet er das Gesetzeswerk eigentlich ganz großartig.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: