Rückversicherungen:Munich Re muss Gewinnziel aufgeben

Munich Re - Hauptversammlung

Zentrale der Munich Re: Trotz Corona-Krise will der Rückversicherer das zweite Quartal mit 600 Millionen Euro Nettogewinn abschließen.

(Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Die Finanzmärkte sind in Aufruhr, und es fallen reihenweise Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele aus. Das vermiest dem Finanzkonzern die Aussichten fürs Jahr.

Von Nina Nöthling, Köln

Munich Re, einer der beiden größten Rückversicherer der Welt, hat wegen der Corona-Krise sein Gewinnziel für 2020 zurückgenommen. Eigentlich wollte der Konzern im laufenden Jahr 2,8 Milliarden Euro verdienen, etwas mehr als die 2,7 Milliarden Euro des Jahres 2019. Nun aber seien die Schäden im Zusammenhang mit der Pandemie bereits im ersten Quartal so hoch, dass dieses Ziel nicht mehr erreicht werden kann, teilte der Konzern am Dienstagabend mit. Ende Februar hatte der Konzern sein Gewinnziel noch ausdrücklich bestätigt.

Ausgefallene Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele setzen dem Rückversicherer zu. Dazu kommen die Turbulenzen am Kapitalmarkt. Munich Re setzt auch den geplanten Aktienrückkauf in Höhe von einer Milliarde Euro aus. Die Dividende soll aber trotz allem von 9,25 Euro auf 9,80 Euro steigen. Darüber wird die Hauptversammlung am 29. April 2020 entscheiden. Die Aktie verlor am Mittwoch bis mehr als fünf Prozent.

Die Schäden resultieren vor allem aus dem Ausfall und der Verschiebung von Großveranstaltungen. Einzelheiten nannte die Munich Re nicht, der Schaden im gesamten Jahr werde sich aber auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag belaufen. Für die ersten drei Monate dieses Jahres rechnet der Rückversicherer nur noch mit einem Gewinn im niedrigen dreistelligen Millionenbereich, heißt es in der Mitteilung. Im ersten Quartal 2019 hatte der Gewinn noch 633 Millionen Euro erreicht.

Ende Februar hatte Vorstand Torsten Jeworrek angekündigt, dass die Munich Re mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag an Veranstaltungsausfall-Deckungen im Risiko stehe, bei denen der Ausfall durch Epidemie oder Pandemie ausdrücklich eingeschlossen ist. Zudem gehört der Münchner Konzern mit einem dreistelligen Millionenbetrag zu den Versicherern der Olympischen Sommerspiele, die am 24. Juli 2020 in Tokio beginnen sollten, nun aber um ein Jahr verschoben wurden.

Im Laufe des Jahres dürften zudem weitere Großschäden hinzukommen, unter anderem durch Naturkatastrophen, erwartet der Rückversicherer. Außerdem wird die Corona-Pandemie gesamtwirtschaftliche und finanzielle Auswirkungen haben, wie sie bereits an den Aktienmärkten zu sehen sind. Das betrifft auch die Versicherer, deren Kapitalerträge durch die hohe Volatilität beeinträchtigt werden. Wegen dieser Faktoren glaubt der Konzern, sein Gewinnziel für 2020 nicht erreichen zu können.

Die Solvenzquote des Rückversicherers, die seine Finanzkraft im Verhältnis zu den übernommenen Risiken zeigt, sei nicht gefährdet, teilte das Unternehmen mit. Sie liege weiter in der Bandbreite von 175 Prozent bis 220 Prozent der Mindestanforderung.

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