Süddeutsche Zeitung

Internet-Holding:Rocket-Chef Samwer muss Hedgefonds teuer bezahlen

Oliver Samwer wollte seine Holding Rocket Internet zum Discount-Preis von der Börse nehmen. Doch da hat er die Rechnung ohne den Hedgefonds Elliott aus den USA gemacht.

Von Jan Diesteldorf, Frankfurt

Wenn man es mit Paul Singer zu tun bekommt, dann wird es meistens ziemlich teuer, ihn wieder loszuwerden. Der deutsche Internet-Unternehmer Oliver Samwer lernt das gerade auf die harte Tour: Beim Versuch, seine Firmen-Holding Rocket Internet von der Börse zu nehmen, kam ihm der Milliardär Singer mit seinem Hedgefonds Elliott in die Quere. Er sicherte sich an die 20 Prozent der Anteile und lehnte Samwers Rückkauf-Angebot ab. Mehrere Hundert Millionen Euro wird es den Berliner Unternehmer nun wohl kosten, Elliotts Anteil zu übernehmen.

Während Singer Kasse macht, war die Rocket-Aktie für viele Privatanleger ein Reinfall. Der Deal mit Elliott verdeutlicht, wie billig Samwer seine Anteilseigner im vergangenen Jahr abgefunden hatte. 18,57 Euro bot er den Aktionären, als er die Firma von der Frankfurter Börse nahm. "Delisting" heißt das in der Fachsprache. Rocket-Aktien werden seitdem zwar noch an der Börse Hamburg gehandelt, aber ein Großteil der Transparenz- und Rechenschaftspflichten für regulär börsennotierte Gesellschaften fiel weg. Seinen Anteil an Rocket konnte er durch das Delisting auf 62 Prozent steigern, weil viele Aktionäre das Angebot angenommen hatten. Für sein Vorgehen wurde Samwer heftig kritisiert.

Wohl zu Recht, wie sich jetzt zeigt. Samwers Investment-Firma Global Founders zahlt Elliott 35 Euro pro Aktie, fast doppelt so viel wie ursprünglich vorgesehen. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: Hätte Rocket Internet vor November 2021 einen höheren Preis geboten, hätte das Unternehmen nachträglich allen Aktionären den erhöhten Preis zahlen müssen. Das umgeht man nun.

Für Elliott war die Konfrontation mit Samwer ein gutes Geschäft. Der Hedgefonds ist unter anderem auf Delisting-Fälle spezialisiert, kauft sich nach deren Ankündigung ein, um später einen höheren Preis herauszuschlagen. Analysten der Deutschen Bank hatten den Wert von Rocket Internet schon im vergangenen Jahr auf 30 Euro pro Aktie taxiert. Nach dem Rückzug aus dem regulären Börsenhandel stiegen die Anteile denn auch deutlich im Preis. Die noch verbliebenen Aktionäre werden nun aber erneut benachteiligt: Sie können höchstens ein Viertel ihrer Papiere zu dem Preis verkaufen, den Elliott erhält.

Oliver Samwer und seine beiden Brüder Marc und Alexander waren in der Frühphase des Internets unter anderem mit einer Kopie des Online-Auktionshauses Ebay und dem umstrittenen Handy-Dienst Jamba reich geworden. Später bauten sie mit Rocket Internet Start-ups auf. Bekannte frühere Rocket-Beteiligungen sind etwa der Modehändler Zalando oder der Essenslieferdienst Hello Fresh. 2014 ging Rocket Internet selbst an die Börse - zu einem Ausgabepreis von 42,50 je Aktie.

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