ArbeitsmarktErneut weniger Teilzeit & Co.

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Der Anteil von Frauen in atypischer Beschäftigung liegt weiterhin deutlich höher als bei Männern.
Der Anteil von Frauen in atypischer Beschäftigung liegt weiterhin deutlich höher als bei Männern. (Foto: Armin Weigel)

Der Anteil atypischer Beschäftigung fällt 2024 auf 17,2 Prozent.Seit 2010 hat die Zahl um rund 1,5 Millionen abgenommen.

Befristete Jobs, Teilzeit, Leiharbeit und andere atypische Beschäftigungsformen sind im vergangenen Jahr in Deutschland erneut seltener geworden. Der Anteil an allen Kernerwerbstätigen lag bei 17,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. „Damit hält der kontinuierliche Rückgang seit Beginn der 2010er Jahre an.“ 2010 lag der Anteil atypisch Beschäftigter noch bei 22,6 Prozent. „Die strukturelle Verschiebung am deutschen Arbeitsmarkt zeigt sich mit Blick auf die absoluten Zahlen noch deutlicher“, betonten die Statistiker. Während zwischen 2010 und 2024 fast 4,8 Millionen Normalbeschäftigte hinzugekommen seien, habe die Zahl der atypisch Beschäftigten um rund 1,5 Millionen abgenommen. Atypische Beschäftigung umfasst Arbeitsverhältnisse außerhalb der Normalbeschäftigung – also keine unbefristeten, sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten mit mehr als 20 Arbeitsstunden pro Woche. Normalbeschäftigte üben ihre Tätigkeiten zudem nicht in Leih- oder Zeitarbeit aus.

Der Rückgang hat dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge mehrere Gründe. „Der aktuelle Wirtschaftsabschwung dämpft zwar den Arbeitsmarkt, aber über längere Zeit sind Arbeitskräfte deutlich knapper geworden“, sagte IAB-Experte Enzo Weber der Nachrichtenagentur Reuters. „Damit gehen Befristungen zurück, weil Betriebe Arbeitskräfte durch mehr unbefristete Übernahmen und weniger befristete Einstellungen binden.“ Auch hätten sich die Möglichkeiten in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung verbessert, weshalb es weniger ungewollte Minijobs gebe. Zudem hätten sich die Lebensverhältnisse weiter geändert. „Frauen sind stärker in den Arbeitsmarkt integriert, ihre Arbeitszeit in Teilzeit hat sich verlängert.“Hinzu kommt, dass wegen der Industriekrise viel Beschäftigung in der Zeitarbeit abgebaut worden sei. „Mit dieser Krise verschwinden aber auch viele Vollzeitjobs in der Industrie“, sagte Weber. „Wie es weitergeht, hängt deshalb vor allem davon ab, ob in der Transformation eine Erneuerung der Industrie und damit ein neuer Aufschwung gelingt.“ In dem Falle sei davon auszugehen, dass Arbeitskräfte wieder knapper werden und atypische Beschäftigung noch weiter zurückgehen dürfte. Der Anteil befristet Beschäftigter sank seit 2010 von 8,1 auf aktuell 5,9 Prozent, der von Teilzeitbeschäftigten bis 20 Wochenstunden von 14,1 auf 10,9 Prozent und der von geringfügig Beschäftigten von 7,2 auf 4,2 Prozent. Zeitarbeit erreichte 2017 den größten Beschäftigungsanteil mit 2,5 Prozent, 2024 lag er noch bei 2,1 Prozent. Zugleich bleibt der Anteil von Frauen in atypischer Beschäftigung deutlich höher: Er lag im vergangenen Jahr bei 25,0 Prozent, bei Männern hingegen mit 10,2 Prozent weniger als halb so hoch. Das liegt vor allem an der Teilzeitbeschäftigung mit einem Umfang von bis zu 20 Stunden pro Woche: 19,4 Prozent der Frauen in Kernerwerbstätigkeit gingen einer solchen Beschäftigung nach, aber nur 3,4 Prozent der Männer. Zudem waren Frauen mit 6,5 Prozent deutlich häufiger geringfügig beschäftigt als Männer (2,2 Prozent).

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