Rückversicherung:Munich Re hofft auf Ergo

CEO Joachim Wenning, Munich RE

Kein leichter Job: Das Angebot an Rückversicherungsschutz übersteigt die Nachfrage, das drückt die Preise. Munich-Re-Chef Joachim Wenning kämpft daher mit sinkenden Erträgen.

(Foto: Natalie N. Isser)

Die Preise fallen, es wird gespart. Der Konzerngewinn soll aber bald wieder steigen. Der neue Unternehmenschef Joachim Wenning prüft auch Zukäufe, doch die sind teuer.

Von Friederike Krieger

Joachim Wenning, der neue Chef des Rückversicherers Munich Re, will den Weltmarktführer wieder auf Wachstum trimmen. "Die Ambition ist, die Erträge im kommenden Jahr auf dem Niveau von 2017 zu stabilisieren", sagte er auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz in München. Ab 2019 soll es dann mit dem Gewinn wieder bergauf gehen - zumindest in kleinen Schritten.

In diesem Jahr will der Konzern zwischen zwei und 2,4 Milliarden Euro verdienen. In den Vorjahren hatte der Gewinn zum Teil noch bei mehr als drei Milliarden Euro gelegen. Wenning, der seit April im Chefsessel sitzt, hat den Konzern in einer schwierigen Lage übernommen. Das Angebot an Rückversicherungsschutz übersteigt die Nachfrage von Versicherern wie Allianz und Generali, die sich mit den Policen vor Großschäden schützen. Die Preise sinken schon seit Jahren. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht. Munich Re rechnet 2018 allenfalls mit einer Stabilisierung der Preise.

Die widrigen Bedingungen hat auch der Marktführer im ersten Halbjahr zu spüren bekommen. Der Gewinn sank um 8,6 Prozent auf rund 1,3 Milliarden Euro. Beim Konkurrenten Swiss Re war das Halbjahresergebnis mit 35 Prozent aber deutlich stärker zurückgegangen.

Erfreut zeigte sich Wenning von der Tochter Ergo. Nach einem Verlust von 30 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2016, steuerte die Gesellschaft nun einen Gewinn von 195 Millionen Euro bei. "Ergo liefert", sagte er. Die Gesellschaft befindet sich gerade mitten in einem Großumbau. Ergo-Chef Markus Rieß muss Geschäftsprozesse digitalisieren und Kosten einsparen. Die Gesellschaft will rund 1800 Stellen abbauen, 75 Prozent davon sind bereits realisiert. Spätestens Anfang Oktober will Ergo mit dem neuen, komplett digitalen Versicherer Nexible starten. Ergo soll Wenning helfen, die Einbußen durch den Preisverfall zu kompensieren. Die Munich Re will verstärkt Geschäftschancen in Rückversicherungsbereichen nutzen, die weniger vom Preisverfall betroffen sind. Zudem überprüft Wenning alle Geschäftsbereiche darauf, ob sie für den Konzern noch Sinn machen. "Wir gehen unaufgeregt das Portfolio durch." Als Beispiele nannte er den Rückzug von Ergo aus Italien und aus dem Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen in Deutschland. In anderen Märkten wie Indien setzt der Konzern dagegen auf Wachstum. Auch die Versicherung großer Konzerne gegen Hackerangriffe hält Munich Re für zukunftsträchtig. Vorstellen kann sich Wenning auch Zukäufe. Momentan seien die Preise für mögliche Akquisitionsziele aber recht hoch. "Deshalb setzen wir uns nicht unter Druck", sagte er. "Wir warten auf die richtige Gelegenheit."

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