Rohstoffe:Strahlende Wette

-PHOTO TAKEN 11MAY06- A Kazatomprom worker checks the radiation level of uranium oxide at the East M..

Ein Mitarbeiter der kasachischen Minenfirma Kazatomprom untersucht Yellowcake, einen Mix von Uranverbindungen.

(Foto: Reuters)

Wer braucht schon Uran, wenn keine Kernkraftwerke mehr gebaut werden? Nach der Katastrophe von Fukushima sank der Preis für den Rohstoff rapide. Doch jetzt will ein Investor ausgerechnet mit Uran wieder viel Geld verdienen.

Von Björn Finke

Investmentfonds für Rohstoffe sind nichts Ungewöhnliches. Die Fonds spiegeln die Wertentwicklung von einem oder mehreren Rohstoffen wider, etwa Öl oder Gold. Anleger profitieren von Preissteigerungen, ohne Barren im Tresor oder Ölfässer in der Garage lagern zu müssen. In London soll allerdings Anfang Juli ein doch recht ungewöhnlicher Rohstoff-Fonds an die Börse gehen. Die Gesellschaft Yellow Cake, beheimatet auf der Kanalinsel Jersey, einer Steueroase, will Investorengeld einsammeln, um damit im großen Stil Uran aufzukaufen. Das radioaktive Schwermetall soll an zwei Standorten des Uranproduzenten Cameco in Kanada aufbewahrt werden.

Yellow-Cake-Vorstandschef Andre Liebenberg sagt, mit Aktien seiner Investmentfirma könnten Anleger am "erwarteten Wiederanstieg des Uranpreises" teilhaben. Und da sein Unternehmen keine Minen, sondern nur deren Ausbeute erwerben möchte, seien die Geldgeber vor den Risiken geschützt, die mit dem Betrieb einer Förderstätte zusammenhängen.

Die Minen bauen Uranerz ab. Aus dem Erz werden dann die Uranverbindungen herausgelöst. Das Ergebnis ist ein Pulver von Uranoxiden, das Yellowcake, Gelbkuchen genannt wird - daher der Name der Gesellschaft. Daraus werden Brennelemente für Kernkraftwerke hergestellt. Liebenberg, früher Manager beim Rohstoffkonzern BHP Billiton, hat bereits einen Abnahmevertrag mit dem weltweit größten Uranproduzenten Kazatomprom aus Kasachstan abgeschlossen. Yellow Cake will bis zu 170 Millionen Dollar überweisen und würde dafür eine Menge von Uranoxid erhalten, die fünf Prozent der weltweiten Jahresförderung entspricht. Falls gewünscht, kann Yellow Cake von den Kasachen jedes Jahr weiteres Uranoxid für 100 Millionen Dollar erwerben, und das neun Jahre lang.

Nach der Katastrophe im japanischen Atommeiler Fukushima 2011 legten viele Staaten und Energieversorger Pläne für neue Reaktoren auf Eis. Deutschland beschloss sogar den kompletten Ausstieg aus der Technik. Daher fiel der Preis des Reaktor-Treibstoffs Uran rasant. Die Führung von Yellow Cake glaubt aber, dass die Notierung wieder kräftig steigen wird. So würden Minenbetreiber wegen des niedrigen Preises Förderstätten schließen und nicht in neue investieren. Zugleich, so hofft die Firma, werde die Nachfrage nach Uran zunehmen, denn trotz Fukushima seien weiter zahlreiche Atommeiler im Bau. Uran könnte darum knapp werden.

Die Gesellschaft möchte bis zu 200 Millionen Dollar an der Londoner Börse einsammeln. Ein kanadischer Investor hat schon zugesagt, für 25 Millionen Dollar Aktien zu kaufen. Er geht eine strahlende Wette ein.

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