Roboterautos:Ende der Fahrt

Roboterwagen-Technik - Anthony Levandowski

Als die Hoffnungen noch groß waren beim Fahrdienstleister Uber: Anthony Levandowski, Chef des nun verkauften Programms für selbstfahrende Autos, spricht im Jahr 2016 über Robo-Taxi-Tests in San Francisco.

(Foto: Eric Risberg/dpa)

Der Fahrdienstleister Uber hat ursprünglich alles auf Robo-Taxis gesetzt. Ausgerechnet dieses Unternehmen gibt nun jedoch die Entwicklung solcher Technik auf. Was bedeutet das für die deutschen Hersteller?

Von Max Hägler, Stuttgart

Man kann diesen Deal als kleine Flurbereinigung ansehen, wie sie in den USA immer wieder passiert: Das eine Start-up verkauft Ideen und Pläne an ein anderes, so läuft es eben. Aber tatsächlich ist der Verkauf der auf vier Milliarden Dollar taxierten Robo-Taxi-Sparte durch den Fahrdienstleister Uber an das junge US-Unternehmen Aurora viel mehr: Einer der wichtigsten Treiber der Mobilität der Zukunft, Uber, hat das Handtuch geworfen. Und zwar ausgerechnet in dem Bereich, der eigentlich als Existenzgrundlage gilt.

Uber ist neben Lyft und Didi eines der Unternehmen, die per App unkompliziert Fahrten vermitteln. In den USA hat der Dienst den normalen Taxis so längst den Rang abgelaufen. Ein gewaltiger Plan, der viel Geld kostet - aber keinen Gewinn bislang bringt: Zu teuer sind die Fahrerinnen und Fahrer. Die Idee des Gründers und langjährigen Chefs Travis Kalanick ist deshalb seit Anbeginn: Eine Plattform aufbauen und dann möglichst bald die menschlichen Chauffeure durch Roboter ersetzen. Dann, irgendwann in zehn Jahren, so verheißt Uber, machen die Investoren Gewinn, und zwar so richtig.

Doch nun zeigt sich: hochfliegende Träume werden nicht einfach so wahr, selbst wenn sie an der Börse höchstbewertet sind. Erst im Jahr 2016 hatte Uber seine Basteleien in diesem Bereich beschleunigt, indem sie Anthony Levandowski samt seiner kleinen Firma kauften. Der Mann war einer der entscheidenden Entwickler bei der Google-Robo-Taxi-Tochter Waymo. Doch es hakte schon bald: Google verklagte ihn wegen Datendiebstahls, er musste 179 Millionen Dollar an den früheren Arbeitgeber zahlen. Und dann war da vor einem Jahr ein tödlicher Unfall: Ein Testwagen mit Uber-Technik an Bord erkannte eine Frau nicht, die nachts ein Fahrrad über die Straße schob.

Spätestens seitdem war klar, dass das mit den selbstfahrenden Autos komplizierter ist, als andauernd beschworen. Die milliardenteure Entwicklung ist augenscheinlich selbst für Uber zu teuer, trotz des vielen Geldes von der Börse. Das Unternehmen fokussiert sich nun aufs Plattformgeschäft alleine, also die Fahrdienstvermittlung, die noch ausgebaut werden soll, etwa in Deutschland durch den Kauf des Freenow-Angebots. Der Käufer Aurora - selbst befasst mit Robo-Taxis - soll die Robo-Technik für Uber entwickeln.

"Das ist ein riesiger Kompetenzverlust für Uber", sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, denn so würde Uber in einem künftigen Robo-Taxi-Markt einen entscheidenden Teil der Wertschöpfung abgeben. Uber-Chef Dara Khosrowshahi hat hingegen eine für US-Verhältnisse ungewöhnlich kurzfristig anmutende Perspektive: "Dies bringt uns auf dem Weg zur Rentabilität maßgeblich voran", begründet er den Verkauf. Im kommenden Jahr soll Uber auch dadurch endlich mal schwarze Zahlen schreiben. Die Auswirkungen für deutsche Hersteller sind übrigens überschaubar, denn US-Firmen und Chinesen liegen nach Einschätzung des Experten Bratzel weiterhin vorne: An der Spitze Waymo, es folgen mit Abstand Intel, GM, Baidu und in einem dritten Schwung AutoX, Baidu, Didi, Tesla, Hyundai und Volkswagen.

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