Der Blick in den Untergrund beginnt mit einem schrillen Warnsignal. Ein kleines Bachtal in Duisburg, unter hohen Buchen verbirgt sich ein Sockel aus Beton, zwei mal zwei Meter. Darin eine runde Öffnung, verkleidet mit einer Art Kanaldeckel. Bevor Frank Wollnik und seine Kumpel den gut 100 Jahre alten Bergwerksschacht öffnen, messen sie die Luft im Inneren. Das Gerät dröhnt: Der Anteil von CO₂ überschreitet den Grenzwert. Doch hier will ja eh niemand einsteigen, nur mal schauen. Also heben die Männer der Ruhrkohle AG, kurz RAG, den Deckel an. Sie tragen Sicherheitsschuhe und orange Warnwesten, und das aus gutem Grund: 350 Meter geht es hier in die Tiefe. Der Schacht brachte einst jenen Bergleuten Frischluft, die noch weiter unten, in der Zeche Friedrich Thyssen, Steinkohle scheffelten. Als sie in den Sechzigerjahren weiterzogen, ließen die Kumpel diesen Schacht mit allerlei Gestein auffüllen. Sie wollten verhindern, dass der Boden hier im Stadtteil Hamborn, nur zwei Kilometer vom Rhein entfernt, zu tief absinkt.
Report:Tief im Westen
Die richtige Ausrüstung war unter Tage ziemlich wichtig: Gummistiefel hängen in der Mannschaftskaue der Steinkohlezeche Prosper-Haniel bei Bottrop.
(Foto: Felix Heyder/dpa)Zwei Jahre nach dem Ausstieg versucht man im Ruhrgebiet, das Beste aus seiner Geschichte mit der Steinkohle zu machen. Ein Bericht aus einer Region, die in die Zukunft will - aber die Vergangenheit nicht so einfach abhaken kann.
Von Benedikt Müller-Arnold, Duisburg
Lesen Sie mehr zum Thema