Rückrufe bei Autoherstellern:Rollende Computer

In letzter Zeit gab es eine beklemmend hohe Zahl an Rückrufen für Autos. Rollt da aus den Fabriken nur noch halbfertige Ware? Ersetzt der Fahrer die Qualitätskontrolle?

Thomas Fromm

BMW hat es neulich getan, Daimler, Renault und Opel auch. Toyota macht es seit einem Jahr fast ununterbrochen. Über zehn Millionen Autos hat der Konzern inzwischen zurückgerufen. Dabei gelten die Japaner nicht nur als Weltmarktführer beim Absatz, sondern auch bei Qualität und Sicherheit. Und dennoch - über zehn Millionen Autos.

Rückrufe bei Autoherstellern: (FILES) Photo taken 14 august 2007 shows a logo of Toyota displayed on a 4X4 in Bangkok, 14 August 2007. Toyota on October 21, 2010 announced a safety recall of about 1.5 million vehicles worldwide to fix a brake fluid leak that it warned can gradually diminish braking performance in the cars.     AFP PHOTO / Saeed KHAN

(FILES) Photo taken 14 august 2007 shows a logo of Toyota displayed on a 4X4 in Bangkok, 14 August 2007. Toyota on October 21, 2010 announced a safety recall of about 1.5 million vehicles worldwide to fix a brake fluid leak that it warned can gradually diminish braking performance in the cars. AFP PHOTO / Saeed KHAN

(Foto: AFP)

Noch nie haben Hersteller so viele Fahrzeuge in die Werkstätten geordert, und noch nie waren Autofahrer so verunsichert. Berichte über klemmende Bremsen, Gaspedale, die sich selbständig machen, Lenkräder, die blockieren, und Totalausfälle bei elektronischen Systemen, von denen der Fahrer bis zum Tag des Rückrufs nicht einmal wusste, dass es sie gibt. Das Auto als unbekanntes Risiko, man könnte meinen, dass das, was täglich aus den Fabriken rollt, nur noch halbfertig ist - und erst im Laufe diverser Rückrufe zu einem halbwegs perfekten Wagen wird. Dabei sind Autos heute nicht schlechter als früher. Sie sind nur komplexer geworden.

Die gute Nachricht lautet: Die Zeit der Rostlauben, der häufigen Motorschäden und Achsenbrüche ist vorbei. Die schlechte: Die Probleme liegen heute im Detail, und sie werden noch zunehmen. Autos sind rollende Computer, jedes Teil wird durch eine komplizierte Elektronik angetrieben. Das bedeutet einerseits mehr Komfort, und - wenn alles funktioniert - auch mehr Sicherheit für den Fahrer. Und doch sind es die kleinen elektronischen Bausteine, die den Herstellern immer wieder zum Verhängnis werden. So wie bei Toyota, dem Massenhersteller, der bei Millionen von Autos die gleichen Teile einbaut. Klemmt irgendwo ein Mikrochip, sind gleich komplette Modellserien verseucht. Folge: Millionen von Autos sind betroffen.

So sind es meist die kleinen Dinge, die dann die großen technischen Probleme auslösen und am Ende das Image eines Herstellers für lange Zeit ramponieren können. Da gerade große Hersteller wie Toyota, VW oder Ford immer mehr solcher Gleichteile einbauen, um Kosten zu sparen, wird es wohl auch immer mehr Rückrufaktionen geben. Das Auto als unfertiges und permanentes Laboratorium - eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung. Dazu kommt: Seit Toyota ist vieles anders, in den Vorstandsetagen der Autobauer geht seit dem Debakel der Japaner die Angst um, man könnte der Nächste sein. Todesfahrten, kleinlaute Manager bei Kongressanhörungen - das sind Horrorszenarien. So lässt man lieber einmal zu viel als zu wenig zurückrufen.

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