Wirtschaft kompakt:Streikverbot - Piloten der Air Berlin müssen fliegen

Bei Air Berlin darf nicht gestreikt werden, Thunfisch ist nicht Thunfisch und EADS beteuert die eigene Seriosität. Das Wichtigste in Kürze.

Der Streik bei Air Berlin fällt vorerst aus: Die Piloten dürfen nicht wie angekündigt in dieser Woche die Arbeit niederlegen. Das Frankfurter Arbeitsgericht untersagte am Dienstagabend auf Antrag der Fluggesellschaft den angedrohten Arbeitskampf - und gab damit der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft im Prozess gegen die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) recht. Der Streik hätte sich laut VC auf das gesamte Bundesgebiet erstreckt. Er hätte allerdings nicht alle Strecken des Unternehmens Air Berlin betroffen: Für die Piloten von LTU, die hauptsächlich Langstrecken fliegt, laufen separate Verhandlungen.

Air Berlin Streik Piloten Verbot

Das Frankfurter Arbeitsgericht hat den Piloten von Air Berlin untersagt, zu streiken.

(Foto: REUTERS)

Eine Air-Berlin-Sprecherin sagte, die Fluggesellschaft habe vor Gericht zunächst einen Kompromissvorschlag gemacht. Diesen habe VC aber abgelehnt, woraufhin die Richterin den Streik untersagt habe. Ein Cockpit-Sprecher machte dem Unternehmen nach dem Urteil Vorwürfe: "Air Berlin hat kein ernsthaftes Interesse an einer Lösung". Durch "juristische Züge" sei eine Tariflösung nicht zu erreichen.

In dem seit knapp zwei Jahren schwelenden Konflikt geht es um die künftigen Arbeits- und Bereitschaftszeiten der Piloten. Im Sommer hatten Unternehmen und VC bereits einen Kompromiss ausgehandelt und sich auf einen Vorvertrag für einen Tarifabschluss geeinigt. Diesen hatten die Piloten dann aber in einer Urabstimmung gekippt.

Air Berlin hatte den Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen den Streik damit begründet, dass bei der Urabstimmung nur über einen Teil und nicht über das Gesamtpaket des Verhandlungskompromisses abgestimmt worden sei. Damit sei das Votum aus Sicht des Unternehmens ungültig.

Thun an Thun

Na dann mal guten Appetit: Thunfisch aus der Dose enthält Greenpeace zufolge oft widerrechtlich verschiedene Arten - die teils auch bedroht sind. So sei bei Tests des deutschen Marktführers Saupiquet Thunfisch zweier Arten gefunden worden, teilte die Umweltschutzorganisation mit. Neben dem Echten Bonito sei auch der sogenannte Kleine Thun enthalten gewesen. Gleiches sei bei Dosen der Marke La Miranda festgestellt worden.

In der EU ist es Greenpeace zufolge verboten, mehrere Arten in einer Dose zu mischen und falsch zu kennzeichnen. Grund für den "hohen Anteil" anderer und bedrohter Arten sei eine verbreitete Fangmethode, teilte Greenpeace mit: Thunfisch wird in den Ozeanen mit Hilfe schwimmender Plattformen gefangen. Diese täuschen demnach Schutz vor und locken Thunfisch und andere Meerestiere an, bevor die Netze zugezogen werden. Die Jungtiere des Großaugen- und des Gelbflossenthunfischs, dessen Bestände überfischt seien, ähnelten stark dem Echten Bonito, der aus dem Pazifik als akzeptabel gilt.

Greenpeace forderte von der Industrie, den Fang auf Angel und Leine umzustellen. Die Umweltschutzorganisation untersuchte Ware aus insgesamt zwölf Ländern. Dazu gehörten neben Deutschland auch Italien, Österreich, die Schweiz, Australien und die USA. Je Land wurden den Angaben zufolge mindestens fünf Marken untersucht.

USA: Wirtschaft läuft besser als gedacht

Die US-Wirtschaft hat sich im dritten Quartal 2010 stärker erholt als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft stieg im Zeitraum von Juli bis September mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,5 (erste Schätzung: plus 2,0) Prozent, wie das Handelsministerium nach revidierten Berechnungen mitteilte.

