Rückendeckung für Baukonzern:Merkel paktiert mit Hochtief

Gemeinsam gegen die Spanier: Die Kanzlerin schlägt sich auf die Hochtief-Seite und meutert verkappt gegen das Übernahmeangebot. Macht Merkel jetzt den Schröder?

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) macht das spanische Buhlen um den Essener Baukonzern Hochtief zur Chefinnensache - und schaltet sich in den seit Wochen tobenden Übernahmekampf ein. Sie warnte vor einer Zerschlagung des Unternehmens. Über ihren Regierungssprecher Steffen Seibert ließ Merkel ausrichten, Hochtief sei ein Aushängeschild deutscher Technologiekompetenz. "Schon deshalb ist die Bundesregierung und das Kanzleramt daran interessiert, dass die industriellen Strukturen von Hochtief und auch der Sitz von Hochtief in Essen bleiben", sagte Seibert.

Besuch beim Baukonzern Hochtief

Die Mitarbeiter des Baukonzerns Hochtief bangen: Setzen sich die Spanier mit ihrem Übernahmewunsch durch?

(Foto: dapd)

Die Regierung verfolge das Thema Hochtief sehr aufmerksam und sei in Kontakt mit dem Unternehmen. "Und sie geht davon aus, dass alle Aktivitäten, die da nun noch eintreten mögen, in Einklang mit europäischem Recht sind", betonte Seibert.

Macht Merkel jetzt den Schröder? Der früherer Bundeskanzler hatte 1999 einst den bangenden Holzmann-Mitarbeitern unter die Arme gegriffen, als die ebenfalls eine Zerschlagung ihres Unternehmens befürchteten. Der damalige Kanzler und SPD-Chef hatte seinerzeit rasch ein Hilfspaket für Holzmann zusammengezimmert, nur wenig später ließ er sich freudig strahlend als Retter feiern. Geholfen hat das alles nichts: Nur zwei Jahre später musste der völlig überschuldete Holzmann-Konzern endgültig Insolvenz anmelden.

Im Gegensatz zu Merkel hat ihr Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) bereits mehrfach betont, er wolle sich bei Hochtief nicht einmischen. SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte sich bereits vor wenigen Tagen auf die Seite der Hochtief-Mitarbeiter geschlagen, am Donnerstag dann besuchte er die Hochtief- Zentrale in Essen. Seine Botschaft an die Regierung: Sie solle bei Hochtief eingreifen.

ACS hatte vor vier Wochen seine Pläne für eine Übernahme des Wettbewerbers öffentlich gemacht. Das spanische Unternehmen will den Hochtief-Anteilseignern acht eigene Aktien für fünf Hochtief-Papiere anbieten. Schon heute hält ACS knapp 30 Prozent der Hochtief-Aktien. Pläne für eine Zerschlagung des Essener Konzerns bestreiten die Spanier.

ACS reichte das Übernahmeangebot noch nicht bei der Finanzaufsicht Bafin ein. Die Frist sei um vier Wochen verlängert worden, sagte eine Bafin-Sprecherin. ACS habe um Verlängerung gebeten. Das sei ein normaler Vorgang, hieß es.

Hochtief beschäftigt in Deutschland 11.000 Mitarbeiter, weltweit sind es 66.000. Der Konzern macht rund 18 Milliarden Euro Umsatz. ACS beschäftigt 143.000 Mitarbeiter und hat zuletzt 15,6 Milliarden Euro umgesetzt. Zusammen würden die Nummer zwei und drei am europäischen Markt zum Branchenprimus aufsteigen.

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