Robotersteuer:Besteuert Gewinne, nicht Roboter!

Robotersteuer: Bill Gates fordert eine Steuer auf Roboter, die Jobs von Menschen übernehmen. Für Deutschland hätte das allerdings Tücken.

Bill Gates fordert eine Steuer auf Roboter, die Jobs von Menschen übernehmen. Für Deutschland hätte das allerdings Tücken.

(Foto: imago stock&people)

Maschinen erledigen künftig immer mehr Jobs. Ausgerechnet Bill Gates will diese Entwicklung mit einer neuen Steuer bremsen. Es zeichnet sich ein Klassenkampf ab, in dem die Masse aufstehen muss, will sie nicht im Elend enden.

Kommentar von Alexander Hagelüken

Es ist ungehörig, einen 61-Jährigen mit einem Lehrling zu vergleichen. Trotzdem drängt sich einem dieser Vergleich auf, wenn man von Bill Gates' Vorschlag hört, Roboter zu besteuern. Ausgerechnet der Microsoft-Gründer möchte die Digitalisierung bremsen, die sein Konzern anfachte und die ihn zum reichsten Mann der Erde machte. Das erinnert an Goethes Zauberlehrling, der die Geister bannen will, die er rief: Der Besen, den er zum Knecht formte, schleppt zu viel Wasser an, er überschwemmt das ganze Haus.

Es spricht nicht gegen, sondern für Gates, dass er über die Zukunft der Menschheit nachdenkt. Der Softwarepionier erkennt: Der technische Fortschritt steht an einem Wendepunkt. Jahrhundertelang übernahmen Maschinen vor allem die ungeliebte Plackerei, ob auf Äckern oder in Fabriken. Der Mensch fand angenehmere und besser bezahlte Tätigkeiten. Ein toller Deal.

Maschinen gefährden gleichzeitig Arbeiter und Akademiker

Seit einiger Zeit jedoch merken Deutsche mit geringen bis mittleren Qualifikationen, dass sie schwerer Arbeit finden. Maschinen ersetzen nun auch Fabrikwerker und Sachbearbeiter. Denen bleiben oft nur unsichere, mäßig bezahlte Jobs, ob als Paketboten, Sicherheitsleute oder im Callcenter. Die Löhne stagnieren bis hinauf in die Mittelschicht; die Ungleichheit steigt. Neben der Globalisierung liegt das auch in der Technologie begründet.

Die etablierten Parteien im Westen ignorierten diesen Trend. Sie verschärften die Lage noch, weil sie Steuern der Reichen senkten und Sozialleistungen der Verlierer kürzten. Jetzt zeigen ihnen die Unzufriedenen wie bei der US-Wahl den Finger. Nun erwägt erstmals seit Langem ein SPD-Kanzlerkandidat, Gerechtigkeit ins Zentrum seiner Kampagne zu stellen.

Das alles liefert einen Vorgeschmack darauf, was die Digitalisierung in den nächsten Dekaden auslösen könnte. Maschinen steuern auf einmal Lkw und bringen Patienten Essen. Sie scannen Rechtsfälle und Finanzdaten in einem Tempo, das Anwälte und Analysten überflüssig macht. Sie gefährden gleichzeitig Arbeiter und Akademiker, wobei unklar bleibt, wie viele Betroffene etwas Neues finden. Forscher warnen, die Digitalisierung ersetze in den kommenden 20 Jahren jeden zweiten Arbeitsplatz in Amerika und Europa. "O du Ausgeburt der Hölle!", verflucht Goethes Zauberlehrling den Besen, "soll das ganze Haus ersaufen?"

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