Analysten hatten für das dritte Quartal im Schnitt mit einem annualisierten Anstieg von 2,4 Prozent gerechnet. Exporte und die Ausgaben der privaten Haushalte und des Staates stiegen stärker als ursprünglich gemeldet. Zum Vergleich: In Deutschland, dem Zugpferd in der Euro-Zone, stieg das BIP im Quartalsvergleich um 0,7 Prozent. Auf das Jahr hochgerechnet lag das Wachstum damit bei knapp drei Prozent.

Schwarzarbeit könnte zulegen

Der steigende Bedarf an Putzfrauen und Pflegehilfen wird einer Studie zufolge auch die Schwarzarbeit in deutschen Haushalten massiv steigen lassen. Bis zum Jahr 2050 könnte sich die Zahl der nicht angemeldeten Haushaltshilfen in Deutschland von heute geschätzt vier Millionen auf rund zwölf Millionen verdreifachen, wie aus einer Untersuchung des Instituts für Wirtschaftsforschung (IW) hervorgeht. Damit würde 2050 rechnerisch jeder dritte deutsche Haushalt eine Haushaltshilfe schwarz beschäftigen.

Wie die Studie unter Berufung auf frühere Forschungen ausführt, werden schon heute 37 Prozent aller Haushaltshilfen von Menschen über 60 beschäftigt. Da künftig immer mehr Menschen in Deutschland älter und oft auch pflegebedürftig sein werden, dürfte auch die Nachfrage nach Hilfen im Haushalt steigen.

Zwei weitere Trends befeuern demnach den Boom der Unterstützung im Haushalt: Zum einen seien immer mehr Menschen beruflich stark eingespannt und hätten immer weniger Zeit für die Hausarbeit. Zum anderen steige parallel dazu die Bereitschaft, Kinder zu bekommen, während immer mehr Frauen berufstätig sind. Auch viele dieser Familien brauchen eine Haushaltshilfe, was die Nachfrage ebenfalls steigen lassen werde.

Die Studie wurde vom IW im Auftrag der vom Rentenversicherer Knappschaft Bahn See getragenen Minijob-Zentrale erstellt. Die Minijob-Zentrale forderte alle Deutschen dazu auf, ihre Haushaltshilfen legal zu beschäftigen. Dies ist in vielen Fällen demnach kaum teurer als schwarz beschäftigte Hilfen.

In dem an Wendungen reichen Bieterrennen für den Tankflugzeug-Auftrag der US-Luftwaffe beteuern die Kontrahenten ihre Seriosität. Der Airbus-Mutterkonzern EADS versicherte, er kenne das Angebot seines Konkurrenten Boeing für den Tankflugzeug-Auftrag der US-Luftwaffe nicht. Und dass, obwohl das Verteidigungsministerium in der vergangenen Woche Briefe an die beiden Wettbewerber mit Details zu ihren Angeboten vertauscht hatte.

"Wenn solche Unterlagen ankommen, von denen man weiß, dass man sie nicht bekommen darf, dann packt man sie sofort wieder ein und schickt sie an den zurück, der den Auftrag vergibt. Und genau das haben wir gemacht", sagte der Chef von EADS in Nordamerika, Sean O'Keefe, am Montag.

Auch Boeing habe so gehandelt, das jedenfalls habe das Pentagon ihm versichert, sagte O'Keefe weiter. "Wir müssen sie beim Wort nehmen."

EADS werde die Ausschreibung für den Bau von 179 Tankflugzeugen in diesem Stadium nicht anfechten, sagte O'Keefe weiter. Das Pentagon habe versichert, dass kein Wettbewerber mehr als der andere wisse. Deshalb werde das Missgeschick auch keinen Einfluss auf den Zeitpunkt der Auftragsvergabe haben.

