Rüstung: EADS und Bundeswehr streiten:Ausfälle am Himmel

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Erst der Tiger, dann der NH90: Der Rüstungskonzern EADS kämpft mit technischen Pannen bei seinen Hubschraubern. Jetzt zieht die Bundeswehr Konsequenzen.

Der Streit zwischen der Bundeswehr und dem europäischen Rüstungskonzern EADS verschärft sich. Nach Pannen beim Militärtransporter Airbus A400M und dem Kampfhubschrauber Tiger sorgen nun technische Probleme des Helikopters NH90 für Ärger. Die Bundeswehr werde bestimmte Flugmanöver vermeiden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Grund sei ein Triebwerksausfall bei einem australischen NH90.

Mängel am Transporthubschrauber NH90 verschärfen den Streit zwischen EADS und der Bundeswehr. (Foto: ag.dpa)

Deutschland hat 122 Exemplare des Nato-Hubschraubers-90 ( NH90) für mehr als vier Milliarden Euro bestellt. Ebenso wie beim Tiger drängt das Ministerium EADS seit langem zur Eile, bisher aber ohne Erfolg. Der Rüstungskonzern wiederum wirft der Bundeswehr vor, die Abnahme der Hubschrauber zu verschleppen.

Die Bundeswehr benötigt die Modelle A400M, Tiger und NH90 dringend in Afghanistan, sie sind jedoch entgegen der Verträge längst nicht einsatzreif. Aus Verärgerung über die Rüstungsindustrie sagte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bereits vor einigen Tagen seinen Besuch bei der internationalen Luftfahrtausstellung ILA in Berlin ab, die am 8. Juni startet.

Guttenberg beklagt Verspätungen

Offiziell nannte sein Ministerium Terminprobleme als Grund. Guttenberg selbst hatte jedoch zuletzt sehr offen seinem Ärger über die Rüstungsbranche Luft gemacht und besonders verspätete Projekte von EADS beklagt. Dabei nannte er konkret neben dem A400M auch den Tiger und den NH90, die beide von der EADS-Tochter Eurocopter hergestellt werden.

In Militärkreisen hieß es, Australien habe den Flugbetrieb mit dem NH90 nach mehreren Triebwerksausfällen eingestellt. Das Bundesverteidigungsministerium sprach indes nur von einem Vorfall, über den die Industrie informiert habe. Bis zum Ende der noch laufenden Untersuchungen würden die Triebwerke vor jedem Start untersucht, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Eine Eurocopter-Sprecherin erklärte, das Herstellerkonsortium NHI prüfe zusammen mit dem Triebwerkslieferanten Rolls-Royce die Probleme. Sollten sich die Auslieferungen verschieben, schlägt sich das in den Kassen des europäischen Rüstungskonzerns nieder. Der Preis von 30 Millionen Euro je Hubschrauber wird erst bei Lieferung bezahlt.

A400M unpünktlich, Tiger schlecht verkabelt

Erst vergangene Woche war bekanntgeworden, dass das Verteidigungsministerium wegen schwerer Mängel in der Verkabelung die weitere Abnahme des Hubschraubers Tiger gestoppt hat. Über eine Einigung nach dem extremen Kostenanstieg beim A400M verhandeln die Abnehmerländer noch mit EADS. Die Beziehungen zwischen Deutschland und EADS sind daher gespannt.

Der NH90 soll bei der Bundeswehr die aus dem Vietnamkrieg legendären, aber inzwischen in die Jahre gekommenen Bell-Hubschrauber ersetzen. Momentan steckt der Nachfolger allerdings noch in der Erprobung. Erst von 2012 an soll der NH90 in der Truppe eingesetzt werden.

© sueddeutsche.de/Reuters/nog - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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