Russland:Rubel stürzt trotz Zinssprung dramatisch ab

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  • Die russische Notenbank hat den Leitzins deutlich angehoben. Kurzzeitig legte der Rubel zum US-Dollar um fast zehn Prozent zu.
  • Der Effekt hielt aber nicht lange. Am Dienstag markierte der Verfall der russischen Währung einen neuen Rekord: Für einen Dollar wurden zwischenzeitlich schon 80 Rubel fällig.

Rubel stabilisiert sich nur kurz - und stürzt dann ab

Der massive Zinsschritt der russischen Notenbank ist an den Märkten verpufft: Zwar schoss der Rubel-Kurs zum US-Dollar am Dienstag zunächst um fast zehn Prozent in die Höhe und notierte damit so hoch wie seit etwa zwei Wochen nicht mehr.

Die Gewinne schmolzen aber schnell wieder dahin: Am frühen Dienstagvormittag beliefen sie sich auf nur noch ein Prozent. Nachdem der Dollar am Montag mit 64,2 Rubel schon ein neues Hoch erreicht hatte, wurden am Dienstag bereits etwa 80 Rubel fällig.

Russlands Notenbank hebt Zinsen an

Ausgelöst wurden die Kurssprünge durch einen drastischen Schritt der russischen Notenbank: Im Kampf gegen die steigende Inflation im Land und den anhaltenden Wertverfall des Rubel hatte sie ihren Leitzins in der Nacht zu Dienstag um 6,5 Punkte auf 17 Prozent angezogen. Höhere Zinsen machen die Währung grundsätzlich attraktiver für Investoren.

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Im Kampf gegen die steigende Inflation im Land und die Talfahrt des Rubels hatte die russische Notenbank den Leitzins deutlich gehoben. Nach kurzer Erholung stürzte die Währung aber erneut ab. Kann sich Russland aus dieser Krise befreien?

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Zum Vergleich: In der Euro-Zone liegt der Leitzins nur bei 0,05 Prozent. Auch in den USA sind die Zinsen sehr niedrig. Durch die enorme Erhöhung des Leitzinses lockt Russland potenziell künftig wieder mehr Kapital an, so zumindest das Kalkül. Das Land hat bisher mit großen Geldabflüssen zu kämpfen. Das setzt die Währung unter Druck. Auch die Versorgung der Banken mit Dollar-Liquidität durch entsprechende Geschäfte werde ausgeweitet, teilte die Notenbank mit.

Steigende Inflation und Talfahrt des Rubels

Die russische Notenbank muss momentan mehrere Probleme gleichzeitig lösen. So stieg die Inflation in Russland zuletzt deutlich an. Die Notenbanker versuchen zudem, sich gegen den starken Verfall des russischen Rubel zu wehren, der in den vergangenen Monaten wegen des Verfalls der Ölpreise dramatisch an Wert verloren hat. Erst am Montag war die russische Währung aus Furcht vor einer Verschärfung der westlichen Sanktionen auf ein Rekordtief gefallen.

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Angesichts des Rubel-Verfalls geraten Teile der russischen Bevölkerung geradezu in einen Kaufrausch. Viele Russen zieht es derzeit in Elektronikmärkte, Möbelgeschäfte oder Autohäuser, wo sie ihre Ersparnisse loswerden wollen, bevor die Preise weiter explodieren. Durch den Währungsverfall sind die Preise für russische Verbraucher bereits erheblich gestiegen - und die Entwicklung scheint sich fortzusetzen.

Jüngstes Beispiel: Ikea. Vor den Häusern der schwedischen Möbelkette bildeten sich in den vergangenen Tagen lange Schlangen, Kunden mussten mehrere Stunden auf Einlass warten. Ikea hatte Anfang Dezember angekündigt, in Kürze die Preise anheben zu wollen. Zwar beruhigte der Konzern danach, die Preise würden weiter den im Sommer veröffentlichten Katalogpreisen entsprechen. Gleichzeitig hieß es aber, dass auch das eigene Geschäft von äußeren Faktoren abhängig sei.

Keine Vorwarnung gab es hingegen von Apple. Der US-Konzern hob Ende November plötzlich die Preise für seine iPhones, iPads und MacBooks um im Schnitt mehr als 20 Prozent an. Einige Fans der Marke hatten sich bereits die Geräte gesichert, die auf einmal billiger waren als in Europa.

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Russlands Bevölkerung ist erfahren mit Wechselkurs- und Inflationsmechanismen. Sie hat in den vergangenen 25 Jahren schon mehrere schwere Währungskrisen durchgemacht und ihre Ersparnisse in Rauch aufgehen sehen. "In diesem Punkt unterscheidet sich Russland von Industrieländern, in denen die Menschen anfangen zu sparen, wenn eine Krise beginnt", sagt der Wirtschaftswissenschaftler Igor Nikolajew. "Bei uns geht das mit einer starken Herabwürdigung des Geldes einher und die Leute geben mehr aus, was die Situation für eine gewisse Zeit entspannt", so der Analyst des Beratungsunternehmens FBK.

Russische Medien wie die Zeitung Argumenty i Fakty hatten ihren Lesern kürzlich dazu geraten, noch vor Jahresende elektronische Geräte, Autos, Kleidung und importierte Waren zu kaufen, genauso wie unverderbliche Lebensmittel, deren Preise vor den Feiertagen angehoben werden dürften.

Nach Einschätzung des Ökonomen Igor Nikolajew wird die Kauflust "noch ein oder zwei Monate" anhalten - solange noch Rubel zum Ausgeben übrig seien. "Aber dann beginnt das Schwierigste", warnte er. Die russische Regierung rechnet für 2015 mit einer Rezession. Genauso die Weltbank, die vorhersagt, dass die Kauflaune der privaten Haushalte nächstes Jahr so niedrig sein wird wie zuletzt 2009.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/dpa/AFP/sks/sry - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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