Haushaltsroboter:Schlauer saugen

Neato D10

Mehl-Malheur: Der Roboter-Staubsauger D10 von Neato im Einsatz.

(Foto: Neato/oh)

Krümel und Wollmäuse aufsaugen, das können alle Roboter-Staubsauger. Die Unterschiede liegen in der Intelligenz, sagt Thomas Nedder, Chef der Vorwerk-Tochter Neato.

Von Helmut Martin-Jung, Berlin

Staubsaugen - wer macht das schon wirklich gern? Kein Wunder, dass sich der Verkauf von Roboter-Staubsaugern sehr gut entwickelt. Wurden 2017 weltweit noch etwa 7,5 Millionen der akkubetriebenen Flundern verkauft, werden es 2020 Schätzungen zufolge bereits 20 Millionen werden. Nicht einmal die Corona-Krise habe dem Geschäft etwas anhaben können, sagt Thomas Nedder, Chef des amerikanischen Herstellers Neato. Ganz im Gegenteil: "Die Menschen legen mehr Wert auf Sauberkeit, weil sie jetzt mehr zu Hause sind." In den nächsten Jahren, kalkuliert man in der Branche, werde das Volumen, das in diesem Markt stecke, auf 6,5 Milliarden Dollar wachsen.

Doch wie sich abheben von all den anderen? Mehr als 100 verschiedene Modelle haben eine ganze Reihe von Herstellern bereits auf den Markt gebracht, darunter auch Konzerne wie Samsung. Für Nedder ist der Weg klar: Er will Neato zur Premium-Marke machen. Dass die Geräte einer solchen Marke gut saugen müssen, versteht sich da von selbst, das können viele. "Aber", sagt Nedder, "die Mehrheit der Konkurrenzmodelle fährt bloß irgendwie durch die Gegend und saugt Krümel auf. Wir nennen sie bump arounds." Zu deutsch etwa Herum-Rumpler.

Besser machen will es Neato mit einer Navigation, die mithilfe künstlicher Intelligenz arbeitet. Dabei erfasst ein Laserstrahl die Umgebung und erstellt eine Karte des Raumes. Das funktioniert - anders als bei Geräten mit Kameras - auch im Dunkeln. Zudem würden dabei auch keine Bilder in der Cloud gespeichert, gut für Menschen, die die Wert auf ihre Privatsphäre legen.

Mit der App kann man auch Bereiche festlegen, die nicht gesaugt werden sollen

Mit seinem neu zusammengestellten Team hat Nedder auch eine neue App erarbeiten lassen. Damit soll nicht nur die Inbetriebnahme eines neuen Saugers einfacher werden, darin können auch Bereiche festgelegt werden, die er nicht befahren soll. Ein weiteres Merkmal der Neato-Geräte ist ihr intelligentes Lade-Management. Wenn der Sauger mit einem Zimmer nicht ganz fertig wurde, weil ihm der Saft ausging, lädt er nur soviel nach, wie es braucht, um das Zimmer fertig zu saugen, danach erst fährt er zurück und lädt wieder voll auf.

Knapp 200 Mitarbeiter beschäftigt Neato, die Zentrale sitzt im Silicon Valley in Kalifornien, gefertigt wird in China. Bereits seit 2010 hatte der deutsche Hersteller Vorwerk eine Beteiligung an Neato, 2017 übernahmen die Deutschen die Firma dann ganz. Zu den wichtigsten Konkurrenten zählt iRobot, ebenfalls eine US-Firma, die auch schon lange auf diesem Gebiet arbeitet.

Vor den Konzernen hat Nedder dagegen eher weniger Angst. "Von den Großen", sagt er, "hat sich keiner um die Robotik gekümmert." Er reklamiert daher eine technologische Überlegenheit, basierend auf 15 Jahren Erfahrung und acht Generationen von Haushaltsrobotern. Aber er weiß auch, dass technologische Überlegenheit nicht immer ausreicht, um im Markt zu bestehen. Deshalb will er noch mehr als bisher Wert darauf legen, den Kunden zu erklären, was bei diesen Geräten wichtig ist.

Für künftige Staubsauger erwartet er sowohl bessere Akkus, als auch effizientere Motoren - das zusammen soll dazu führen, die Saugleistung noch zu steigern. Das ist auch wichtig, um sogenannte Hepa-Filter einbauen zu können. Denn die besseren unter diesen Filtern brauchen mehr Saugleistung als die kleinen Roboter bisher zur Verfügung stellen können. Eine 24 Stunden besetzte Hotline soll zudem Kunden bei Problemen schnell helfen - wie man es von einem Premium-Produkt eben erwarte, sagt Nedder.

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