EADS und Boeing streiten seit Jahren um das Milliardengeschäft um den Bau der Tankflugzeuge. Eine erste Ausschreibung hatte 2003 Boeing gewonnen, in einem zweiten Verfahren setzten sich EADS mit dem Partner Northrop Grumman durch. Beide Vergabeverfahren wurden allerdings annulliert, der Auftrag jeweils neu ausgeschrieben. Boeing und Airbus reichten im Juli neue Angebote ein, eine Entscheidung sollte erst im November, dann im Dezember fallen - inzwischen ist vom kommenden Jahr die Rede.

Bergers Selbstversuch

Nach der geplatzten Fusion mit der US-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte will die Unternehmensberatung Roland Berger nun aus eigener Kraft auf Expansionskurs gehen. "Wir werden in den nächsten drei Jahren 100 Millionen Euro investieren und die Zahl der Berater annähernd verdoppeln", sagte Roland-Berger-Chef Martin Wittig dem Handelsblatt.

Das Kapital soll etwa zur Hälfte von Unternehmensgründer Roland Berger kommen, schreibt die Zeitung. Zudem wollen die etwa 180 Partner einen Teil der ihnen zustehenden Gewinne im Unternehmen belassen. "Das ist ein sensationelles Ergebnis: Statt einen großen Scheck zu nehmen, zahlt jeder der Partner lieber einen kleinen Scheck ein", sagte Wittig.

Die Partner hatten sich nach einem Treffen am Wochenende überraschend mit klarer Mehrheit gegen die Übernahme durch Deloitte ausgesprochen. Den Stimmungsumschwung habe Roland Berger mit seiner Investitionszusage ausgelöst.

"Wir waren nicht aktiv auf Partnersuche, man hat uns angesprochen", betonte Wittig nun. Mit dem nun erzielten Ergebnis sei er zufrieden. "Es gab zwischendurch Erschütterungen, aber am Ende ist eben doch alles richtig gelaufen."

Getragen vom Konsum und Investitionen ist die deutsche Wirtschaft im Sommer wie erwartet weiter kräftig gewachsen. Im Vergleich zum Vorquartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Vierteljahr real um 0,7 Prozent zu. Das berichtete das Statistische Bundesamt und bestätigte damit seine erste Berechnung.

Ungeachtet der neu entflammten Sorgen um die Schuldenländer im Euroraum rechnen Volkswirte damit, dass Deutschland sein robustes Wachstum fortsetzt. So erwartet etwa die Commerzbank 2010 einen BIP-Anstieg von rund 3,5 Prozent und 2011 von 2,6 Prozent. Nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank ist die Aufwärtsbewegung derzeit recht gefestigt.

Nach dem Rekord-Quartalswachstum von 2,3 Prozent zuvor hat sich die Dynamik damit zwar abgeschwächt. Dafür wird das Wachstum von Europas Konjunkturlokomotive inzwischen nicht mehr nur von der starken Exportwirtschaft getragen.

Vielmehr kamen positive Impulse vor allem aus dem Inland: Investitionen stiegen um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, private Konsumausgaben um 0,4 Prozent und staatliche um 1,1 Prozent. Bauinvestitionen nahmen nach dem starken Vorquartal um 0,4 Prozent ab. Im Vergleich zum dritten Quartal 2009 legte die Wirtschaftsleistung preisbereinigt um 3,9 Prozent zu. Im Krisenjahr 2009 war die Konjunktur um 4,7 Prozent abgestürzt.

Zuversicht bei HP

Der High-Tech-Konzern Hewlett Packard profitiert von einer wachsenden Nachfrage nach Computern, Servern und Festplatten und hat seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2011 erhöht. Im vierten Geschäftsquartal, das im Oktober endete, schrieb der Konzern einen Nettogewinn von 2,54 Milliarden Dollar, wie Hewlett Packard mitteilte.

Damit übertraf das inzwischen vom deutschen Manager Leo Apotheker geführte Unternehmen die Erwartungen der meisten Analysten. Der Umsatz stieg ebenfalls stärker als erwartet, und zwar um acht Prozent auf 33,3 Milliarden Dollar. Im Geschäftsjahr 2011 erwartet HP nun einen von Sonderposten bereinigten Gewinn zwischen 5,16 und 5,26 Dollar je Aktie. Der Jahresumsatz soll zwischen 132 und 133,5 Milliarden Dollar liegen.

