Ruhestand:Wo sich Rentner am meisten leisten können

Die Kaufkraft der Rente ist in Deutschland je nach Region sehr unterschiedlich. Besonders teuer ist es im Süden Bayerns. Im Osten haben Rentner mehr von ihrem Geld.

Von Thomas Öchsner

Einmal im Jahr bekommen mehr als 30 Millionen Versicherte von ihrer gesetzlichen Rentenversicherung einen Brief, den sie nicht gleich wegschmeißen sollten. Darin steht Schwarz auf Weiß, wie viel - oder wie wenig Rente sie später einmal zu erwarten haben. So mancher zukünftige Ruheständler mag dann enttäuscht sein. Der sogenannte Eck-Rentner, ein westdeutscher Muster-Rentner, der 45 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt und dabei stets wie der Durchschnitt aller Versicherten verdient hat (2020: 3379,25 Euro brutto im Monat) kommt laut Deutscher Rentenversicherung (DRV) derzeit auf eine monatliche Altersrente von gerade einmal rund 1487 Euro vor Abzug von Steuern und Krankenversicherung.

Wie es um die Finanzen im Ruhestand steht, hängt aber nicht nur von der Höhe der Rente ab. Es kommt auch darauf an, was sich Ruheständler davon tatsächlich leisten können. Und hier gibt es in Deutschland regional große Unterschiede. Das hat die Prognos AG in einer Studie für die Initiative "7 Jahre länger" herausgefunden, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ins Leben gerufen hat. Dabei hat das Wirtschaftsforschungsinstitut die Lebenshaltungskosten der Rentner in 401 Kreisen und kreisfreien Städten verglichen. Das Ergebnis: Die Rentnerparadiese befinden sich derzeit eher im Osten des Landes. Dort haben die Rentner mehr von ihrem Geld, auch weil die Mieten oft deutlich günstiger sind als im Westen.

So haben laut Prognos 1000 Euro für Rentner in München - dem teuersten Altersruhesitz - eine Kaufkraft von 763 Euro. Im brandenburgischen Landkreis Elbe-Elster liegt der reale Wert hingegen bei 1158 Euro. "Der Wohnort hat großen Einfluss auf die Lebenshaltungskosten und damit auf den Wohlstand im Alter", sagt Studienautor Heiko Burret. Teurere Gegenden müssten jedoch nicht zwangsläufig unattraktiver sein, da die Löhne und somit auch die Renten dort tendenziell höher seien als in günstigeren Regionen.

Generell ist das Rentner-Dasein im wirtschaftsstarken Süden besonders kostspielig. Gleich 40 der 50 teuersten Regionen verteilen sich auf Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Und sieben der zehn bundesweit teuersten Altersruhesitze liegen in Bayern (Tabelle). Das Leben ist dort zwischen 15 und 21 Prozent teurer als im Bundesdurchschnitt. Deutlich günstiger können Ruheständler meist in Nord- und Ostdeutschland leben.

Für die Auswertung hat das Institut die Gewichtung des für die Berechnung der Lebenshaltungskosten maßgeblichen Warenkorbs des Statistischen Bundesamtes an das Konsumverhalten von Menschen mit mindestens 65 Jahren angepasst. "Gesundheitsausgaben und Mieten haben in dieser Altersgruppe beispielsweise ein höheres Gewicht. Kosten für Bildung spielen dagegen eine geringere Rolle", heißt es dazu.

Wie sich die Kaufkraft der Renten generell und jeweils in den verschiedenen Regionen zukünftig entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. In ihrer jährlichen Renteninformation weist die DRV stets darauf hin, dass der Anstieg der Lebenshaltungskosten die Kaufkraft des zu erwartenden Alterseinkommens verringern kann. Von 2001 bis 2010 war dies häufig der Fall: In dieser Zeit stiegen nach Angaben der Bundesregierung die Preise um durchschnittlich 1,36 Prozent pro Jahr. Im gleichen Zeitraum wurden die gesetzlichen Altersbezüge aber nur um jährlich 0,82 Prozent erhöht. In den vergangenen zehn Jahren stiegen dagegen die Renten deutlich stärker als die Inflationsrate. Das kann sich nun durch die Folgen der coronabedingten Wirtschaftskrise wieder ändern.

Die Bundesregierung erwartet in ihrem jüngsten Rentenversicherungsbericht bis 2033 Rentensteigerungen von durchschnittlich 2,2 Prozent pro Jahr. Doch der stammt aus der Zeit vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Wenn nun die Löhne 2020 anders als zunächst erwartet nicht steigen, sondern besonders wegen des massenhaften Einsatzes von Kurzarbeit sinken, dürfte es 2021 mit einer deutlichen Rentenerhöhung nichts werden. Eher wahrscheinlich wäre dann im kommenden Jahr eine Nullrunde bei der Rente.

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