Robo-Suche:Sieben Schritte zum richtigen Robo

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Die Unterschiede sind groß. Wer einen digitalen Vermögensverwalter sucht, sollte vor allem auf die Kosten achten. (Foto: Tomohiro Ohsumi/getty images)

Was Anleger wissen sollten, bevor sie ihr Geld einer Maschine anvertrauen.

Von Marcel Grzanna

Ein Robo-Advisor ist nicht für jeden Anleger geeignet. Die Maschinen ermöglichen den Kunden Investitionen in digital zusammengestellte Portfolios, die meist aus Exchange Traded Funds (ETF) bestehen. Es sind Algorithmen, nicht Menschen, die dem Anleger nach der Auswertung eines kurzen Fragenkatalogs ein persönliches Anlageprofil vorschlagen. Die Produktpalette der Anbieter umfasst zwar auch Spar-und Rentenpläne oder spezielle Angebote für Kindersparpläne. Dennoch empfehlen Verbraucherschützer besonders Neueinsteigern in den Wertpapiermarkt, erst einmal die Finger von den Robos zu lassen. Mindestens Grundkenntnisse im Umgang mit Aktien oder Anleihen seien erforderlich, um böse Überraschungen zu vermeiden. Der richtige Umgang mit Robos in sieben Schritten:

1. Investitionssumme festlegen

Die Frage, wie viel man investieren kann, stellt sich immer, wenn man in Wertpapiere investiert. Denn absolute Sicherheit gibt es nicht an den Finanzmärkten, selbst wenn man eine risikoarme Strategie fährt. Deswegen empfehlen Experten, immer nur so viel Geld anzulegen, wie man es sich wirklich leisten kann zu verlieren. Wichtig ist auch, sich über den eigenen Anlagehorizont Gedanken zu machen. Weil langfristige Kapitalanlage sicherer ist als kurzfristige, sollte der Anleger eine Vorstellung seiner finanziellen Bedürfnisse in den kommenden Jahren vor Augen haben. Wenn das Depot vorzeitig aufgelöst werden muss, weil man seine Pläne über den Haufen wirft, sind Verluste nicht auszuschließen.

2. Den Robo auswählen

Um sich einen Überblick zu verschaffen, sollten Robo-Neulinge sich über Testresultate von Verbraucherschützern oder durch unabhängige Branchenmagazine informieren und die Stärken und Schwächen eines Anbieters vergleichen. Handelt es sich um einen regulierten Robo? Wie hoch sind die Kosten und die Mindestanlagesumme? Wie sieht die Anlagestrategie aus?

3. Versteckte Kosten aufspüren

Verbraucherschützer erinnern daran, dass manche Anbieter Gebühren hinter dem Anmeldeprozess verstecken. Darüberhinaus variieren die Kosten. Manche Robo-Advisors bieten das Management zu geringen Kosten an, andere verlangen für die Dienstleistung jährlich fast bis zu drei Prozent. Aktive Strategien sind teurer als passive, weil der Aufwand entsprechend höher ist. Der Fonds, in den man investiert, kostet auch unterschiedlich viel Geld.

4. Ein Risikoprofil erstellen

Im Rahmen des Onboardings erstellt der Nutzer ein Risikoprofil. Über diverse Fragen will der Robo-Advisor herausbekommen, welche Risikobereitschaft der potenziell neue Kunde mitbringt. Anhand dieser Angaben erstellt der Computer ein Portfolio und bietet es dem Kunden an. Der Algorithmus verarbeitet die Angaben, ohne sich darum zu kümmern, ob sie wirklich stimmen. Deshalb ist es wichtig, dass man nicht voreilig seine Antworten gibt, sondern tatsächlich gut überlegt. Je präziser die Eingaben sind, desto genauer sollte das Risikoprofil sein. Tatsächlich ist das aber nicht bei jedem Anbieter der Fall.

5. Risikoprofile vergleichen

Um sich beim Erstellen eines Risikoprofils abzusichern, lohnt es sich, verschiedene Robo-Advisors mit den exakt gleichen Antworten zu füttern, um deren jeweiligen Portfolio-Vorschlag zu erhalten. Wer ausreichend Erfahrung mitbringt, kann die Unterschiede und damit die Qualität der einzelnen Profile vergleichen. Um die Qualität eines Robo-Advisors zu prüfen, kann man testweise auch mehrere Profile entwickeln, indem man leicht abweichende Angaben beim selben Anbieter macht. Wenn die Risikoprofile dennoch identisch sind, nimmt es der Robo vielleicht nicht so genau, wie Verbraucherschützer es sich wünschen.

6. Auf die Strategie achten

Es gibt mittlerweile Robos mit aktiven und passiven Strategien und welche, die Mischformen verfolgen. Der wesentliche Unterschied zwischen den Strategien liegt dabei in der Dynamik des Umschichtens. Aktiv bedeutet, dass der Robo-Advisor Werte beimischen oder verkaufen kann. Dieses Umschichten führt jedoch zu Kosten, ohne, dass der Erfolg dafür garantiert ist. Die meisten Robos folgen einem passiven Ansatz mittels ETF (Exchange Traded Funds). Diese an der Börse gehandelten Fonds folgen einfach einem Index wie dem Dax oder dem MSCI World und bilden diesen eins zu eins nach. Da die Fonds relativ günstig sind, eine möglichst breite Diversifizierung ermöglichen und laut Studien mehr Rendite erzielen als aktive Fonds, ist die passive Strategie zu bevorzugen. Anleger sollten bei Robos mit aktiven Strategien und auch bei Mischformen vorsichtig sein, da diese in der Regel nur teurer sind, der Vorteil aber oft nicht erkennbar ist.

7. Onboarding

Der Onboarding-Prozess wird nach der Zusammenstellung des Portfolios abgeschlossen. Stimmt der Nutzer zu, eröffnet er ein Konto. Per Video-Ident oder Post-Ident werden die persönlichen Daten abgeglichen. Die Post-Ident kann jedoch einige Tage verschlingen. Wem das zu lange dauert, der sollte die andere Option wählen. Danach kann der Kunde den gewünschten Betrag auf sein Depotkonto einzahlen, und der Robo kann seine Arbeit aufnehmen.

© SZ vom 13.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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