Süddeutsche Zeitung

Rupert Murdoch:Raubtier auf dem Absprung

Der Medienunternehmer will die Führung seines Konzerns offenbar an seinen Sohn James übergeben.

Von Kathrin Werner, New York

"Nur seine harten braunen Augen verraten, dass er ein Raubtier ist", schrieb das Magazin New Yorker einst über Rupert Murdoch. Nun sieht es so aus, als gäbe das Raubtier das Jagen auf. Der wohl mächtigste Medienunternehmer der Welt werde den Vorstandsvorsitz bei seinem Konzern 21st Century Fox abgeben und an seinen Sohn James übertragen, berichtet der Fernsehsender CNBC und beruft sich auf Quellen, die der Familie nahestehen. Beim Aufsichtsratstreffen kommende Woche solle das Thema diskutiert werden.

Murdoch bleibe Großaktionär und Chairman, eine Rolle mit Entscheidungskraft, aber vor allem repräsentativen Aufgaben. Sein Sohn Lachlan soll den gleichen Titel als Co-Chairman neben seinem Vater bekommen. Chase Carey, der wichtigste Manager im Konzern, der nicht zur Familie gehört, tritt zurück. Die drei Murdochs wollten das Medienunternehmen künftig als "Partnerschaft" führen - wobei niemand, der die Murdochs kennt, glaubt, dass der machthungrige Senior die großen Entscheidungen seine Söhne treffen lässt.

Die Macher der alten Medienwelt sind alle gestorben, entmachtet oder in Rente

Der 84-Jährige ist einer der letzten großen Medienunternehmer der alten Schule. Axel Springer, William Randolph Hearst, Leo Kirch, Steve Forbes, Ted Turner, Reinhard Mohn, Sumner Redstone - die Macher der alten Medienwelt sind gestorben, entmachtet oder in Rente. Nur Murdoch machte weiter, obwohl er seit Jahren kein Interview mehr geben kann, in dem es nicht lang um seinen Abtritt geht.

Murdoch hat viele Rückschläge erlebt in den vergangenen Jahren. In einem Hotel in San Francisco ist er auf den Kopf gefallen und musste sich lange ausruhen, obwohl er die Arbeit liebt. Von seiner dritten Frau Wendi Deng ließ er sich scheiden, nach 14 Jahren Ehe. Deng ist 38 Jahre jünger als er und war wohl untreu, angeblich mit dem britischen Ex-Premier Tony Blair.

Und dann ist auch noch sein großer Plan gescheitert, sein großes Reich zu einem riesengroßen zu machen, bevor er es an seine sechs Kinder übergibt. Er wollte Time Warner übernehmen, 80 Milliarden Dollar hat er geboten. So wollte er das Filmstudio Warner Bros. und den Bezahlsender HBO mit seiner Holding verschmelzen, zu der unter anderem der konservative Nachrichtensender Fox News und die Filmstudios 20th Century Fox gehören. Beim eher linksliberalen Konzern Time Warner kam sein Angebot nicht gut an, auch weil Murdoch als konservativer Medienlenker gilt, der Einfluss auf Inhalte nimmt. Und dessen Image unter einem Abhörskandal in Großbritannien gelitten hat. Kurze Zeit nach der Offerte zog Murdoch sie wieder zurück. Der Widerstand sei zu groß gewesen, sagt er.

Sein Imperium hat Murdoch durch Übernahmen geschmiedet. Nach dem Tod seines Vaters kehrte der 22-Jährige vom Studium in Oxford in seine Heimat Australien zurück und übernahm die Führung der Firma, zu der damals gerade zwei Zeitungen gehörten. Schon nach wenigen Jahren kaufte er den halben Zeitungsmarkt in Australien und Neuseeland auf, das britische Boulevardblatt News of the World folgte, später kamen Zeitungen, Zeitschriften, ein Buchverlag, Fernsehsender und ein Filmstudio hinzu. Die Wirtschaftszeitung Wall Street Journal, deren Redaktion sich gegen Murdochs Übernahme sträubte, gehört ihm seit 2007. Das Magazin Forbes schätzt das Vermögen der Familie auf 13,5 Milliarden Dollar.

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SZ vom 12.06.2015
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