Apotheker kündigte an, sich künftig auf Forschung und Entwicklung zu konzentrieren. Der Manager führte früher die Geschäfte bei SAP und trat sein Amt bei Hewlett Packard am 1. November an. Der Analyst Brian Marshall von Gleacher & Co sprach in einer ersten Reaktion von ermutigenden Zahlen. Auf den ersten Blick sähen sie sehr solide aus. Jane Snorek von First American Funds äußerte sich über den Ausblick auf das nächste Quartal positiv. Die Lage sei etwas besser als erwartet.

In Kauflaune

Deutschlands Verbraucher sind pünktlich zur Hochphase des Weihnachtsgeschäfts in Kauflaune: Der monatlich von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK/Nürnberg) ermittelte Konsumklimaindex befindet sich weiter im Aufwind. Nach revidiert 5,1 Punkten im November sagten die Marktforscher für Dezember mit 5,5 Punkten den höchsten Wert seit Oktober 2007 (6,4 Punkte) voraus.

Es deute sich an, "dass die Binnennachfrage mehr und mehr zu einer verlässlichen Stütze der Konjunktur wird", erklärte die GfK in Frankfurt. Gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt und niedrige Inflation nähren den Optimismus. Es gebe eine "hervorragende Ausgangsposition für ein noch besseres Konsumjahr 2011".

Neue Stromleitungen notwendig

Der endgültige Durchbruch der erneuerbaren Energien in Deutschland ist einer neuen umfassenden Studie zufolge nur mit dem Bau tausender Kilometer neuer Stromleitungen möglich. Um bis zum Jahr 2025 einen Ökostrom-Anteil von knapp 40 Prozent bewältigen zu können, müssen mindestens 3500 Kilometer neue Leitungen gebaut werden, wie aus einer Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) hervorgeht. Ein solcher Ausbau würde den Angaben zufolge knapp zehn Milliarden Euro kosten.

Da es in vielen Regionen massiven Widerstand der Bevölkerung gegen neue Leitungen gibt, untersuchte die Dena auch andere Varianten, bei denen weniger neue Masten und Leitungen in die Landschaft gestellt werden müssen. Durch eine technisch andere Vorgehensweise müssten demnach nur 1700 Kilometer Netz neu gebaut werden, 5700 Kilometer könnten umgerüstet werden. Diese Variante ist demnach allerdings mit rund 17 Milliarden Euro deutlich teurer. Auch die Verlegung der Kabel unter die Erde ist der Studie zufolge mit deutlich höheren Kosten verbunden. Die Variante kostet demnach zwischen 22 Milliarden und 29 Milliarden Euro - und damit doppelt bis dreimal so viel wie die Standardvariante. Der nötige Netzausbau werde in diesem Szenario nur gering auf 3400 Kilometer reduziert.

Wie die Dena weiter mitteilte, ist das Gelingen des Netzausbaus wegen des Widerstands in der Bevölkerung sehr fraglich. Bei der ersten großen Netzstudie im Jahr 2005 hatte die Dena festgestellt, dass bis 2015 rund 850 Kilometer neue Netze gebaut werden müssen. Davon sind den Angaben zufolge bisher lediglich 90 Kilometer realisiert worden. Die neuen Leitungen sind nötig, weil Strom aus erneuerbaren Energien nicht wie bei heute üblichen Kraftwerken immer in relativer Nähe zu den Verbrauchern produziert werden kann. So muss der Strom aus Windparks etwa in Nord- und Ostsee nach Süden transportiert werden. Umgekehrt muss Solarstrom, der oft auf den Hausdächern im Süden der Republik erzeugt wird, nach Norden gelangen. Die Studie wurde von einem großen Kreis von Beteiligten in Auftrag gegeben. Dazu gehören Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium, die Verbände der Windbranche, Netzbetreiber, Energieverbände und Industrieunternehmen. Die Dena befindet sich mehrheitlich in staatlichem Besitz. In ihrer Politikberatung zielt sie nach eigenen Angaben darauf, Strategien aufzuzeigen, um Energie künftig so effizient, kostengünstig und nachhaltig wie möglich zu erzeugen.

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